Wieviel Krise darf’s denn sein?
Fünf Jahre nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers Inc. gibt es Gelegenheit für Rückschau – und das Erstaunliche an den Äußerungen damals beteiligter Würdenträger ist bis heute, dass sie in ihren Einschätzungen diametral entgegengesetzte Meinungen vertreten. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble lässt sich vernehmen: Zum Glück habe ja die Politik in Europa dafür gesorgt, dass sich so eine Krise wie der Lehman-Zusammenbruch mit seinen weltwirtschaftlichen Folgen kaum mehr ereignen könne – zusammen mit dem klugen Aufbau von Eigenkapital bei den Banken sollte es gelingen. Herr Schäuble ist ein ausgewiesener Experte, er hat neben einschlägigen Erfahrungen eine solide Universitätsausbildung mit Promotion. Es stellt sich die Frage, ob gebildete Menschen, sobald sie Politiker werden, zwanghaft zu lügen anfangen müssen? Zumindest steht seine Meinung in krassem Gegensatz zu der gefühlten Mehrheit der Wirtschaftswissenschaftler, aber auch der Banker in Europa. Erleben wir nicht täglich neue Probleme in Spanien oder Italien? Ein Indiz aber mag sein, dass die Vereinigten Staaten, in denen Ausgangspunkte der Krise zu verorten sind und die zugegebenermaßen die meisten Fehler bei ihrer Bewältigung machten, keineswegs aus dem Schneider sind. Hank Paulson, der damals zuständige Finanzminister, der von Goldman Sachs kam und die Kultur – oder Unkultur – jener Investmentbanken kannte, hält eine Wiederholung der Krise für jederzeit möglich. Was sagt uns das? Die Amerikaner haben es nicht geschafft, mit den dort traditionell ungeliebten staatlichen Eingriffen – immerhin 700 Milliarden Dollar! – eine neue Vertrauensbasis zu schaffen. Trotz der Zuwächse bei Beschäftigung gibt es noch immer hohe Anteile jener Hausbesitzer, deren Kredit sich auf mehr beläuft als der Wert des Hauses, und das trotz staatlicher Hilfsprogramme. Das Bruttoinlandsprodukt wächst, hat aber einen furchtbaren Absturz hinter sich. Was sagt uns das für Europa? Wenn man die Äußerungen des wohl wichtigsten europäischen Finanzministers ansieht, und einem dabei unvermittelt der Begriff „Gesundbeterei“ in den Sinn kommt: nichts Gutes. Statt bürokratischer Verrenkungen wären auch für die Steuerzahler endlich klare Ansagen das Gebot der Stunde.
Fünf Jahre nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers Inc. gibt es Gelegenheit für Rückschau – und das Erstaunliche an den Äußerungen damals beteiligter Würdenträger ist bis heute, dass sie in ihren Einschätzungen diametral entgegengesetzte Meinungen vertreten. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble lässt sich vernehmen: Zum Glück habe ja die Politik in Europa dafür gesorgt, dass sich so eine Krise wie der Lehman-Zusammenbruch mit seinen weltwirtschaftlichen Folgen kaum mehr ereignen könne – zusammen mit dem klugen Aufbau von Eigenkapital bei den Banken sollte es gelingen. Herr Schäuble ist ein ausgewiesener Experte, er hat neben einschlägigen Erfahrungen eine solide Universitätsausbildung mit Promotion. Es stellt sich die Frage, ob gebildete Menschen, sobald sie Politiker werden, zwanghaft zu lügen anfangen müssen? Zumindest steht seine Meinung in krassem Gegensatz zu der gefühlten Mehrheit der Wirtschaftswissenschaftler, aber auch der Banker in Europa. Erleben wir nicht täglich neue Probleme in Spanien oder Italien? Ein Indiz aber mag sein, dass die Vereinigten Staaten, in denen Ausgangspunkte der Krise zu verorten sind und die zugegebenermaßen die meisten Fehler bei ihrer Bewältigung machten, keineswegs aus dem Schneider sind. Hank Paulson, der damals zuständige Finanzminister, der von Goldman Sachs kam und die Kultur – oder Unkultur – jener Investmentbanken kannte, hält eine Wiederholung der Krise für jederzeit möglich. Was sagt uns das? Die Amerikaner haben es nicht geschafft, mit den dort traditionell ungeliebten staatlichen Eingriffen – immerhin 700 Milliarden Dollar! – eine neue Vertrauensbasis zu schaffen. Trotz der Zuwächse bei Beschäftigung gibt es noch immer hohe Anteile jener Hausbesitzer, deren Kredit sich auf mehr beläuft als der Wert des Hauses, und das trotz staatlicher Hilfsprogramme. Das Bruttoinlandsprodukt wächst, hat aber einen furchtbaren Absturz hinter sich. Was sagt uns das für Europa? Wenn man die Äußerungen des wohl wichtigsten europäischen Finanzministers ansieht, und einem dabei unvermittelt der Begriff „Gesundbeterei“ in den Sinn kommt: nichts Gutes. Statt bürokratischer Verrenkungen wären auch für die Steuerzahler endlich klare Ansagen das Gebot der Stunde.