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Viel Geduld?

General Motors habe mit seiner Tochter Opel schon viel Geduld aufgebracht, hört man aus Detroit. Das klingt wie eine Drohung und so ist es wohl auch gemeint. Wenn die Schutzabkommen 2014 auslaufen, stehen Betriebsschließungen nicht mehr außer Frage. Und Arbeitsplätze natürlich ebenfalls nicht.

BÖRSE am Sonntag

General Motors habe mit seiner Tochter Opel schon viel Geduld aufgebracht, hört man aus Detroit. Das klingt wie eine Drohung und so ist es wohl auch gemeint. Wenn die Schutzabkommen 2014 auslaufen, stehen Betriebsschließungen nicht mehr außer Frage. Und Arbeitsplätze natürlich ebenfalls nicht.

Bochum sei gefährdet, heißt es, und ein englisches Vauxhall-Werk auch. Zusammen wären mindestens 600 Mitarbeiter betroffen, nachdem bereits in den vergangenen Jahren 8.000 Stellen abgebaut und ein Opel-Werk in Antwerpen geschlossen wurden. Jetzt steht die Zusammenarbeit mit der französischen Peugeot-Gruppe auf dem kühnen Plan der Amerikaner und die europäischen Arbeitnehmervertreter beeilen sich, Kontakte untereinander zu knüpfen. Sie fürchten natürlich, im Zweifelsfall gegeneinander ausgespielt zu werden. Wohl nicht zu Unrecht und auf Gewerkschaftsseite ist einem international operierenden Konzern noch so recht nichts entgegenzusetzen. Dass Opel-Mitarbeiter im Zweifel ihre eigene Zukunft beschäftigt statt die französischer Kollegen oder belgischer oder englischer, das kann man nicht im Ernst kritisieren. Ähnlich verläuft es ja vermutlich auch, selbst wenn das kein Arbeitnehmervertreter zugeben würde, wenn der Eisenacher oder der Bochumer gefährdet sind. Außer Solidaritätsdemos dürfte der eine für den anderen nicht viel aufbringen. Die internationale Solidarität ist eine Schimäre. Besser, man zieht dies gleich mit ins Kalkül – oder schafft den radikalen Umschwung dergestalt, dass alle GM-Beschäftigten wie eine Front stehen, wenn Detroit mal wieder auf Kosten Dritter Verträge macht. Denn in den USA hat man sich vom Staat retten lassen, sorgt sich um die eigenen Erträge zuerst und lässt Opel auf wichtigen Märkten der Welt vor der Tür einfach verhungern. Das Management in Europa macht nicht den Eindruck, als habe es da viel zu melden. Und wenn auch noch vor wenigen Jahren neue Opel-Modelle als Retter, ja als Selbstläufer gepriesen wurden, so ist derlei Selbstlob inzwischen weitgehend verstummt. Nicht einmal der unwidersprochen zukunftsträchtige Elektrowagen mobilisiert die Massen. Es liegt, wenn der Niedergang kommen sollte, also an allem und jedem: Management, Produkt, Strategie und schlichter Egoismus auf allen Ebenen. Das macht nicht viel Hoffnung. Einen Schritt weiter in Richtung Absturz ist bekanntlich Schlecker, als Drogeriemarktkette eher beschönigend beschrieben. Die Krämerläden mit dunklen Ecken sollen nun staatlich gefangen werden, was, wie man an vielen Beispielen sehen kann, am Ende nur teuer, aber selten sinnvoll ist. Aber 11.000 zumeist weibliche Beschäftigte mit schon zu Schlecker-Lebzeiten nicht eben üppiger Apanage nun in die Sozialhilfe rutschen zu lassen, das klingt als Zukunftsaussicht eben auch nur furchtbar. Während der Ex-Chef weiterhin, so hört man, „seine“ Filialen besucht und in der Firmenzentrale auftaucht wie ein bleicher Wiedergänger, der nichts anfassen darf, aber eben herumspukt. Zwei Beispiele, dass Wirtschaft auch scheitern kann, wenn sie eigentlich gut läuft. Was sie schon bald vielleicht nicht mehr tut – und was dann? Die EZB hat ihr Pulver verschossen, die Politik findet ihres erst gar nicht in der unaufgeräumten Munitionskammer. Man wird – diese Prognose sei erlaubt – nutzlosen Trödel dort herausholen, wenn es so weit ist.