Schwanz mit Hund
Die Geschichte des Volkswagen-Konzerns ist, gelinde gesagt, abwechslungsreich. Seine Führer waren stets bemüht, die Bedeutung zu steigern – was natürlich im Sinne eines jeden Unternehmens ist. In jüngster Zeit gehörte zu dieser Strategie auch die Politik gegenüber Suzuki. Das Unternehmen, das zu knapp 20% in den Händen der Wolfsburger ist, will sich freischwimmen. Hinter den Kulissen tobt Streit. Dabei wäre VW gar nicht so sehr auf den kleinen Hersteller angewiesen. Aber es geht um globale Präsenz, und da kennt man kein Pardon.
Die Geschichte des Volkswagen-Konzerns ist, gelinde gesagt, abwechslungsreich. Seine Führer waren stets bemüht, die Bedeutung zu steigern – was natürlich im Sinne eines jeden Unternehmens ist. In jüngster Zeit gehörte zu dieser Strategie auch die Politik gegenüber Suzuki. Das Unternehmen, das zu knapp 20% in den Händen der Wolfsburger ist, will sich freischwimmen. Hinter den Kulissen tobt Streit. Dabei wäre VW gar nicht so sehr auf den kleinen Hersteller angewiesen. Aber es geht um globale Präsenz, und da kennt man kein Pardon.
Schon gar nicht, wenn, wie berichtet, Fiat den Zuschlag für eine Dieselmotorenlieferung bekommt. Das steht dem unausgesprochenen, wenn auch kaum bestrittenen Wunsch des VW-Konzerns nach Eingliederung einer zwölften Marke diametral entgegen. Aber auch ansonsten scheint bei den Überlegungen von Volkswagen nicht immer alles vollkommen rational zuzugehen. Beispielsweise der Wettkampf mit Toyota: Ist es tatsächlich von geschäftlich sinnvoller Bedeutung, der größte Autohersteller der Welt zu sein? Wäre es nicht einfach bedeutender, zu den Besten zu gehören? VW wird natürlich behaupten, das sei beides machbar. Aber der Ausflug in die Regionen eines Phaeton war ja weniger erfolgreich, wie man weiß. Andererseits gehören Brot-und Butter-Autos wie der Golf inzwischen zur automobilen oberen Mittelklasse. Angefangen hatte die eckige Kiste als Käfer-Nachfolger – das mag man sich heute gar nicht mehr vorstellen: Mit Regensensor, Tempomat und allem Möglichen, was früher nur großkalibrige Limousinen mitbrachten, ist das Auto seinen Ursprüngen entwachsen. Kein Wunder, dass VW von unten her immer nachfüllen muss: Polo, Lupo, Fox, was auch immer. Bei der IAA in Frankfurt präsentieren sich die Wolfsburger als Umweltkonzern ersten Ranges, mit dem „Up“ genannten Kleinmobil und seinem Miniverbrauch. Der geneigte Beobachter allerdings stellt da denn doch einige Fragen: Wie hält man es bei VW mit dem Begriff „verzetteln“? Die Partnerschaft mit Suzuki lässt solche Einwände glaubhaft erscheinen. Wenn, bei allem Respekt, die Design-Linie von Suzuki eher seltsam anmuten mag, warum bindet sich VW das ans Bein? Womöglich mag der Ehrgeiz eines einzelnen älteren Herrn zur Erklärung dienen: Ferdinand Piëch, der seinen Großvater in jeder Hinsicht übertrumpfen will, schafft das, was Herr Porsche nicht konnte: Er fügt VW und Porsche zusammen, übernimmt nebenbei ein Weltimperium und triumphiert, wo er nur kann. Bleibt zu hoffen, dass der Meister nicht gerade jetzt an seine Grenzen gelangt ist. Wenn Suzuki Streit mit VW bekommt, ist das, als wedele der Schwanz mit dem Hund. Aber aus dem Gleichgewicht bringen kann er ihn allemal. Kein gutes Zeichen zur Internationalen Automobil-Ausstellung. Piëch wird sich etwas einfallen lassen müssen, aber das sind wir ja gewohnt.