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Schwankungen bleiben

Die abgelaufene Woche war wieder ein Musterbeispiel für die Schwankungsbereitschaft der Aktienmärkte. Die wilden Sprünge hatten erneut mit dem Thema Rettungsschirm zu tun: Nachdem der Bundestag mit großer Mehrheit die Ausstattung des Rettungsfonds mit 440 Mrd. Euro gebilligt hatte, war die tags zuvor spürbare Freude der Anleger schon wieder vollkommen verflogen. Denn der Fonds ist ja keineswegs ein Allheilmittel. Weiterhin spaltet sich die Zunft der Ökonomen auf in erbitterte Gegner einer jeden Staatenrettung und solche, die gar keinen anderen Ausweg sehen, will man das Auseinanderbrechen der Eurozone vermeiden. Diese sich glatt widersprechenden Positionen verunsichern die Märkte noch zusätzlich: Da das Vorhaben, Griechenland zu retten, Portugal und Irland weiter zu stützen und ein Auge auf Spanien und Italien zu haben, in solcher Form in der Wirtschaftsgeschichte noch niemals vorgekommen ist, wird man wohl erst aus der Beobachtung der Praxis lernen können, ob es denn nun richtig war, wie man sich das in der EU so gedacht hat. Ein Experiment mit hohem Schadenspotenzial: Gut möglich, dass am Ende Griechenland doch bestätigen muss, was es technisch schon  ist: pleite nämlich. Im schlimmsten Fall wären die Hilfsmilliarden versickert, der Staat zahlungsunfähig und die Bevölkerung auf der Straße. Wobei die bereits ständig stattfindenden Proteste und Demonstrationen eine Gefahr in mehrerlei Hinsicht darstellen. Die griechische Regierung kann offenbar den Betroffenen ihrer Sparmaßnahmen nicht vermitteln, dass es anders nicht geht. Noch sind außerdem viele Wohlhabende de facto ausgenommen von zusätzlichen Belastungen. Da rächt sich, dass es weder genügend Personal noch gut organisierte Abläufe gibt, um Steuern und Zölle einzutreiben. Griechenland bräuchte eine lange Übergangszeit, um die geschlossenen Berufe zu liberalisieren, das Steuersystem anzupassen und die Altersversorgung schonend zu modernisieren. Diese Zeit haben die Finanzmärkte dem Land nicht gelassen. Der Rettungsschirm kauft nun diese Zeit für einen hohen Preis. Befürchtungen sind nicht von der Hand zu weisen, dass das Land nun vom Druck entlastet wird, den die Finanzmärkte über ihre Zinsforderungen aufgebaut hatten. Das ist die reine Lehre: Alles hat einen Preis und es hilft auf Dauer nicht, diesen künstlich zu beeinflussen. Bleibt zu hoffen, dass der europäische Rettungsschirm nicht ohne Geld dastehen wird, ehe Athen die ersten Erfolge der Sparmaßnahmen sehen kann. Bleibt noch die Ansteckungsgefahr. In der abgelaufenen Woche musste Italien bei einer Staatsanleihenauktion mit 5,9% die höchsten Zinsen bieten, seit es Anleihen gibt. Man sagt, dass Belastungen ab 6% für ein Land nicht mehr auf Dauer zu finanzieren sind. Auch Italien also ist schon im Fokus und die Anleihenkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) haben nicht dauerhaft geholfen, den Zinssatz niedrig zu halten. Auch von Rom wird also konsequente Sparpolitik erwartet, die die EZB in dem nun öffentlich gewordenen Brief in deutlichen Worten angemahnt hat. Hinter den Kulissen der Euro-Bühne dürfte ein rauer Ton herrschen und die Schwankungen der Märkte sind nicht dazu angetan, die Harmonie in der europäischen Politik zu fördern.

BÖRSE am Sonntag

Die abgelaufene Woche war wieder ein Musterbeispiel für die Schwankungsbereitschaft der Aktienmärkte. Die wilden Sprünge hatten erneut mit dem Thema Rettungsschirm zu tun: Nachdem der Bundestag mit großer Mehrheit die Ausstattung des Rettungsfonds mit 440 Mrd. Euro gebilligt hatte, war die tags zuvor spürbare Freude der Anleger schon wieder vollkommen verflogen. Denn der Fonds ist ja keineswegs ein Allheilmittel. Weiterhin spaltet sich die Zunft der Ökonomen auf in erbitterte Gegner einer jeden Staatenrettung und solche, die gar keinen anderen Ausweg sehen, will man das Auseinanderbrechen der Eurozone vermeiden. Diese sich glatt widersprechenden Positionen verunsichern die Märkte noch zusätzlich: Da das Vorhaben, Griechenland zu retten, Portugal und Irland weiter zu stützen und ein Auge auf Spanien und Italien zu haben, in solcher Form in der Wirtschaftsgeschichte noch niemals vorgekommen ist, wird man wohl erst aus der Beobachtung der Praxis lernen können, ob es denn nun richtig war, wie man sich das in der EU so gedacht hat. Ein Experiment mit hohem Schadenspotenzial: Gut möglich, dass am Ende Griechenland doch bestätigen muss, was es technisch schon  ist: pleite nämlich. Im schlimmsten Fall wären die Hilfsmilliarden versickert, der Staat zahlungsunfähig und die Bevölkerung auf der Straße. Wobei die bereits ständig stattfindenden Proteste und Demonstrationen eine Gefahr in mehrerlei Hinsicht darstellen. Die griechische Regierung kann offenbar den Betroffenen ihrer Sparmaßnahmen nicht vermitteln, dass es anders nicht geht. Noch sind außerdem viele Wohlhabende de facto ausgenommen von zusätzlichen Belastungen. Da rächt sich, dass es weder genügend Personal noch gut organisierte Abläufe gibt, um Steuern und Zölle einzutreiben. Griechenland bräuchte eine lange Übergangszeit, um die geschlossenen Berufe zu liberalisieren, das Steuersystem anzupassen und die Altersversorgung schonend zu modernisieren. Diese Zeit haben die Finanzmärkte dem Land nicht gelassen. Der Rettungsschirm kauft nun diese Zeit für einen hohen Preis. Befürchtungen sind nicht von der Hand zu weisen, dass das Land nun vom Druck entlastet wird, den die Finanzmärkte über ihre Zinsforderungen aufgebaut hatten. Das ist die reine Lehre: Alles hat einen Preis und es hilft auf Dauer nicht, diesen künstlich zu beeinflussen. Bleibt zu hoffen, dass der europäische Rettungsschirm nicht ohne Geld dastehen wird, ehe Athen die ersten Erfolge der Sparmaßnahmen sehen kann. Bleibt noch die Ansteckungsgefahr. In der abgelaufenen Woche musste Italien bei einer Staatsanleihenauktion mit 5,9% die höchsten Zinsen bieten, seit es Anleihen gibt. Man sagt, dass Belastungen ab 6% für ein Land nicht mehr auf Dauer zu finanzieren sind. Auch Italien also ist schon im Fokus und die Anleihenkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) haben nicht dauerhaft geholfen, den Zinssatz niedrig zu halten. Auch von Rom wird also konsequente Sparpolitik erwartet, die die EZB in dem nun öffentlich gewordenen Brief in deutlichen Worten angemahnt hat. Hinter den Kulissen der Euro-Bühne dürfte ein rauer Ton herrschen und die Schwankungen der Märkte sind nicht dazu angetan, die Harmonie in der europäischen Politik zu fördern.