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Aktienmarkt: Nutzen Sie das Auf und Ab

Dass Zyklen in der Natur existieren und einen großen Einfluss auf die Umwelt und auf menschliches Verhalten ausüben, ist allgemein bekannt. Auch die Entwicklung an den Kapitalmärkten bleibt davon nicht ausgenommen. Einige zeitliche Anomalien sind so markant, dass sie hilfreich bei Anlageentscheidungen sein können.

BÖRSE am Sonntag

Dass Zyklen in der Natur existieren und einen großen Einfluss auf die Umwelt und auf menschliches Verhalten ausüben, ist allgemein bekannt. Auch die Entwicklung an den Kapitalmärkten bleibt davon nicht ausgenommen. Einige zeitliche Anomalien sind so markant, dass sie hilfreich bei Anlageentscheidungen sein können.

Konjunkturzyklen und DAX

Bereits in den 1920er und 1930er Jahren und teilweise sogar bereits im 19. Jahrhundert ermittelten mehrere Forscher die Existenz von Zyklen, die auf die Konjunktur und auf die Finanzmärkte Auswirkungen hatten. Der wahrscheinlich bekannteste und zugleich wohl langfristigste Zyklus ist der sogenannte Kondratieff-Zyklus. Er wurde vom russischen Ökonomen Nikolai Kondratieff entdeckt und umfasst etwa 52 Jahre (40-60 Jahre). Kondratieff identifizierte zurückreichend bis in das späte 18. Jahrhundert diesen Zyklus, der unter anderem bei Zinssätzen, Rohstoffpreisen und Löhnen bei landwirtschaftlichen Arbeitern in England Einfluss zeitigte.

Bekanntheit erlangte auch der Kitchin-Konjunkturzyklus. Benannt wurde der ca. 40 Monate dauernde Zyklus nach seinem Erfinder Joseph Kitchin. Der Kerngedanke liegt darin, dass die Unternehmen ihre Lagerbestände bei günstigen wirtschaftlichen Bedingungen stark aufbauen und bei schlechten Absatzmöglichkeiten massiv abbauen. Zwischen sieben und elf Jahre dauert der vom französischen Mediziner Clément Juglar entdeckte Juglar-Zyklus. Er gilt als klassischer Konjunkturzyklus und wird von den Investitionen der Unternehmen geprägt.

Da sich die Konjunktur auf die Unternehmensgewinne auswirkt, ist es nur folgerichtig anzunehmen, dass auch der Aktienmarkt in irgendeiner Weise den oben genannten Konjunkturzyklen folgt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Aktienmärkte als konjunktureller Frühindikator fungieren. Das bedeutet, dass sich die Aktienkurse bereits vor dem Beginn einer Rezession auf Talfahrt begeben und bereits vor dem Ende einer Rezession einen Boden ausbilden. Beim Blick auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft und des deutschen Aktienmarktes in den zurückliegenden Jahren lässt sich der Juglar-Zyklus gut erkennen.

Die letzten Rezessionen fanden 1973/1974, 1981/1982, 1993, 2003 und 2009 statt. Die Abstände befinden sich somit jeweils recht genau in der für den Juglar-Zyklus typischen Zeitspanne. Anlässlich der Rezessionen kam es auch zur Ausbildung markanter Tiefpunkte im DAX. Diese mündeten in jahrelange Hausse-Phasen und wurden auch im Rahmen nachfolgender Baissen nicht mehr unterschritten. Schreibt man diese Entwicklung fort, kann davon ausgegangen werden, dass der DAX zwischen 2016 und 2020 sein nächstes rezessionsgetriebenes Baisse-Tief markieren wird.

