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Endzeitstimmung in Anno Horribilis, Teil Zwei

<strong>Robert Spliid,</strong> Leiter des Deutschlandgesch&auml;fts der Saxo Bank

BÖRSE am Sonntag

Robert Spliid, Leiter des Deutschlandgeschäfts der Saxo Bank

 

Nachdem wir Ihnen in der letzten Ausgabe unsere Grundhaltung zum Wirtschaftsjahr 2009 dargestellt haben, freuen wir uns nun, Ihnen unsere daraus abgeleiteten „10 provokanten Thesen“ vorzustellen.

1.Revolution im Iran

Schon jetzt steht die Wirtschaft im Iran unter einem enormen Druck. Wir erwarten, dass der Ölpreis im Laufe des Jahres noch weiter sinkt, auf 25 bis 30 US-Dollar, wodurch die Kaufkraft des Landes massiv geschwächt wird. Deshalb kann die iranische Regierung nicht mehr die allgemeine Versorgung mit Gütern des alltäglichen Lebens sicherstellen, was zu Unruhe und Unmut in der Bevölkerung führen kann.

2.Rohölpreis bei USD 25

Unter dem Einfluss der schwersten weltweiten Wirtschaftskrise seit der großen Depression wird der Ölpreis seine Talfahrt fortsetzen. Um dem entgegenzuwirken, wird die OPEC ihre Fördermenge reduzieren. Aufgrund der Uneinigkeit der OPEC-Mitgliedstaaten wird es aber nicht in dem Maße sein, wie es nötig wäre, da einige Staaten dringend auf die Einnahmen aus dem Verkauf des schwarzen Goldes angewiesen sind.

3.S&P 500 sinkt auf 500 Punkte

Als Resultat sinkender Unternehmensgewinne sinkt der S&P 500 Index im Jahr 2009 auf die 500er-Marke. Für den Gewinnrückgang gibt es drei Gründe: (1) Steigende Kapitalbeschaffungskosten sowohl im privaten als auch im Unternehmensbereich, (2) Immobilienwerte lösen sich in Nichts auf und werden als Sicherheit für Kredite wertlos, (3) die Unternehmen werden ihre Investitionen drastisch zurückfahren.

4.Italien macht seine Drohung wahr, sich vom Euro zu verabschieden

Aus der Historie Italiens ist die lange Tradition der Geldentwertung bekannt, und die Europäische Union wird mit hoher Wahrscheinlichkeit hart gegen exzessive Haushaltsdefizite vorgehen.

5.AUD/JPY fällt auf 40

Das australische Wirtschaftswachstum war jahrelang vom boomenden Rohstoffmarkt getragen. Der jetzt schrumpfende Markt wirkt sich negativ auf den australischen Dollar aus. Gleichzeitig wird sich der japanische Yen aufgrund der enormen Spareinlagen hervorragend entwickeln.

6.EUR/USD fällt zunächst auf 0,95 und steigt wieder auf 1,30

Die Probleme in Europa werden momentan noch unterschätzt. Die europäischen Banken geraten wegen ihres Engagements in Osteuropa mächtig unter Druck. Der US- Dollar ist immer noch die Haupttauschwährung in den internationalen Geldmärkten und die Nachfrage nach ihm wird deshalb bestehen bleiben. Andererseits ist der US-Dollar schon lange keine sichere Währung mehr und die Probleme der Eurozone werden bald eingepreist sein.

7.Chinas BIP wächst um die 0%

Die exportorientierten Branchen Chinas werden stark unter dem Konjunkturabsturz der USA leiden. Die fallenden Rohstoffpreise werden die wirtschaftliche Entwicklung schwer belasten.

8.Osteuropäische EU-Anwärter noch nicht drinnen und schon wieder draußen

Alle Anwärter, deren Währungen zurzeit an den Euro gekoppelt sind, werden durch den massiven Kapitalabfluss unter Druck geraten. Viele der Länder leiden bereits jetzt unter großen Haushaltsdefiziten und werden bei ihren Refinanzierungsbemühungen die Auswirkung der Kreditkrise unangenehm spüren. Dies gilt insbesondere für die baltischen Staaten. Mindestens ein osteuropäischer EU-Anwärter wird seine Währung wieder vom Euro abkoppeln müssen.

9.Reuters/Jefferies CRB Index fällt um 30% (auf 150)

Während der letzten Jahre entwickelte sich die Blase an den Rohstoffmärkten noch größer als an den Kapitalmärkten, abgesehen von den Kreditderivaten. Wir bezweifeln die offiziellen Verbrauchsstatistiken. Wir nehmen an, dass zurückgehaltene Vorräte, speziell Industriemetalle, wieder auf den Markt gelangen und die Preise weiter drücken werden.

10.Erste asiatische Währung wird an den Renminbi Yuan gekoppelt

Der Einfluss Chinas wird auf wirtschaftlicher, politischer und kultureller Basis weiter wachsen. Das wird dazu führen, dass die meisten asiatischen Volkswirtschaften in Zukunft ihren Blick vermehrt nach China richten. Ihre bisherige “auf die USA konzentrierte Wirtschaftspolitik“ wird die Vormachtstellung verlieren.

Ziehen Sie bei diesen Thesen die Möglichkeit in Betracht, dass sie unter bestimmten Marktgegebenheiten durchaus Realität werden können.

Natürlich werden sich nicht alle 10 Thesen 100%ig erfüllen, aber auch das Zutreffen einiger unserer Vorhersagen bedeuten mit Sicherheit weitreichende Änderungen in den Weltmärkten.