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Halbleiterindustrie – Wachstum zu vernünftigen Preisen

Die Halbleiterbranche hat sich in den letzten Jahren dramatisch gewandelt. Vom Teilelieferanten für elektronische Konsumprodukte ist sie für immer mehr Industriezweige zum Engpassfaktor und

(Bild: Shutterstock)

Die Halbleiterbranche hat sich in den letzten Jahren dramatisch gewandelt. Vom Teilelieferanten für elektronische Konsumprodukte ist sie für immer mehr Industriezweige zum Engpassfaktor und

Ein Gastbeitrag von Marc Kiewitz, ActivTrades Europe

Taktgeber geworden. In den Bewertungen der betreffenden Unternehmen spiegelt sich dies nach Einschätzung vieler Analysten noch nicht hinreichend wider.

In den vergangenen Jahrzehnten war die Entwicklung der Halbleiterindustrie in besonderem Maße mit den Aufs und Abs der globalen Wirtschaft korreliert. Steigende Nachfrage nach Verbrauchsgütern wie PCs in den 1980er-Jahren, Mobiltelefonen in den 2000er-Jahren oder Smartphones ein Jahrzehnt später führten regelmäßig zu einer massiven Ausweitung der Chipproduktion und dem Aufbau von Kapazitäten. Abflauende Trends oder Wirtschaftseinbrüche sorgten anschließend für Katerstimmung nach der Party. Investoren trugen diesen Zyklen mit ihren starken Ausschlägen Rechnung, indem sie der Branche gemessen an den Wachstumsraten sowie üblichen Kennzahlen nur eine verhältnismäßig geringe Bewertung zubilligten.

Jahrzehnt mit stabilen Wachstumsraten

Inzwischen hat sich die Ausgangslage der Halbleiterindustrie allerdings deutlich verändert. Waren Chips ursprünglich nur in einzelnen Produkten enthalten, ist die Mikroelektronik in den vergangenen Jahren zur Schlüsselkomponente zahlreicher industrieller Anwendungen geworden. Diese Entwicklung hat sich durch die weiter vorangeschrittene Digitalisierung aller Lebensbereiche und aller Unternehmen im Rahmen der Corona-Pandemie noch einmal deutlich beschleunigt. Handfest ablesen lässt sich dies auch an den gravierenden Folgen, die Lieferengpässe bei Chips für diverse Industriesegmente zuletzt hatten und noch immer haben.

Ausgehend von einem Branchenumsatz von 600 Mrd. US-Dollar (2021) rechnet die Unternehmensberatung McKinsey & Company für das laufende Jahrzehnt deshalb auch mit Wachstumsraten 6-8 % jährlich. Besonders hohen Bedarf sehen die Analysten von McKinsey bei Halbleitern für die Automobilindustrie (Steuerungselektronik für Elektrofahrzeuge sowie für das halb- und vollautomatisierte Fahren), Cloud Computing und Datenspeichern sowie bei Chips für die drahtlose Kommunikation.

Bewertungsanpassungen voraus?

Beim Gros der Anleger ist der Wandel vom „Bestücker von Endprodukten“ hin zum Hersteller von Schlüsselkomponenten für zahlreiche industrielle Anwendungen allerdings noch nicht angekommen. Die damit verbundene Verlängerung von Zyklen und die Glättung von Wachstumsschwankungen spiegelt sich in den Aktienbewertungen von Samsung, Intel, TSMC und Co., um exemplarisch nur einmal die drei umsatzstärksten Halbleiterunternehmen der Welt zu nennen, deshalb noch nicht in dem Maße wider, wie es im Hinblick auf die erwarteten Entwicklungen eigentlich angemessen wäre. Hinzukommt die Verbesserung der Bilanzen vieler Chiphersteller, was das Anlagerisiko ebenfalls verringert. So war es Branchenschwergewichten im Zuge der hohen Nachfrage aufgrund ihrer Preissetzungsmacht möglich, Cash anzuhäufen und ihre Verschuldung zu verringern oder sogar ganz abzubauen. Das macht sie gegenüber dem aktuell laufenden Zinsanhebungszyklus großer Zentralbanken relativ unempfindlich und schafft ein solides Polster, sollte es zu einer globalen Konjunkturabschwächung kommen. Anleger, die auf eine positive Bewertungsanpassung bei Unternehmen der Chipindustrie setzten wollen, können dies beispielsweise mit Aktien-CFDs oder ETFs long umsetzen.
 
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