Sind wir noch zu retten?
Ja wirklich: Sind wir denn noch zu retten? Die Hektik der Diskussionen um Rettungsschirm, Banken-Rekapitalisierung, Hilfen aus der Dritten Welt laufen doch allmählich völlig aus dem Ruder. Die Barrosoisierung der europäischen Staatengemeinschaft nimmt hysterische Züge an. Was aber ist eigentlich geschehen?
Ja wirklich: Sind wir denn noch zu retten? Die Hektik der Diskussionen um Rettungsschirm, Banken-Rekapitalisierung, Hilfen aus der Dritten Welt laufen doch allmählich völlig aus dem Ruder. Die Barrosoisierung der europäischen Staatengemeinschaft nimmt hysterische Züge an. Was aber ist eigentlich geschehen?
Die Mitgliedsländer der Eurozone erkennen langsam (Monate, nachdem die Fachleute dies getan haben), dass Griechenland so nicht zu retten ist, wie man es geplant hatte. Denn dem Land fehlen leider die Ressourcen, von jetzt auf nachher eine wettbewerbsfähige Wirtschaft auf die Beine zu stellen. Schade eigentlich. Aber so ist es nun mal. Der griechische, sagen wir mal, Maschinenbau ist ein wenig nicht vorhanden. Die Häfen sind was wert, aber marode und brauchen chinesisches Geld. Und da wären wir beim Thema: Ganz Europa braucht chinesisches Geld und am besten indisches, brasilianisches und südafrikanisches dazu. Ja sind wir noch zu retten? Europa, mit der Wiege der Demokratie (der einzige wirkliche griechische Exportschlager), dem Entdeckertum der frühen Neuzeit und den kühnsten Köpfen der Philosophie (including Karl Marx) begibt sich in den Schoß aufstrebender Entwicklungsländer, um seine hausgemachte Finanzkrise zu bewältigen? Es darf nicht wahr sein. Wobei sich letzte Woche gezeigt hat, dass eine Druckbetankung mit Finanzmitteln noch nicht einmal gern gesehen ist bei den Zwangsbeglückten. Die Banken wollen die Staatsknete nicht, die ihnen auf Druck von Brüssel über die Straße helfen soll. Wenn aber die hilflose ältere Person partout nicht die Straße überqueren will, warum sie dann zwingen, noch dazu auf Kosten der Steuerzahler? Wie schon einige Male an dieser Stelle erwähnt: Lasst sie doch pleitegehen, die da nicht ordentlich wirtschaften konnten. Sind es Banken, dann sind es eben Banken. An der Philip-Holzmann-Affäre ist auch die deutsche Bauwirtschaft nicht erstickt. Ein paar Banken werden schon übrig bleiben, und wenn es nötig ist, gründet jemand einfach eine neue. So denkt es sich der Laie und hat womöglich recht damit. Wo gibt es so was, dass ein Wirtschaftszweig sich ganze Nationen als Geiseln nehmen kann und dafür noch bezahlt wird? Die Wut der Demonstranten rund um die New Yorker Wall Street ist verständlich. Und man sollte hierzulande genau hinschauen, was sich an Protestpotenzial im Volke aufbaut. Wie kürzlich zu lesen war, gibt es ja inzwischen tatsächlich das Berufsbild Protestforscher. Einer von denen, passenderweise aus Berlin, hat sich gerade zu den Brandanschlägen auf Bahnstrecken geäußert. Wobei die Anschläge ja noch vor der Verkündung von Fahrpreiserhöhungen erfolgten. Seltsame Welt. Aber wir werden den Protestforscher noch brauchen, so viel ist sicher. Und sei es am Ende nur, um uns zu erklären, warum es denn so wenig Protest gibt.