Wer hat Angst vor zu viel Luft?
Nichts hat einerseits mehr Anziehungskraft und nichts schafft andererseits soviel unterschwellige Furcht an den Börsen wie eine zünftige Blase. Ersteres, wenn es so ganz ohne Störungen bergauf geht. Letzteres, wenn allen schon dämmert, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht, aber keiner sich zu früh vom Hof machen will. Luft nach oben! So diagnostizierte man in den letzten Monaten die Potentiale der westlichen Aktienmärkte. Dass Luft auch das ist, was in etwas zu reichlichem Ausmaß in Blasen steckt, wird dabei übersehen. Konkret aber wird niemand auf dem Parkett, wenn die Frage lautet: Ist der Dax rund um die 8.000 Punkte nicht schon reichlich aufgepumpt? Verwiesen wird gern auf die gar nicht mehr so berauschende Performance des ersten Halbjahres, nachdem der Index im vergangenen Jahr und auch zuvor zum Krisentakt nach oben tänzelte – ähnlich überrascht wie schon 2003 zeigten sich da etliche Anleger, und die Privaten waren, wie stets in Deutschland, kaum dabei. Das Aktienmarktbarometer der Comdirect Bank verwies jüngst erneut auf die Marktferne deutscher Privatsparer. Die Quittung bekommen sie, wie ja überreichlich publiziert, derzeit in Form realer Sparverluste, und am Donnerstag gab es auch real sinkende Löhne amtlich bestätigt: Die Inflation ist zwar maßvoll, aber doch höher als der Netto-Lohnzuwachs . In den Vereinigten Staaten entwickeln sich die Indizes im Moment ebenfalls eher seitwärts, nach deutlich negativen Ausblicken zahlreicher S&P-Topunternehmen muss man das schon fast als Gewinn verbuchen. Ungesund ist auch weiterhin die Umgebung: Es gibt heftige Bewegungen, wenn mal wieder daran erinnert wird, dass die Geldschwemme nicht Dauerzustand sein kann und darf – eigentlich eine vernünftige Annahme, denn mit undiskriminiert billiger Liquidität kann keine Wirtschaft auf die Dauer prosperieren. Wir lernen: Ausblenden gehört zum Börsengeschäft in diesen Tagen. Auch die Kriseneruptionen, die immer wieder daran erinnern, dass den Europäern nicht nichts halbwegs Sinnvolles zur Bewältigung der Fehlsteuerungen eingefallen ist, beeinflussen die Kurse nicht in dem Maße, in dem es zu erwarten wäre – mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass auch das deutsche Sonderwunder aufgrund des Exports nicht ewig hält. Wenn ringsum die Trümmer rauchen, sollten allein schon die anderswo drohenden Umbrüche doch eher vorsichtig machen. Hohe Arbeitslosigkeit in Kleinstaaten bringt zwar weder BASF noch Siemens aus der Spur, aber die Aussichtslosigkeit der Situation dürfte deutlich abfärben: Wenn Griechenland, Portugal und Spanien nicht auf die Beine kommen, werden es Frankreich und Italien auch nicht schaffen. Die Börse war in der Anerkenntnis solcher Risiken schon mal hellsichtiger. Immerhin zeigen die jüngsten Vorkommnisse um Börsengänge, dass nicht alles geschluckt wird, was so kommt: Kion erlöste wenig und erlebte gleich mal fallende Kurse noch obendrauf, die ehemals kommunalen Wohnungen der Deutsche Annington wollte auf dem Parkett gleich mal gar niemand haben. Wie man einen Börsengang in letzter Minute abblasen kann, der schon Tage vorher zweifelhaft gewesen sein muss, bleibt ein Rätsel, bestätigt aber, dass eine Firma mit Schlingern und Stolpern als Managementkonzept besser privat bleibt. Manchmal blitzt Verstand auf an der Börse – das hilft von Fall zu Fall.

Nichts hat einerseits mehr Anziehungskraft und nichts schafft andererseits soviel unterschwellige Furcht an den Börsen wie eine zünftige Blase. Ersteres, wenn es so ganz ohne Störungen bergauf geht. Letzteres, wenn allen schon dämmert, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht, aber keiner sich zu früh vom Hof machen will. Luft nach oben! So diagnostizierte man in den letzten Monaten die Potentiale der westlichen Aktienmärkte. Dass Luft auch das ist, was in etwas zu reichlichem Ausmaß in Blasen steckt, wird dabei übersehen. Konkret aber wird niemand auf dem Parkett, wenn die Frage lautet: Ist der Dax rund um die 8.000 Punkte nicht schon reichlich aufgepumpt? Verwiesen wird gern auf die gar nicht mehr so berauschende Performance des ersten Halbjahres, nachdem der Index im vergangenen Jahr und auch zuvor zum Krisentakt nach oben tänzelte – ähnlich überrascht wie schon 2003 zeigten sich da etliche Anleger, und die Privaten waren, wie stets in Deutschland, kaum dabei. Das Aktienmarktbarometer der Comdirect Bank verwies jüngst erneut auf die Marktferne deutscher Privatsparer. Die Quittung bekommen sie, wie ja überreichlich publiziert, derzeit in Form realer Sparverluste, und am Donnerstag gab es auch real sinkende Löhne amtlich bestätigt: Die Inflation ist zwar maßvoll, aber doch höher als der Netto-Lohnzuwachs . In den Vereinigten Staaten entwickeln sich die Indizes im Moment ebenfalls eher seitwärts, nach deutlich negativen Ausblicken zahlreicher S&P-Topunternehmen muss man das schon fast als Gewinn verbuchen. Ungesund ist auch weiterhin die Umgebung: Es gibt heftige Bewegungen, wenn mal wieder daran erinnert wird, dass die Geldschwemme nicht Dauerzustand sein kann und darf – eigentlich eine vernünftige Annahme, denn mit undiskriminiert billiger Liquidität kann keine Wirtschaft auf die Dauer prosperieren. Wir lernen: Ausblenden gehört zum Börsengeschäft in diesen Tagen. Auch die Kriseneruptionen, die immer wieder daran erinnern, dass den Europäern nicht nichts halbwegs Sinnvolles zur Bewältigung der Fehlsteuerungen eingefallen ist, beeinflussen die Kurse nicht in dem Maße, in dem es zu erwarten wäre – mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass auch das deutsche Sonderwunder aufgrund des Exports nicht ewig hält. Wenn ringsum die Trümmer rauchen, sollten allein schon die anderswo drohenden Umbrüche doch eher vorsichtig machen. Hohe Arbeitslosigkeit in Kleinstaaten bringt zwar weder BASF noch Siemens aus der Spur, aber die Aussichtslosigkeit der Situation dürfte deutlich abfärben: Wenn Griechenland, Portugal und Spanien nicht auf die Beine kommen, werden es Frankreich und Italien auch nicht schaffen. Die Börse war in der Anerkenntnis solcher Risiken schon mal hellsichtiger. Immerhin zeigen die jüngsten Vorkommnisse um Börsengänge, dass nicht alles geschluckt wird, was so kommt: Kion erlöste wenig und erlebte gleich mal fallende Kurse noch obendrauf, die ehemals kommunalen Wohnungen der Deutsche Annington wollte auf dem Parkett gleich mal gar niemand haben. Wie man einen Börsengang in letzter Minute abblasen kann, der schon Tage vorher zweifelhaft gewesen sein muss, bleibt ein Rätsel, bestätigt aber, dass eine Firma mit Schlingern und Stolpern als Managementkonzept besser privat bleibt. Manchmal blitzt Verstand auf an der Börse – das hilft von Fall zu Fall.