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Prügel für die Bank

Wenn es Banken dieser Tage an den Kragen geht, vermutet der unbescholtene Bürger – wohl oft auch zu Recht – dass dies nicht ganz ungerechtfertigt sein könnte. Dabei werden gefühlte Ungerechtigkeiten des (mächtigen) Bankhauses gegenüber dem (hilflosen) Kunden gern als Beleg genommen. Und in der Tat haben sich viele Banken kaum besonders bemüht, kundenfreundlich zu agieren oder zumindest zu erklären, warum sie eine gewisse Marge verdienen müssen und wie sie mit Risiken umgehen.

BÖRSE am Sonntag

Wenn es Banken dieser Tage an den Kragen geht, vermutet der unbescholtene Bürger – wohl oft auch zu Recht – dass dies nicht ganz ungerechtfertigt sein könnte. Dabei werden gefühlte Ungerechtigkeiten des (mächtigen) Bankhauses gegenüber dem (hilflosen) Kunden gern als Beleg genommen. Und in der Tat haben sich viele Banken kaum besonders bemüht, kundenfreundlich zu agieren oder zumindest zu erklären, warum sie eine gewisse Marge verdienen müssen und wie sie mit Risiken umgehen.

Es gilt wohl weiterhin das alte Wort von der Bank, die einem einen Regenschirm leiht und ihn sofort wieder zurückhaben will, wenn es anfängt zu regnen. Mittelständler, Handwerker und Selbstständige müssen inzwischen viel unbezahlte Zeit auf ihre Finanzierung verwenden und sehen abends in den Nachrichten mit Erstaunen, dass einzelne Goldman-Sachs-Mitarbeiter beispielsweise einen Jahresbonus nach Hause tragen, der das Lebenseinkommen eines Schreinermeisters weit übersteigt. Nicht ganz auszuschließen, dass daher eine gewisse Schadenfreude herrscht, wenn ein Haus wie die Deutsche Bank verklagt wird und um hohe Zahlungen vielleicht nicht herumkommt. Allerdings ist es doch angesichts der aktuellen Fälle in den USA nicht unbedingt gerechtfertigt. Denn der Staat hat nicht immer recht. Zweierlei Vorwürfe sind vonseiten der amerikanischen Behörden letzte Woche ins Feld geführt worden: In New York lautet die Anschuldigung, die Bank habe Hypotheken an fast mittellose Schuldner vergeben, die sich ein Haus wünschten und es auch bekamen. Insofern hat die Bank mit dem Erwerb des amerikanischen Baufinanzierers „Mortgage IT“ im Jahr 2007 keinen so glücklichen Griff getan – kurz vor der Immobilienkrise nämlich. Den Zusammenbruch des Marktes hatten nur wenige vorausgesehen und auch die nannten leider keinen Zeitpunkt dafür. Nun war es erklärte Politik der US-Regierung, die dafür auch den sogar ziemlich willigen Notenbankchef Greenspan in die Pflicht nahm, jedem Amerikaner Wohneigentum zu verschaffen. Ein törichtes Ziel, aber der Staat förderte es und übernahm Bürgschaften sogar für Hypotheken, deren Schuldner ein Eigenkapital von 3% aufbringen konnten. Keine Bank, die noch ganz bei Trost ist, darf so ein Angebot ausschlagen. Und keine tat es. Dass in diesem speziellen Fall ausgerechnet ein ausländisches Institut zuerst verklagt wird, ist doch interessant. Mal sehen, wen es noch trifft. Schließlich verlangt die Stadt Los Angeles Strafe für die Deutsche Bank: Sie habe sich um ihre Immobilien nicht gekümmert, sie verwahrlosen lassen und ihre Mieter zum Auszug gezwungen und damit ganze Stadtviertel dem Verfall preisgegeben. Die Deutsche Bank, ein Slumlord in Kaliforniens Metropole? Vielleicht nicht, denn die Bank weist darauf hin, dass sie Finanz-Treuhänder war – die Verwaltung der Gebäude lag bei „Loans & Services“, einem kalifornischen Unternehmen. Fazit aus Sicht der Deutschen: Der Falsche wird verklagt. Also alles nur Rachegelüste? Vielleicht nicht das, sondern ein Missverständnis. In vielen Fällen, so auch bei den deutschen Kommunen, die sich mit riskanten Finanzwetten in die Bredouille brachten, ist den Beteiligten eines nicht klar: Die Bank geht nur ins Risiko, solange sie muss. Ihr Geschäft ist die Vermittlung. Wenn sie Risiken trägt, sucht sie immer jemanden, der sie übernimmt. Das ist Geschäftsgrundlage. Am anderen Ende des Tisches sitzt meist ein anderer Spieler, der die Gegenposition einnimmt. Das muss man wissen, ehe man schimpft oder klagt.

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