Schutzgeld
Der Wolf im Schafspelz ist eine Erscheinung, die offenbar nicht aussterben kann. Es gibt einfach zu viele Schutzlose, die Hilfe brauchen, und da bewirbt sich eben auch mancher als Retter, der es nicht verdient hat, und treibt das Schutzgeld ein, von dem er lebt. Nie reicht es überdies, und wenn ein Streiter für die Entrechteten und Geknechteten im Laufe der Jahre sieht, wie leicht einer übers Ohr gehauen werden kann und wie selten die Schuldigen belangt werden – ja, welche übermenschlichen Charaktereigenschaften braucht denn so ein Sheriff, um nicht zum Gangster zu werden?
Der Wolf im Schafspelz ist eine Erscheinung, die offenbar nicht aussterben kann. Es gibt einfach zu viele Schutzlose, die Hilfe brauchen, und da bewirbt sich eben auch mancher als Retter, der es nicht verdient hat, und treibt das Schutzgeld ein, von dem er lebt. Nie reicht es überdies, und wenn ein Streiter für die Entrechteten und Geknechteten im Laufe der Jahre sieht, wie leicht einer übers Ohr gehauen werden kann und wie selten die Schuldigen belangt werden – ja, welche übermenschlichen Charaktereigenschaften braucht denn so ein Sheriff, um nicht zum Gangster zu werden?
In der Tat soll es bei der SdK, der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, früher Kleinaktionäre, mindestens einen gegeben haben, der die Tricks der dunklen Seite für sein eigenes Wohl nutzbar gemacht hat; er und weitere Beteiligte sitzen in Untersuchungshaft, für die schon allein die mutmaßlich ergaunerten Millionensummen sprechen – Fluchtgefahr hat es schon bei geringeren Summen und Vergehen gegeben. Für eine Verbraucherschutztruppe ist so etwas der Super-GAU. Vermutlich frisst sich der enorme Schaden auch durch bis zu anderen, gänzlich unbeteiligten Organisationen der gleichen Wirkungsfelder, die daher schon jetzt auf die SdK nicht mehr gut zu sprechen sein dürften. Andererseits: Mit der stetig wachsenden Rolle der Aktionärsschützer hätte längst eine erheblich stärkere Professionalisierung einhergehen müssen. Schließlich handelt es sich nicht mehr um kleine Klitschen, die versprengten Nörglern ein Forum und Paranoiden Schutz geben. Längst sitzen Aktionärsschützer in namhaften Aufsichtsräten, beeinflussen die Tagesordnungen und mitunter den Ausgang von Hauptversammlungen. So darf, so soll es vielleicht sein – allerdings hinkt offenbar die Organisation der eigenen Unabhängigkeit und der blütenreinen Weste etwas hinterher. Niemand wird vollständig ausschließen können, dass sich jemand in einer solchen Vereinigung unrechtmäßig bereichert. Allerdings sollte man erwarten, dass dann unmittelbar energisch eingeschritten wird, wenn auch nur der leiseste Verdacht entsteht. Als Vertreter von Tausenden privaten Aktionären kann man es nicht einfach so abtun, wenn die Staatsanwaltschaft vor der Tür steht, zumal wenn dies nicht das erste Mal ist. Die gegenwärtige Rolle der SdK in den laufenden Ermittlungen macht nicht den Eindruck, als herrsche dort entschlossene Alarmstimmung. Aller Erfahrung nach aber kommt zumindest das Letztere noch: Es dauert manchmal, bis schlimme Botschaften gänzlich durchsickern im Apparat. Was kann man aus der noch laufenden Affäre bereits jetzt lernen? Gerade von teils selbsternannten Schutzanbietern darf man auf allen Ebenen völlige Transparenz, einen straffen Kodex und erhöhte Fähigkeit zur Selbstkritik erwarten. Dies aber fällt gerade solchen Organisationen erfahrungsgemäß besonders schwer, denn die meisten von ihnen haben eine Mission, eine Botschaft, die sie in den eigenen Augen bereits aus der Masse heraushebt – von Umwelt-, Baum- und Lebensmittelschützern reicht jenes Spektrum, das dazu verleitet, sich für etwas irgendwie Unantastbares zu halten. Das fördert potenziell die Hybris. Vielleicht sollte sich der einzelne schutzwürdige Bürger doch einfach auf die geltenden Gesetze verlassen und der Staat sie wachsam durchsetzen – so mancher selbsternannte Sheriff des Wahren, Guten, Schönen wäre dann überflüssig.