Sparmaßnahmen
Es hat eigentlich nicht lange gedauert, bis die Fachwelt angesichts der geplanten Rettungsmaßnahmen für Schuldnerländer in der Eurozone über die segensreichen Wirkungen von Haushaltsdisziplin zu diskutieren begann. Und über deren Nachteile. Die ganz offensichtlich sind, etwa: Rezession droht, wenn ein Staat seine Ausgaben rigoros zusammenstreicht.
Es hat eigentlich nicht lange gedauert, bis die Fachwelt angesichts der geplanten Rettungsmaßnahmen für Schuldnerländer in der Eurozone über die segensreichen Wirkungen von Haushaltsdisziplin zu diskutieren begann. Und über deren Nachteile. Die ganz offensichtlich sind, etwa: Rezession droht, wenn ein Staat seine Ausgaben rigoros zusammenstreicht.
Ganz besonders dann, wenn jener Staat bislang einen aufgeblähten öffentlichen Sektor hatte. Sobald in einem Land die Mehrzahl der Bürger nicht von Produktion und Dienstleistung lebt, sondern von Steuergeld, ist das Risiko erheblich, auch wenn keine Krise in Sicht ist. Denn das Unproduktive des überorganisierten Staatssektors lähmt ein Land ja auch in „normalen“ Zeiten und verhindert, dass man Reserven aufbaut, einen Kapitalstock bildet und vor allem: Innovation wird eher nicht stattfinden, wenn Bürokratie das Geschäftsleben lähmt. Insofern ist in der Tat ein Rettungspaket wie das für Griechenland eine ziemliche Zumutung, vor allem, wenn es auch noch schnell gehen soll. Es wäre an den griechischen Politikern gewesen, für eine nachvollziehbare Lastenverteilung im Land zu sorgen und vor allem zu erläutern, was denn die Optionen sind und wie das Maß an Unerfreulichkeit sich auf diese verteilt. Nichts dergleichen ist geschehen. Es gab begleitend zu den Sparmaßnahmen keine Reorganisation, und wie man sich als Reicher im Lande eingerichtet hat, das konnte man ja sogleich an der einsetzenden Knappheit großer grauer Folien sehen, die in höchstem Maße begehrt wurden zur Abdeckung der Swimmingpools (Luxussteuer drohte), und auf der anderen Seite der Gesellschaft an jenen, die die Rente der verstorbenen Großmutter zu ihrem berechtigten Einkommen zählten; nicht zu reden von den Randalierern, die ohnehin keine Peilung haben. Bis auf letztere Gruppierung hätte man manches an Überzeugungserfolgen haben können. Und wenn man keinen anderen Gärtner hat als den Bock, dann muss der es halt so lange machen. So aber dürfen nun die Kräfte am extremen rechten und linken Rand bestimmen, wie es weitergeht – oder eben auch nicht weitergeht. Man verkennt dort völlig die Tatsache, dass bei einem Stopp der europäischen Alimentation sofort der Zusammenbruch droht und dass die jetzige Situation vergleichsweise gemütlich ist gegenüber dem, was nach der Pleite kommt. Ein Blick nach Irland könnte lehren, wie es auch geht: geräuschlos, effizient, erfolgreich. Im Zuge der ganzen Debatte ist leider das Wort „sparen“ geradezu in Verruf geraten, was zumindest für Deutschland eine höchst erstaunliche Entwicklung bedeutet. Zu erklären ist der schlechte Beiklang aber nur durch die Tendenz, schon das Aufnehmen von weniger neuen Schulden als „sparen“ zu bezeichnen, eine Haltung, die dem Politiker ebenso geläufig zu sein scheint, wie sie der schwäbischen Hausfrau ein Gräuel ist. Mit Wachstum, das aus vernünftigem Wirtschaften kommt, kann Letztere hingegen etwas anfangen. Denn Sparen, darauf weist das Münchener ifo Institut bescheiden hin, ergibt sich dann, wenn etwas gespart wird und dieses nicht ausgegebene Geld dazu dient, Investitionen, Forschung und neue Märkte zu finanzieren. Da es seit Äonen keine Bundes-, Landes- oder Kommunalregierung mehr gibt, die etwas Erspartes auf der hohen Kante hätte, ist dieser Zusammenhang aus dem Alltagsleben verschwunden und dürfte eines Tages nur noch von historischem Interesse sein.