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Analyse der Woche: Zahl der Börsengänge sinkt

Nach einem zurückhaltenden ersten Halbjahr bleiben die Aktivitäten am IPO-Markt auch im dritten Quartal 2017 verhalten. ThyssenKrupp treibt Kapitalerhöhungen nach oben. Nadja Picard beschreibt en Szenario, das Anleger nachdenklich stimmen dürfte. Ist es ein Zeichen dafür, dass der DAX auf wackeligen Beinen steht?

BÖRSE am Sonntag

Nach einem zurückhaltenden ersten Halbjahr bleiben die Aktivitäten am IPO-Markt auch im dritten Quartal 2017 verhalten. ThyssenKrupp treibt Kapitalerhöhungen nach oben. Eine Expertin aus dem Hause PWC beschreibt en Szenario, das Anleger nachdenklich stimmen dürfte. Ist es ein Zeichen dafür, dass der DAX auf wackeligen Beinen steht?

Von Nadja Picard

Nach einem mäßig erfolgreichen ersten Halbjahr 2017 mit nur wenigen IPOs und einem geringem Platzierungsvolumen zeigten sich die Prätendenten für das Börsenparkett im dritten Quartal 2017 abermals deutlich zurückhaltender als das Vorquartal. Kapitalmarktexpertin, Partnerin im Bereich Capital Markets & Accounting Advisory Services (CMAAS) sagt zum Marktgeschehen innerhalb des dritten Quartals. Ereignisse wie die jüngste Bundestagswahl, die Insolvenz von Air- Berlin, der Vorwurf einer Kartellbildung an die Automobilbranche und die generelle Zurückhaltung der Marktakteure in den Sommermonaten haben zu nicht mehr als drei Börsengängen im dritten Quartal geführt.

Insgesamt erwirtschafteten die Börsengänge von drei Unternehmen 204 Millionen Euro, wobei Jost Werke AG (201 Millionen Euro) im Rahmen einer Privatplatzierung den Großteil davon erzielte. Der LKW-Zulieferer hat im zweiten Anlauf den Weg an die Börse geschafft. Das Unternehmen aus Neu-Isenburg war das letzte Unternehmen, das vor der Sommerpause an die Frankfurter Börse ging. Dabei zeigte sich die Aktie bereits bei Börsenstart und in der Betrachtung zum Stichtag Ende September als ein großer Gewinner unter den Börsenneulingen.

Die Notierung des Hamburger Fintech-Unternehmens Naga Group erfolgte im Scale Segment für kleine und mittelgroße Unternehmen. In der Spitze erhöhte sich der Preis der Papiere des auf die Entwicklung von Trading-Apps und -Plattformen spezialisierten Unternehmens um das Sechsfache. Zudem hat sich das Groß- und Einzelhandelsunternehmen Metro AG mit Hauptsitz in Düsseldorf im dritten Quartal in einen Lebensmittelhändler (Metro WholesaleFood Specialist) und in einen Elektronikanbieter (METRO) aufgespalten. Die Zulassung der Aktien ging dabei nicht mit einem öffentlichen Angebot einher. Beide Unternehmen sind im MDAX gelistet; dies hat die Deutsche Börse im Rahmen der großen jährlichen Indexüberprüfung bekannt gegeben.

Nach einem verhaltenen ersten Quartal 2017 mit zwei IPOs von geringem Volumen und einem erfolgreichen zweiten Quartal mit fast einer Milliarde an Erlösen zeigte sich der Markt im dritten Quartal wieder überraschend ruhig. Abzuwarten bleibt, ob sich das vierte Quartal 2017 trotz der erwähnten Unsicherheiten, sowie den Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen, positiver entwickeln wird.

Weiterhin zurückhaltende Aktivität bei Kapitalerhöhungen

Auch im Bereich der Kapitalerhöhungen zeigen die Indikatoren nach unten. Während die Anzahl nur leicht gesunken ist, hat sich der Emissionserlös jedoch erheblich verringert. Insgesamt wurden durch sogenannte Secondary Offerings 1,55 Milliarden Euro eingenommen. Dies entspricht einem deutlichen Rückgang in Höhe von 83 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Das Volumen entfiel auf 13 Kapitalerhöhungen. Im zweiten Quartal 2017 wurden durch 19 erfolgreich platzierte Anteilsscheine noch 9,245 Milliarden Euro erzielt.

Im Wesentlichen ist der Emissionserlös auf eine Kapitalerhöhung zurückzuführen: Am Ende des dritten Quartals hat die ThyssenKrupp AG eine Kapitalerhöhung mit einem Platzierungsvolumen in Höhe von 1.375 Millionen Euro durchgeführt. Damit deckt dieses Secondary Offering 89 Prozent des Gesamtbetrags ab. Die restlichen Kapitalerhöhungen liegen bis auf zwei Ausnahmen, 4SC AG (41 Millionen Euro) und B.R.A.I.N. Biotechnology Research And Information Network AG (30 Millionen Euro), im Volumen jeweils unter 20 Millionen Euro.

Leichter Rückgang der Fremdkapitalemissionen

Entgegen des bisherigen Trends in 2017 sind die Fremdkapitalemissionen in Q3 2017 deutlich gesunken. Der Gesamtwert der Fremdkapitalemissionen betrug 203 Milliarden Euro, ein Rückgang von knapp 50 Milliarden Euro im Vergleich zu Q2 2017. Auch die Anzahl der Emissionen fiel auf 299 Emissionen gegenüber 368 Emissionen im Vorquartal. „Die anhaltende Niedrigzinspolitik bietet den Unternehmen gute Chancen für Fremdkapitalemissionen. Trotz des Rückgangs im Vergleich zum Vorquartal, bewegt sich das Emissionsvolumen auf einem konstant hohen Niveau”, so Nadja Picard. Der Wert der Anleihen mit einer mittelfristigen Laufzeit kann den Höchstwert von 67 Milliarden Euro in Q2 nicht halten und fällt auf 40 Milliarden Euro. Der durchschnittliche Zinskupon stieg deutlich von 3,10 Prozent in Q2 auf 3,50 Prozent in Q3, der Median von 2,90 auf 3,25 Prozent.

Nadja Picard ist Kapitalmarktexpertin und Partnerin im Bereich Capital Markets & Accounting Advisory Services (CMAAS) bei PWC.