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Terrakotta-Armee - marsch!

An Chinas B&ouml;rsen krachte es zu Beginn der Woche recht ordentlich. Die Banken liehen sich untereinander nur noch ungern Geld, und wenn, dann zu Horrorzinss&auml;tzen. Bis zu 25 Prozent waren zeitweise, auch im Verlauf dieser Woche verharrten sie auf hohem Niveau. Die B&ouml;rse in Schanghai st&uuml;rzte zu Wochenbeginn auf Werte wie im Dezember 2012 und blieb schwach. Ein Kursrutsch? Gar ein Crash? Oder doch nur ein Weltuntergang?<br /><br />Nein, oh nein. Lediglich die Ank&uuml;ndigung, es w&uuml;rden ad hoc weniger Milliarden Yuan, Renminbi oder wie auch immer in den Markt gepumpt. Zur Wochenmitte kam zwar schon eine Art Entwarnung, denn die chinesische Regierung teilte mit, den Banken sei frisches Geld zugeleitet worden. Den B&ouml;rsenkursen half das kaum. Die Anleger sind verschnupft: Wenn die Kreditvergabe der Banken infolge der knapperen Liquidit&auml;tsversorgung zur&uuml;ckgeht, dann trifft das auch die Realwirtschaft. Die ist ohnehin verletzlich, denn von den hohen Export&uuml;bersch&uuml;sse im Handel mit den USA und der EU brach zuletzt immer mehr weg. Die chinesische Konjunktur scheint von immer neuen Krediten und staatlichen Bauprogrammen abh&auml;ngig. <br /><br />Ohne die Yuan-Milliarden von Chinas Premier Li kommt die Wirtschaft ins Trudeln, denn der Export lahmt. So wird Li wieder Geld nachschie&szlig;en, denn j&uuml;ngsten Rutschpartien an den B&ouml;rsen haben ohnehin schon Millionen von Wanderarbeitern den Job gekostet. Und Unruhen auf der Stra&szlig;e scheut ein kommunistischer Premier wie der Teufel das Weihwasser.<br /><br />Es ist keine Frage &ndash; die begehrte Droge Yuan wird wieder verf&uuml;gbar sein, die Konjunktur wird kurzfristig anziehen. Li wird jedoch erneut versuchen m&uuml;ssen, die Geldpolitik zu straffen, denn das neue Geld ist ja nur geliehen. Da die Konjunktur in der Folge erneut stark nachlassen d&uuml;rfte, wird er dann schnell wieder schwach werden. Das Spiel beginnt von vorn, das Prinzip ist bekannt aus Japan. Dort wurde damit zwar jahrelang eine Rezession vermieden, aber von Wachstumsdynamik war konnte auch keine Rede sein.<br /><br />Eigentlich sind die Basisdaten f&uuml;r China gar nicht so schlecht. Der Au&szlig;enhandel brummt nach wie vor, das Land ist weitgehend schuldenfrei, lediglich die Prognose f&uuml;r das Wirtschaftswachstum wurde j&uuml;ngst durch Goldman Sachs von 7,8 auf 7,4 Prozent herabgestuft. In Europa w&auml;re der Wirtschaftsminister, der darauf verweisen kann, umjubelt wie ein Popstar.<br /><br />Was passiert also in China? Steht die Wirtschaft auf t&ouml;nernen F&uuml;&szlig;en, erstarrt die Armee von Fabrikarbeitern? Mitnichten. Hier wird lediglich exerziert, was zum Beispiel die USA tun sollten, aber bisher nur ank&uuml;ndigen. Li, der Lenker, setzt offenbar um, was Ben, der B&auml;nker, l&auml;ngst tun sollte. Ob die Politik dieses Kr&auml;ftemessen auch auf l&auml;ngere Sicht durchh&auml;lt, ist offen. Li signalisiert indessen, das blieb auch an den M&auml;rkten nicht unbemerkt, seinen wie die Terrakotta-Armee standhaltenden Millionen und Abermillionen von Arbeitern und Angestellten einen Schwenk in die richtige Richtung. Ob eine Seitw&auml;rtsbewegung wie in Japan abgewendet werden kann, steht dahin. Die Mehrzahl der Anleger scheint abzuwarten.

