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Tricks und Finessen

Es geht mal wieder rund bei einem der sich selbst als neu und andersartig gerierenden Unternehmen. Teldafax, Anbieter von fast konkurrenzlos günstigem Strom, macht offenbar die alte Weisheit wieder einmal für alle erfahrbar: dass nämlich etwas, was zu schön ist, um wahr zu sein, in aller Regel auch nicht wahr ist. In diesem Fall wohl die Idee, mit dem Verkauf von etwas unter den denkbar niedrigsten Preisen auch noch erfolgreich wirtschaften zu können.

BÖRSE am Sonntag

Es geht mal wieder rund bei einem der sich selbst als neu und andersartig gerierenden Unternehmen. Teldafax, Anbieter von fast konkurrenzlos günstigem Strom, macht offenbar die alte Weisheit wieder einmal für alle erfahrbar: dass nämlich etwas, was zu schön ist, um wahr zu sein, in aller Regel auch nicht wahr ist. In diesem Fall wohl die Idee, mit dem Verkauf von etwas unter den denkbar niedrigsten Preisen auch noch erfolgreich wirtschaften zu können.

Teldafax, vom Namen her schon aus Zeiten des Neuen Marktes einschlägig bekannt, war nach Aussage nicht ganz unglaubwürdiger Personen im Jahr 2009 überschuldet und illiquide – so zitiert das „Handelsblatt“ den damaligen Finanzvorstand des Unternehmens, der, wie es so üblich ist bei Überbringern schlechter Nachrichten, daraufhin gehen musste. Was natürlich die finanzielle Situation nicht klärte. Interessanterweise drang lange nichts in die Öffentlichkeit über das Unternehmen, das nach Aussagen des eigenen Vorstandsvorsitzenden noch nie Gewinne gemacht hat, aber angeblich auf einem vielversprechenden Weg ist. Verkauft werden soll es aber gleichwohl – angeblich hat Konkurrent Flexstrom ein Auge darauf geworfen, will aber nicht garantieren, dass man das Unternehmen fortführen werde. Will sagen: Wenn man die Konkurrenz billig bekommt, wäre eine Schließung auch eine gute Idee. Das Ganze deutet sehr stark auf eine Wildwest-Stimmung hin, die in Zweigen neuer Geschäftsfelder unausrottbar aufzutauchen scheint. Der lange Jahre hermetisch verriegelte Strommarkt ist nach seiner (teilweisen) Liberalisierung umkämpft, aber gleichzeitig immer noch wenig transparent – die Kosten für den Endverbraucher sind verschachtelt zusammengesetzt, es wird subventioniert, besteuert, verschoben – so kann es nicht funktionieren. Auch solche Anbieter wie Teldafax konnten sich ihre günstigen Angebote nur leisten, weil sie praktisch keinen Service bieten und zudem den Verbrauchern Geld abnehmen, ehe überhaupt eine Leistung erfolgt. Geht etwas schief, wird es anderen in die Schuhe geschoben: Den Vorversorgern gern und immer wieder. In einem dokumentierten Fall wurde eine Vorauszahlung von 200 Euro verlangt und abgebucht, aber auch Monate später war kein Stromvertrag umgesetzt worden. Der Vorversorger sperre sich, hieß es, aber der konnte glaubhaft versichern, dass gar keine Kontaktaufnahme seitens Teldafax stattgefunden hatte. Da Nachfragen bei Teldafax fruchtlos blieben, musste am Ende ein Anwalt bemüht werden, dann bekam der Kunde wenigstens seine Vorauszahlung zurück. Wenn Kritiker dem Unternehmen ein Schneeballsystem unterstellen, ist das zumindest dem äußeren Anschein nach nicht von der Hand zu weisen: Mit dem Geld des ersten Kunden wird der zweite finanziert und so weiter. Ob das Ende nun nahe ist, wird sich herausstellen, aber dass die Branche auch eher bedenkliche Entwicklungen zeigt, ist jetzt schon klar. Das vielgerühmte Internet mit seinen Preisportalen hat sicherlich für einige Transparenz gesorgt –, aber der Preis als einziges Kriterium ist stets eine heikle Sache. Als solide Information reicht er nicht aus. Schade wäre es, wenn die ohnehin geringe Wechselbereitschaft der Kunden nun endgültig in den Keller rauschen sollte –, dann wäre ein Stück Marktwirtschaft verloren.