Wie geschmiert
„Tod eines Handlungsreisenden“ hieß einst ein Drama, das es von der Bühne auf die Leinwand schaffte. Zu betrauern dabei das Schicksal des armen Vertreters, gespielt von Dustin Hoffman, der an seinen Ansprüchen zugrunde geht und sich permanent etwas vormacht. Es mag sein, dass dieser Film nicht auf dem Schulungsprogramm der Ergo-Versicherung steht. Ja, es ist sogar sehr wahrscheinlich. Für Drama, Verzweiflung, Hölle und Himmel kann der Konzern schließlich ganz ohne dichterische Vorlage sorgen.
„Tod eines Handlungsreisenden“ hieß einst ein Drama, das es von der Bühne auf die Leinwand schaffte. Zu betrauern dabei das Schicksal des armen Vertreters, gespielt von Dustin Hoffman, der an seinen Ansprüchen zugrunde geht und sich permanent etwas vormacht. Es mag sein, dass dieser Film nicht auf dem Schulungsprogramm der Ergo-Versicherung steht. Ja, es ist sogar sehr wahrscheinlich. Für Drama, Verzweiflung, Hölle und Himmel kann der Konzern schließlich ganz ohne dichterische Vorlage sorgen.
Der einstige Vertreterhimmel mit ebensolchen Betten in Budapest sorgte ja jüngst für unerfreuliche Schlagzeilen. Das war aber noch längst nicht der Höhepunkt (zumindest nicht für die erfolgloseren Vertreter und deren Chefs). Bei der Münchener-Rück-Tochter (inzwischen vornehm anglisiert als „Munich Re“) läuten jedenfalls eine Menge Alarmglocken. Leider haben sie nicht geläutet, als irgendein Schwachkopf die Umbenennung empfohlen hat. Ebenso wenig wie bei Karstadt (Arcandor) oder den Bayerischen Motorenwerken BMW, die nun seit einiger Zeit peinlicherweise BMW Group heißen. Kein Mensch in den USA käme auf die Idee, beispielsweise die Firma Apple in Apfel-Gruppe umzutaufen. Derartigen Schwachsinn lassen sich eben nur Deutsche einfallen. Dann aber gründlich. Dass Karstadt, oder wie immer das Ding auch heißt, pleite ist, weiß man jedoch. Aber wir schweifen ab. Ach, doch noch eins: Für gehobenen Irrsinn sorgte vor einiger Zeit das Unternehmen IWKA, Industriewerke Karlsruhe-Augsburg. Wie heißen die heute? Die ersten Einsender der Lösung sollten einen „BÖRSE am Sonntag“-Kaffeebecher erhalten, obwohl ich nicht weiß, ob es einen solchen gibt. Wäre aber mal eine Idee. Ohne dass wir nun gleich von „Stocks on Sunday“ reden müssen. Zurück zu Ergo. Der Name war schön gewählt, aber die Folgefirma etwa der Hamburg-Mannheimer hielt längst nicht, was Herr Kaiser einst versprach. Der belästigte bekanntlich Jachteigentümer zur Frühstückszeit gegen 12 Uhr, war aber immer gern gesehen. Dieses erstaunliche Phänomen konnte nun auch Ergo-Chef Torsten Oletzky nicht erschöpfend erklären, als er in der vergangenen Woche seine Geschäftszahlen bekannt gab. Herr Kaiser ist anscheinend AWOL (Absent without Leave) – klug, nicht? Heißt unentschuldigt fehlend. Sollte die BMW Group sich ins Wörterbuch schreiben.
Nun ja, Herr Kaiser, Verzeihung: Herr Oletzky setzt weiterhin auf seinen Strukturvertrieb. Das ist die Organisationsform, die bei Versicherungsvertretern zu enormem Ehrgeiz, jedoch nicht zu besonders kundenfreundlichem Verhalten führt: Der eine landet in Budapest, der andere höchstens im Nirvana. Der Chef der eingangs erwähnten Münchener Rückversicherung „Munich Re“ zeigte sich äußerst pikiert. Zu ändern aber gebe es nichts, versicherte er im Interview. Alles laufe wie geschmiert. Da bleibt dem Reader der Stocks on Sunday eigentlich nur eine Conclusion: Do as you like. Oder: Besser Aktionär der Versicherung, als dort versichert.