Total Toast Remote Control
Die Elektronik- und Informationstechnologie schickt sich an, neue Welten zu (er)finden. Auf der Messe für Verbraucherelektronik in Las Vegas, bei der Verbraucher ironischerweise keinen Zutritt haben, lassen sich die rund 150.000 Fachbesucher zwischen ernstzunehmender Technik und sinnfreien Gadgets die Köpfe vernebeln. Ganz vorn mit dabei neben den üblichen Verdächtigen wie Google (Brillendesigner) und Samsung (Fernsehmonitorverbieger) auch deutsche Autohersteller: Im Audi lockt demnächst ein Touchscreen-Display von 25 Zentimetern diagonal und verspricht dem Fahrer, ihn aller irdischen Sorgen zu entheben – als da wären: Verirrung unterwegs, Musiklosigkeit oder Kommunikationsschwäche mit den Lieben daheim. Ganz nach dem abgewandelten Motto der Bayerischen Hypovereinsbank selig: "Überleben Sie. Wir kümmern uns um den Rest."
Die Elektronik- und Informationstechnologie schickt sich an, neue Welten zu (er)finden. Auf der Messe für Verbraucherelektronik in Las Vegas, bei der Verbraucher ironischerweise keinen Zutritt haben, lassen sich die rund 150.000 Fachbesucher zwischen ernstzunehmender Technik und sinnfreien Gadgets die Köpfe vernebeln. Ganz vorn mit dabei neben den üblichen Verdächtigen wie Google (Brillendesigner) und Samsung (Fernsehmonitorverbieger) auch deutsche Autohersteller: Im Audi lockt demnächst ein Touchscreen-Display von 25 Zentimetern diagonal und verspricht dem Fahrer, ihn aller irdischen Sorgen zu entheben – als da wären: Verirrung unterwegs, Musiklosigkeit oder Kommunikationsschwäche mit den Lieben daheim. Ganz nach dem abgewandelten Motto der Bayerischen Hypovereinsbank selig: "Überleben Sie. Wir kümmern uns um den Rest."
So richtig konsequent ist auch der Hersteller eines Roboters mit "Sumo" im Namen, der erstaunlicherweise rund 80 Zentimeter hoch springen kann, was die namensgebenden hochgewichtigen japanischen Ringer gerade nicht auszeichnet. Auf die Reporterfrage, wozu man das denn brauche, sagt der Hersteller entwaffnend, das wisse er noch nicht. Der Spirit dahinter ist aber durchaus geschäftlich ernstzunehmen: Schon öfter ist völlig Zweckfreies oder zumindest anders Gedachtes plötzlich populär geworden mit einer ganz anderen Anwendung – man denke nur an Viagra, was allerdings kein Hightech-Produkt im engeren Sinne ist. Das Überraschendste fast war die Ankündigung von Blackberry, man wolle ab 2016 Gewinn machen. Da kommt fast Wehmut auf. Wer erinnert sich nicht an Legenden wie Nokia oder Netscape? Sony ringt die Hände und sucht nach neuen Geschäften, dafür begibt man sich in die Niederungen elektronischer Fitness-Begleitung. Samsung erfährt einen Gewinnrückgang und kontert mit gebogenen Bildschirmen: Scharf, aber krumm? Wenn man es bisher nicht vermisst hat, liegt das sicher an einer Sinnestäuschung. Auch so wächst zusammen, was nicht zusammengehört.
Digital vernetzt – jedes für sich wäre erträglich, beides zusammen nicht. Mein Kühlschrank quatscht mich wahrscheinlich demnächst von der Seite an und bellt: "Milch kaufen!" Was, wenn ich keine Milch will? Auch mit dem Roboter-Staubsauger soll ich fernmündlich konferieren und er wird "in ganzen Sätzen antworten". Ein Horror. Was sagt der dann? "Mann, bin ich voll!" Und Chat mit dem Toaster? Anscheinend gibt es Entwickler, die das für sensationell halten. Manche sitzen in der Psychiatrie für weit geringeren Schwachsinn. Die "intelligente Zahnbürste" teilt ungefragt mit, wieviel Belag entfernt wurde – und vergisst: Voll im Mund spricht man nicht. Und spätestens, wenn fiese Hacker Tausende von Backöfen übernehmen und zu einem B(r)otnetz zusammenschließen, sind wir in des Teufels Küche angekommen. Da wird eine ganz neue Sicherheitsarchitektur notwendig!
Wie dem auch sei: Der Kuchen wird größer, die Branche setzt 2014 vermutlich 3,78 Billionen Dollar um. Börsengänge kommen wohl auch im wesentlichen aus diesem Bereich. Wenn die Zukunftsschau aber eines lehrt, dann ist es Respekt vor der Vergänglichkeit neuer Ideen.