Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Analysen >

Die Inflation ist die einzige Lösung

Stefan Riße: Fraglos befindet sich die Welt momentan noch in den Nachwirkungen des schweren Wirtschaftseinbruchs von 2009, was sogar eher deflationär wirkt. Doch die Schulden, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten bereits gemacht wurden, und die, die aktuell von den Staaten gemacht werden, führen uns auf längere Sicht unausweichlich in ein Inflationsszenario.

BÖRSE am Sonntag

Herr Riße, Sie kündigen die große Inflationswelle an. Warum, bisher ist davon doch überhaupt nichts erkennbar?

Stefan Riße: Fraglos befindet sich die Welt momentan noch in den Nachwirkungen des schweren Wirtschaftseinbruchs von 2009, was sogar eher deflationär wirkt. Doch die Schulden, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten bereits gemacht wurden, und die, die aktuell von den Staaten gemacht werden, führen uns auf längere Sicht unausweichlich in ein Inflationsszenario.

Aber wie soll denn eine Inflation entstehen? Überall in der Industrie gibt es Überkapazitäten.

Ganz sicher wird es keine Inflation geben, weil die Industrie die Nachfrage nicht mehr befriedigen kann. Der enorme technische Fortschritt und die dadurch ausgelösten Produktivitätssteigerungen sowie die Einbindung der Schwellenländer, wie eben China, in die globale Industrieproduktion hatten und haben noch immer extrem deflationäre Wirkung. Das war der Grund, warum in den vergangenen 25 Jahren Geldmenge und Verschuldung in den alten Industrieländern rund zweieinhalb Mal so schnell wachsen konnte wie die Wirtschaft, ohne dass es zu nennenswerter Verbraucherpreisinflation kam. Die Inflation fand stattdessen an den Finanzmärkten statt. Aber diese Effekte werden in nicht allzu weiter Ferne auslaufen. Und steigende Preise für Rohstoffe, wo die Kapazitäten begrenzt sind, können schon bald ganz schnell zu drei bis vier Prozent Inflation führen. 

Aber können die Notenbanken dann nicht einfach die Zinsen erhöhen und diese im Ansatz bekämpfen?

Das ist der große Trugschluss, weil genau das nicht gehen wird. Durch den massiven Verschuldungsanstieg, der jeden Tag größer wird, sind viele Volkswirtschaften mittlerweile abhängig von den teilweise fast bei null liegenden Leitzinsen, wie ein Drogenabhängiger von der Nadel. Sobald diese deutlich auf - sagen wir vier bis fünf Prozent - erhöht würden, käme es zu einem erneuten Zusammenbruch der Wirtschaft und vieler Banken. Eine Pleitewelle unfassbaren Ausmaßes wäre die Folge, mit Massenarbeitslosigkeit und sozialen Unruhen als direkte Folge, was die Politik um jeden Preis verhindern will. Der Preis wird Inflation sein, um sich so von den Schulden zu befreien. Und wird diese nicht bekämpft, folgen steigende Löhne, die die Preise weiter antreiben.

Wie kann sich der Anleger schützen?

Er muss unbedingt jetzt schon auf Sachwerte setzen, die in der Inflation auch im Preis steigen. Die ewige Währung Gold zum Beispiel, in das man in den verschiedensten Formen - auch über CFDs - anlegen kann. Immobilien sind bei der richtigen Auswahl ebenfalls eine Möglichkeit. Und auch Aktien bieten Inflationsschutz, denn auch sie gehören, weil sie dem Inhaber einen Anteil am Besitz der jeweiligen Aktiengesellschaft verbriefen, zur Gruppe der Sachwerte. Je substanzstärker sie sind, desto besser.

 

Kasten:

Im Dezember erschien das Buch „Die Inflation kommt“ von Stefan Riße. Mittlerweile ist bereits die dritte Auflage an den Buchhandel ausgeliefert worden, zusätzlich mit einem Nachwort von Françoise Kostolany, der Witwe des 1999 verstorbenen legendären Börsenexperten André Kostolany.

Stefan Riße, Chefstratege von CMC Markets, dem Marktführer im Bereich Contracts for Difference in Deutschland, ist vor allem durch seine fünfeinhalbjährige Tätigkeit als Börsenkorrespondent von der Frankfurter Börse für N-TV einem breiten Publikum bekannt geworden.

„Die Inflation kommt“ ist im FinanzBuch Verlag, München, erschienen (19,90 Euro).