Wende voraus?
<br />Die Finanzmärkte, jene unbekannten Wesen, haben ungeniert Erleichterung gezeigt. Die Marktteilnehmer freuten sich über die Marktteilnehmer. Die einen nämlich schoben ungekannte Berge von Geld in Richtung Südeuropa. Und die anderen (oder auch dieselben) befeuerten vor Freude gleich die Aktienmärkte. So geschehen Mitte letzter Woche, noch ein Auftaktereignis des Jahres 2012, das die Pessimisten Lügen zu strafen scheint. <br /><br />Spanien bekam an die 10 Mrd. Euro, teils als neuen Kredit, teils als Aufstockung langlaufender Anleihen (weil die Nachfrage so groß war) für weniger als 4% Zinsen. Und Italien brachte alle seine offerierten Papiere für einen Zinssatz von durchschnittlich 2,8% unter, zum Wochenende folgte ein weiterer Fischzug. Damit sind beide Länder billig an Geld gekommen, weit entfernt von jener Schwelle, ab der Schulden als untragbar gelten und die bei etwa 6% bis 7% liegt. Zudem schrammt die italienische Wirtschaft an der befürchteten Rezession vorbei. Nicht ganz so gut sieht es allerdings in Spanien aus. Gemessen am Gesamtbedarf des Jahres ist der Auftakt allerdings nur das Füllen der Portokasse. Wie dem auch sei: Die wildesten Befürchtungen der Skeptiker warten noch darauf, Realität zu werden. Angesichts dessen ist der ausgebliebene Zinsschritt der EZB durchaus verständlich. Denn bei einem Satz von 1% kann man das bisschen Pulver, das noch da ist, ruhig trocken halten. Bei der Februarsitzung bleibt so die Möglichkeit, bei dann womöglich drohender Düsternis noch einmal zu reagieren. Schon jetzt herrscht Besorgnis über eine drohende Kreditklemme – die Banken bekamen ja unlängst genau aus diesem Grund eine halbe Billion Euro für drei Jahre zum geltenden Leitzins. Da winken am Horizont gute Geschäfte. Angesichts dessen sollten die Banken den Eindruck vermeiden, mit Verknappung der ausgereichten Mittel auf höhere Margen zu spekulieren. Bei allem Verständnis für die Zwickmühle, in der sie stecken, nämlich höheres Eigenkapital vorzuhalten bei gleichzeitig fälligen Abschreibungen auf zum Beispiel griechische Anleihen. Derweil knirscht es weiter in Athen: Die Banken mögen wohl wollen, aber die großen Investmentfonds eher nicht so, vor allem die Hedgefonds. Auf Geld verzichten zur Rettung eines Schuldners, auf den man eigentlich Pleitewetten laufen hat, das ist eine harte Aufgabe. Partikularinteressen verhindern einstweilen, dass sich die Rettung wirklich am Horizont abzeichnet. Natürlich sind solche Investoren nicht dem Gemeinwohl verpflichtet. Aber auch aus Eigennutz sollten sie nochmals nachdenken. Wie das World Economic Forum in seinem gerade erschienenen Risikobericht für die Weltwirtschaft feststellt, bedroht die europäische Staatsverschuldung indirekt die Weltwirtschaft, entzieht den Konsumenten Mittel und verschärft die Einkommensunterschiede. Geldanleger trifft das unweigerlich, sei es über Kreditklemmen, Inflation oder sinkende Einkommen. Selbst wenn man nicht eine Stagnation der Entwicklungsländer als drängendes Problem ansehen sollte, die Lebensqualität in den Schwellenländern einen nichts anzugehen scheint: Die Krise ist ein Bumerang und droht, die gewonnenen Erfolge der Globalisierung aufzufressen, einer Globalisierung wohlgemerkt, die ihren Nutzen durch weltweiten Handel erbracht hat und nicht weltweites Herumspielen mit Devisen und Derivaten.