Einfluss der Saisonalität auf Dow und DAX

Der saisonale Zyklus bezieht sich jeweils auf ein Kalenderjahr und beschreibt die Beobachtung, dass Finanzmärkte dazu tendieren, in manchen Monaten besser zu performen als in anderen. Der bekannteste empirisch gewonnene Handelsansatz für Aktienmärkte ist den meisten Anlegern wohl schon einmal zu Ohren gekommen. Er lautet: „Sell in May and go away. But remember to come back in September.” Diese saisonale Aussage ist allerdings bei genauer Betrachtung dahingehend leicht abzuwandeln, dass es historisch sinnvoller war, nach einem Ausstieg Mitte Juli (DAX) oder Ende August (US-Aktienmarkt) den Wiedereinstieg entweder Ende September (deutscher Aktienmarkt) oder Ende Oktober (US-Aktienmarkt) zu vollziehen. Durch das Auslassen der saisonal schwachen Periode kann eine signifikante Überrendite gegenüber der Buy-and-Hold-Strategie erzielt werden.

US-Präsidentschaftszyklus

Der vierjährige US-Präsidentschaftszyklus gilt als einer der zuverlässigsten Aktienmarktzyklen. Er beruht auf der Beobachtung, dass der US-Aktienmarkt im Nachwahljahr und dem darauffolgenden Zwischenwahljahr signifikant schwächer performt als im Vorwahljahr und im Wahljahr. Nach Berechnungen von Yale Hirsch, dem Herausgeber des renommierten Stock Trader's Almanac, stieg die US-Börse seit 1833 in Vorwahljahren (wie 2015) zusammengerechnet um 470 Prozent und in Wahljahren um 255 Prozent. In Zwischenwahljahren ergab sich hingegen nur ein kumulierter Anstieg um 187 Prozent.

Im Nachwahljahr betrug der Zugewinn sogar nur 86 Prozent. Die Zeitperiode vom meist zu beobachtenden Herbst-Tief des Zwischenwahljahrs bis zum meist im Spätsommer/Herbst auftretenden Hoch des Vorwahljahrs ist die lukrativste der gesamten Periode mit einem durchschnittlichen Anstieg um 49 Prozent. Zudem endete seit 1939 kein Vorwahljahr im Minus. Dieser Zyklus spricht somit für eine positive Aktienmarktentwicklung 2015. Interessanterweise richtet sich auch der DAX (wie andere Nicht-US-Aktienmärkte) nach dem US-Präsidentschaftszyklus. Hier wirkt sich wohl die Leithammel-Funktion der US-Börse aus.

Dekadenzyklus

Die Entdeckung des Zehnjahreszyklus bzw. Dekadenzyklus wird auf das Jahr 1924 datiert und Edgar Lawrence Smith zugeschrieben. Dieser weniger bekannte Zyklus bildet die durchschnittliche Performance aller Jahre eines Marktes ab, die auf dieselbe Jahreszahl enden. Dabei konnte unter anderem eine Anomalie bei den Jahren identifiziert werden, die auf einer 5 enden. Sie weisen am Aktienmarkt mit Abstand die höchsten Renditen auf. Die Ursache hierfür ist unbekannt. Im Dow Jones Industrial brachten 5er-Jahre seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts im Schnitt einen Kursgewinn von 29 Prozent. Zudem landete von den letzten zwölf 5er-Jahren nur eines (2005) marginal im Minus. Auch beim DAX ist diese Anomalie feststellbar. Das Manko bei diesem Zyklus ist natürlich die recht geringe Anzahl der Daten, auf die zurückgegriffen werden kann.

 
Fazit

Wie alle Handelsstrategien ist auch der zyklische/saisonale Ansatz nicht unfehlbar. Entscheidend ist, dieses zeitbezogene Puzzlestück der Marktprognose in den technischen Gesamtkontext einzubinden und mit einem sinnvollen Moneymanagement und Risikomanagement zu versehen. Unter dieser Prämisse bietet die Berücksichtigung zyklischer Aspekte bei der Geldanlage einen echten Mehrwert. Mit Blick auf die Aktienmarkt-Zyklen sind die Aussichten für überdurchschnittliche Zugewinne 2015 gut.