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Pharma: Der heimliche Star in Deutschland heißt Stada

Die Hessen befinden sich dank geschickter Investments und zahlreicher Übernahmen auf einem nachhaltigen Wachstumskurs. An der Börse stieg der Kurs zuletzt schneller, als der vieler Konkurrenten. Zwei Finanzinvestoren haben daran maßgeblichen Anteil – nehmen Anlegern nun aber auch die Möglichkeit an dem Erfolg zu partizipieren.

Voll auf Wachstumskurs: Der hessische Mittelständler Stada. (Foto: 360b / Shutterstock)

Die Hessen befinden sich dank geschickter Investments und zahlreicher Übernahmen auf einem nachhaltigen Wachstumskurs. An der Börse stieg der Kurs zuletzt schneller, als der vieler Konkurrenten. Zwei Finanzinvestoren haben daran maßgeblichen Anteil – nehmen Anlegern nun aber auch die Möglichkeit an dem Erfolg zu partizipieren.

Vor drei Jahren haben die beiden Finanzinvestoren Bain aus den USA und Cinven aus Großbritannien den mittelständischen Arzneimittelhersteller aus Bad Vilbel übernommen. Zunächst hielten sie über die Holding Nidda Healthcare gemeinsam 97,8 Prozent der Anteile – für rund 4,5 Milliarden Euro. Der Erwerb der restlichen 2,2 Prozent für noch einmal 143 Millionen Euro hat sie nun zum vollständigen Eigentümer gemacht.

Übernahmen wie diese, sind grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Finanzinvestoren sind bisweilen nur auf kurzfristig steigende Renditen aus. Längerfristig kann das Unternehmen schaden, da wichtige Investitionen und Zukunftstrends nicht rechtzeitig getätigt oder erkannt werden. Bewusst, da dies mit hohen Kosten verbunden wäre.

Anders bei Stada: Die Übernahme aus dem Jahr 2017 wächst sich immer mehr zu einer beispielhaften Erfolgsgeschichte aus. Der auf Generika spezialisierte Arzneimittelhersteller trimmt sich seither mit einem Mix aus Investitionen in Produktrechte, Übernahmen und neuen Partnerschaften auf nachhaltiges Wachstum. 1,5 Milliarden Euro haben die Hessen in drei Jahren investiert. Darunter der Kauf des Consumer-Health-Geschäfts von Takeda in Russland und der von 15 Consumer-Health-Marken des britischen Pharmakonzerns Glaxo-Smithkline. Dazu kommen de Übernahmen von Walmark (Tschechien), Biopharma (Ukraine) und einige strategische Allianzen, unter anderem mit Alvotech (Island).

Kluger Expansionskurs

Stada befindet sich damit auf einem klugen Expansionskurs. Denn nicht nur die Umsätze stiegen seit 2016 um rund 20 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro, auch die operative Marge verbesserte sich spürbar – von 13,8 auf 18,7 Prozent. Trotz Coronakrise steigerte Stada dazu auch im ersten Halbjahr dieses Jahres seinen Umsatz um 16 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro, das operative Ergebnis kletterte auf 267 Millionen Euro. Bemerkenswert auch deshalb, da die Branchenführer im gleichen Zeitraum im Schnitt nur auf einen Umsatzanstieg von zwei Prozent kamen. Den Gesamtmarkt nur für rezeptfreie Medikamente sehen Marktforschungsinstitute in diesem Jahr überdies nur um durchschnittlich vier Prozent steigen. Auch daran gemessen würde Stada eine deutliche Outperformance erzielen.

„Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Jahren stärker wachsen können als der Markt und setzen dabei weiter auf die Strategie, unser Portfolio in den Bereichen Consumer Health, Generika und Spezialgenerika durch Allianzen, Zukäufe und Neuentwicklungen auszubauen“, äußerte sich Konzernchef Peter Goldschmidt entsprechend selbstbewusst gegenüber dem Handelsblatt.

2021 soll die Erschließung des US-Marktes beginnen

Dazu beitragen soll auch der Schritt auf den US-Markt. Bislang wird dieser von Stada nicht bedient, im kommenden Jahr will man über Kooperationen jedoch auch dort ein Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten aufbauen. „Wir planen die ersten Produkteinführungen auf dem US-Markt für Anfang 2021 und wollen anschließend das Produktportfolio sukzessive ausbauen“, erklärt Goldschmidt. An Umsatzpotenzial dürfte es in den USA nicht mangeln. Zunächst sollen aber vor allem ein neues Medikament gegen Parkinson und medizinisches Cannabis neues Geld in die Kassen spülen. Für ersteres erwarb Stada vor kurzem die Rechte von Lobsor Pharmaceuticals aus Schweden. Zweiteres vertreiben die Hessen gemeinsam mit Medipharma Labs aus Kanada.

Aus der Portokasse bezahlt Stada seine Expansion allerdings nicht. Die Nettoverschuldung des Konzerns ist inzwischen auf 2,5 Milliarden Euro angestiegen, was dem vierfachen Ebitda entspricht. Im Branchenvergleich eine recht stattliche Quote. Im Konzern ist man allerdings überzeugt von seiner Strategie und rechnet weiter mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten. Die Verschuldung fiele dann weniger stark ins Gewicht. Und bislang profitiert Stada ja in hohem Maße von dem 2017 eingeschlagenen Weg.

Anleger können ab jetzt nur noch zuschauen

Anleger übrigens auch: Von Anfang 2017 bis heute hat sich der Kurs der Aktie mehr als verdoppelt. Im August erreichte er ein neues Rekordhoch bei 103 Euro, nachdem Bain und Cinven den verbliebenen Aktionären eine Barabfinung von 98,51 je Papier anboten, um sich endgültig 100 Prozent der Anteile zu sichern. Durch den „Squeeze Out“ profitieren von Stadas Erfolgsgeschichte von nun an aber nur noch die Finanzinvestoren Bain und Cinven. Privatanleger müssen zuschauen.

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