BÖRSE am Sonntag

An Chinas Börsen krachte es zu Beginn der Woche recht ordentlich. Die Banken liehen sich untereinander nur noch ungern Geld, und wenn, dann zu Horrorzinssätzen. Bis zu 25 Prozent waren zeitweise, auch im Verlauf dieser Woche verharrten sie auf hohem Niveau. Die Börse in Schanghai stürzte zu Wochenbeginn auf Werte wie im Dezember 2012 und blieb schwach. Ein Kursrutsch? Gar ein Crash? Oder doch nur ein Weltuntergang?

Nein, oh nein. Lediglich die Ankündigung, es würden ad hoc weniger Milliarden Yuan, Renminbi oder wie auch immer in den Markt gepumpt. Zur Wochenmitte kam zwar schon eine Art Entwarnung, denn die chinesische Regierung teilte mit, den Banken sei frisches Geld zugeleitet worden. Den Börsenkursen half das kaum. Die Anleger sind verschnupft: Wenn die Kreditvergabe der Banken infolge der knapperen Liquiditätsversorgung zurückgeht, dann trifft das auch die Realwirtschaft. Die ist ohnehin verletzlich, denn von den hohen Exportüberschüsse im Handel mit den USA und der EU brach zuletzt immer mehr weg. Die chinesische Konjunktur scheint von immer neuen Krediten und staatlichen Bauprogrammen abhängig.

Ohne die Yuan-Milliarden von Chinas Premier Li kommt die Wirtschaft ins Trudeln, denn der Export lahmt. So wird Li wieder Geld nachschießen, denn jüngsten Rutschpartien an den Börsen haben ohnehin schon Millionen von Wanderarbeitern den Job gekostet. Und Unruhen auf der Straße scheut ein kommunistischer Premier wie der Teufel das Weihwasser.

Es ist keine Frage – die begehrte Droge Yuan wird wieder verfügbar sein, die Konjunktur wird kurzfristig anziehen. Li wird jedoch erneut versuchen müssen, die Geldpolitik zu straffen, denn das neue Geld ist ja nur geliehen. Da die Konjunktur in der Folge erneut stark nachlassen dürfte, wird er dann schnell wieder schwach werden. Das Spiel beginnt von vorn, das Prinzip ist bekannt aus Japan. Dort wurde damit zwar jahrelang eine Rezession vermieden, aber von Wachstumsdynamik war konnte auch keine Rede sein.

Eigentlich sind die Basisdaten für China gar nicht so schlecht. Der Außenhandel brummt nach wie vor, das Land ist weitgehend schuldenfrei, lediglich die Prognose für das Wirtschaftswachstum wurde jüngst durch Goldman Sachs von 7,8 auf 7,4 Prozent herabgestuft. In Europa wäre der Wirtschaftsminister, der darauf verweisen kann, umjubelt wie ein Popstar.

Was passiert also in China? Steht die Wirtschaft auf tönernen Füßen, erstarrt die Armee von Fabrikarbeitern? Mitnichten. Hier wird lediglich exerziert, was zum Beispiel die USA tun sollten, aber bisher nur ankündigen. Li, der Lenker, setzt offenbar um, was Ben, der Bänker, längst tun sollte. Ob die Politik dieses Kräftemessen auch auf längere Sicht durchhält, ist offen. Li signalisiert indessen, das blieb auch an den Märkten nicht unbemerkt, seinen wie die Terrakotta-Armee standhaltenden Millionen und Abermillionen von Arbeitern und Angestellten einen Schwenk in die richtige Richtung. Ob eine Seitwärtsbewegung wie in Japan abgewendet werden kann, steht dahin. Die Mehrzahl der Anleger scheint abzuwarten.

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