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Sonnenverbrannt

Die Fehlallokation von Subventionen ist ja schon legendär, was niemanden daran hindert, den vielen gruseligen Beispielen stets neue hinzuzufügen. Mit dem richtigen, politisch möglichst überkorrekten Etikett auf den zu verschleudernden Milliarden verstummt der Kritiker meist betreten und sehr schnell. Wer könnte zum Beispiel ein  Gegner des Klimaschutzes sein? Oder gar gegen Dosenpfand? Hin und wieder bekommen Kritiker aber auch mal verschämt recht: dann nämlich, wenn der Staat ein völliges Desaster in Kauf nehmen würde, wenn er nicht den kompletten Irrsinn seiner  Subventionen zumindest so weit rückgängig machte, dass nur ein ganz gewöhnlicher  Wahnsinn daraus wird.

BÖRSE am Sonntag

Die Fehlallokation von Subventionen ist ja schon legendär, was niemanden daran hindert, den vielen gruseligen Beispielen stets neue hinzuzufügen. Mit dem richtigen, politisch möglichst überkorrekten Etikett auf den zu verschleudernden Milliarden verstummt der Kritiker meist betreten und sehr schnell. Wer könnte zum Beispiel ein  Gegner des Klimaschutzes sein? Oder gar gegen Dosenpfand? Hin und wieder bekommen Kritiker aber auch mal verschämt recht: dann nämlich, wenn der Staat ein völliges Desaster in Kauf nehmen würde, wenn er nicht den kompletten Irrsinn seiner  Subventionen zumindest so weit rückgängig machte, dass nur ein ganz gewöhnlicher  Wahnsinn daraus wird.

Solch einem historischen Moment wohnen wir gerade bei. Das staunende Publikum erlebt den Rückzug aus der Solarsubvention und in Echtzeit den Zusammenbruch jener Teile der Branche, die allein durch Milliardeninfusionen zu dem werden konnten, was sie bis vor ein paar Tagen waren, nämlich Geldmaschinen für fast alle außer den Stromkunden. Wie wir alle wissen, ist Deutschland ja, glaubt man einem alten Winzerwerbespruch, von der Sonne verwöhnt. Und daher von der Solarindustrie verhöhnt, möchte man hinzufügen. Die nämlich behauptete schon alles Mögliche, angesichts der nun angeblich anstehenden Kürzungen der Staatsförderung aber geradezu Erstaunliches, etwa, dass Tausende Jobs verschwinden würden und die Energiewende nicht gelingen könne. Dabei sieht der jener Industrie durchaus zugetane Bundesumweltminister nicht nur den Erfolg der Energiewende, sondern sogar Kostenstabilität. Die allerdings merkt man nur, wenn man keinen Strom verbraucht. Gerade haben Hunderte Versorger angekündigt, im April ihre Preise anzuheben – der Staat mit seiner Erhebung von diesem und jenem Pfennig Zuschlag und Steuern lässt schön grüßen. Dem Unmut der Verbraucher kommt die Kürzungsnachricht von durchschnittlich 25% (im Einzelnen äußerst kompliziert, das Verfahren; wie könnte es anders sein) sicherlich entgegen. Doch bereits im nächsten Jahr fällt die Kürzung nach neuem Recht, so hat es die „Börsen-Zeitung“ errechnet, weit geringer aus, als sie nach heutigem Stand der Dinge hätte ausfallen können. Wenn die Solarindustrie also trotz der für sie gar nicht so schlimmen Verdünnung der Geldflüsse zu jammern hat, dann dürfte es auch an einem durchaus bekannten Phänomen liegen: Wer so gut gefüttert wird, setzt Speck an und geht nur noch ungern auf die Jagd. Und so sehen viele der Unternehmen auch aus: Sie produzieren zu teuer, hinken mittlerweile der fernöstlichen Konkurrenz hinterher. Und bekommen schon seit Längerem die Quittung ihrer Aktionäre: Die Kurse der meisten börsennotierten Solarfirmen verlieren beständig, meist zweistellig seit Jahresbeginn, und die Bilanz von 2011 sah schon nicht gut aus. Dass die Anleger der ersten Stunde nun Kasse machen, soweit sie in der Hoffnung auf die staatlichen Wohltaten damals eingestiegen sind, darf ihnen niemand verdenken. Wo ausgeschüttet wird, hält jeder gern seinen Topf drunter. Was man mit diesem Geld in Ländern alles hätte erreichen können, in denen die Sonne wirklich brennt, mag man gar nicht mit einrechnen. Und auch noch ohne historische Ortsbilder zu verschandeln! Aber das ist ein anderes Thema.