Die Finanzmärkte, jene unbekannten Wesen, haben ungeniert Erleichterung gezeigt. Die Marktteilnehmer freuten sich über die Marktteilnehmer. Die einen nämlich schoben ungekannte Berge von Geld in Richtung Südeuropa. Und die anderen (oder auch dieselben) befeuerten vor Freude gleich die Aktienmärkte. So geschehen Mitte letzter Woche, noch ein Auftaktereignis des Jahres 2012, das die Pessimisten Lügen zu strafen scheint.
Spanien bekam an die 10 Mrd. Euro, teils als neuen Kredit, teils als Aufstockung langlaufender Anleihen (weil die Nachfrage so groß war) für weniger als 4% Zinsen. Und Italien brachte alle seine offerierten Papiere für einen Zinssatz von durchschnittlich 2,8% unter, zum Wochenende folgte ein weiterer Fischzug. Damit sind beide Länder billig an Geld gekommen, weit entfernt von jener Schwelle, ab der Schulden als untragbar gelten und die bei etwa 6% bis 7% liegt. Zudem schrammt die italienische Wirtschaft an der befürchteten Rezession vorbei. Nicht ganz so gut sieht es allerdings in Spanien aus. Gemessen am Gesamtbedarf des Jahres ist der Auftakt allerdings nur das Füllen der Portokasse. Wie dem auch sei: Die wildesten Befürchtungen der Skeptiker warten noch darauf, Realität zu werden. Angesichts dessen ist der ausgebliebene Zinsschritt der EZB durchaus verständlich. Denn bei einem Satz von 1% kann man das bisschen Pulver, das noch da ist, ruhig trocken halten. Bei der Februarsitzung bleibt so die Möglichkeit, bei dann womöglich drohender Düsternis noch einmal zu reagieren. Schon jetzt herrscht Besorgnis über eine drohende Kreditklemme – die Banken bekamen ja unlängst genau aus diesem Grund eine halbe Billion Euro für drei Jahre zum geltenden Leitzins. Da winken am Horizont gute Geschäfte. Angesichts dessen sollten die Banken den Eindruck vermeiden, mit Verknappung der ausgereichten Mittel auf höhere Margen zu spekulieren. Bei allem Verständnis für die Zwickmühle, in der sie stecken, nämlich höheres Eigenkapital vorzuhalten bei gleichzeitig fälligen Abschreibungen auf zum Beispiel griechische Anleihen. Derweil knirscht es weiter in Athen: Die Banken mögen wohl wollen, aber die großen Investmentfonds eher nicht so, vor allem die Hedgefonds. Auf Geld verzichten zur Rettung eines Schuldners, auf den man eigentlich Pleitewetten laufen hat, das ist eine harte Aufgabe. Partikularinteressen verhindern einstweilen, dass sich die Rettung wirklich am Horizont abzeichnet. Natürlich sind solche Investoren nicht dem Gemeinwohl verpflichtet. Aber auch aus Eigennutz sollten sie nochmals nachdenken. Wie das World Economic Forum in seinem gerade erschienenen Risikobericht für die Weltwirtschaft feststellt, bedroht die europäische Staatsverschuldung indirekt die Weltwirtschaft, entzieht den Konsumenten Mittel und verschärft die Einkommensunterschiede. Geldanleger trifft das unweigerlich, sei es über Kreditklemmen, Inflation oder sinkende Einkommen. Selbst wenn man nicht eine Stagnation der Entwicklungsländer als drängendes Problem ansehen sollte, die Lebensqualität in den Schwellenländern einen nichts anzugehen scheint: Die Krise ist ein Bumerang und droht, die gewonnenen Erfolge der Globalisierung aufzufressen, einer Globalisierung wohlgemerkt, die ihren Nutzen durch weltweiten Handel erbracht hat und nicht weltweites Herumspielen mit Devisen und Derivaten.