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Diese fünf Cloud-Computing-Konzerne machen Anleger reich

Das globale Cloud-Geschäft boomt. Immer mehr Konzerne verdanken ihre hohen Wachstumsraten und Gewinne der digitalen Wolke. Insgesamt erlöste der Sektor 2017 bereits über 150 Milliarden Dollar. Innerhalb der nächsten vier Jahre könnte sich die Zahl verdoppeln. Kein Wunder, dass der Run auf die besten Aktien der Branche längst begonnen hat. Der Einstieg jedoch könnte sich immer noch oder gerade deshalb lohnen. Ein Blick auf die Big-Five.

BÖRSE am Sonntag

Das globale Cloud-Geschäft boomt. Immer mehr Konzerne verdanken ihre hohen Wachstumsraten und Gewinne der digitalen Wolke. Insgesamt erlöste der Sektor 2017 bereits über 150 Milliarden Dollar. Innerhalb der nächsten vier Jahre könnte sich die Zahl verdoppeln. Kein Wunder, dass der Run auf die besten Aktien der Branche längst begonnen hat. Der Einstieg jedoch könnte sich immer noch oder gerade deshalb lohnen. Ein Blick auf die Big-Five.

Wenn es um Digitalisierung und Automatisierung geht, reden viele noch immer von Visionen und Ideen für die die Zukunft. Dabei ist ein Teil dieser Zukunft längst Gegenwart geworden, manch Fiktion längst Realität. Und so gern manch Partei und mancher Präsident die damit einhergehende globale Hyper-Vernetzung auch aufhalten möchte, inzwischen lenkt sie das menschliche Geschick auf dem Planeten Erde so sehr, dass ohne sie kaum mehr etwas funktioniert.

Dass es mit ihr funktioniert, hängt wiederum zunehmend an einer virtuellen Infrastruktur namens Cloud. Frei ins Deutsche übersetzt gern als digitale Wolke bezeichnet, ist sie längst zum unverzichtbaren Bestandteil der modernen Welt geworden. Sie speichert und transportiert Daten, stellt beinahe unbegrenzt Rechenleistung zur Verfügung, bringt Software unkompliziert und schnell an jeden Ort der Welt. Sie ist überall und überall wird alles immer abhängiger von ihr. Was längst globalisiert ist wird nun digitalisiert und automatisiert.

Entstanden ist dabei schon jetzt ein Milliardengeschäft. Den Zahlen des Marktforschungsinstituts Gartner nach wurden 2017 branchenübergreifend 153 Milliarden Dollar erlöst. Und das, wo der Ausbau dieser virtuellen Infrastruktur noch in den Kinderschuhen stecken dürfte. Allein bis 2021 könnten sich die Umsätze in dem Sektor auf 300 Milliarden Dollar verdoppeln, schätzen die Experten von Gartner. Und für den Moment deutet vieles darauf hin, dass es so kommt. Die Cloud wird immer mehr zu einer Art Welthafen, zum globalen Mega-Umschlagplatz für die Waren einer sich digitalisierenden Welt. Und ein Großteil dieses in hohem Tempo wachsenden Netzwerks – allein im Infrastrukturbereich, also Software und Plattform-Nutzung ausgenommen, stiegen die Umsätze im ersten Quartal 2018 um mehr als 50 Prozent – gehört bislang wenigen Konzernen. Das beschert jenen nicht nur hohe Gewinne und beneidenswerte Wachstumsraten, es lässt auch deren Börsenwert klettern. Und zwar deutlich. Der Solactive-Cloud-Computing-Index, der insgesamt 14 Aktien aus der Branche listet, ist innerhalb der letzten zwölf Monate um 42 Prozent gestiegen, seit seiner Auflage 2011 bereits um mehr als 200 Prozent.

1.) Amazon

Schwarze Zahlen dank AWS. Eines der Mitglieder trägt wenig überraschend den Namen Amazon. Der inzwischen drittwertvollste börsennotierte Konzern der Welt kommt in der Branche weltweit auf einen Marktanteil von über 30 Prozent und hat dem Cloud-Geschäft einen Großteil seiner Gewinne – im ersten Quartal des laufenden Jahres verdoppelten sie sich auf 1,6 Milliarden Dollar – zu verdanken. Und damit auch einen Großteil der zuletzt starken Kursentwicklung seiner Aktie. Um fast 300 Prozent ging es für das Papier innerhalb der letzten drei Jahre nach oben. Allein in diesem Jahr stieg der Kurs von 1.390 um 24 Prozent auf 1.730 Dollar. Grund für diese furiose Klettertour sind die schwarzen Zahlen, die Amazon seit Mitte 2015 schreibt.

Quartal um Quartal konnte Gründer und CEO Jeff Bezos zuletzt Rekordgewinn präsentieren. Und die rühren – wie bereits erwähnt – hauptsächlich aus dem Cloud-Geschäft her. Dass sie in den nächsten Quartalen weiter steigen, gilt im Konzern selbst wie unter vielen Experten als ausgemachte Sache. Die Aktie allerdings hat ein Problem. Ihr KGV-Wert liegt inzwischen bei 185. So muss Amazon also wohl erst einmal mit weiterhin überdurchschnittlichem Gewinn- und Umsatzwachstum den Kurs rechtfertigen. Unter Analysten glaubt man allerdings fest daran, dass das gelingt. Bei der US-Investmentbank Goldman Sachs stehen die Titel mit einem Kursziel von 1.825 Dollar auf der „Conviction Buy List“. Der Konzern dürfte sowohl weiter von seiner Tochter AWS als auch von der andauernden Verlagerung des Handels ins Internet profitieren, schrieb Analyst Heath Terry.

2.) Microsoft

Mit dem Cloud-Geschäft auf dem Weg zurück zu alter Größe? Vor noch nicht allzu langer Zeit war Microsoft Windows und Windows Microsoft. Und genau das bescherte dem 1975 in Albuquerque gegründeten Konzern auch über Jahre hinweg Milliardengewinne sowie seinem Gründer Bill Gates den Titel „Reichster Mann der Welt“. Wenig später war es dann aber auch genau das, was Microsoft in eine tiefe Krise stürzte. Mit Apple war ein fast übermächtiger Konkurrent erwachsen, Microsoft verlor seine Quasi-Monopolstellung im Bereich der Betriebssysteme und verschlief den Trend zum Smartphone komplett. Nicht nur viele Anleger sahen kaum noch Wachstumsmöglichkeiten. Die Aktie, sie galt daraufhin lange Zeit nicht mehr als besonders populär.

Mit Satya Nadella, der seit Anfang 2014 die Geschicke des Gates-Konzerns lenkt kam dann die Wende. Microsoft begann damit sich neu zu erfinden und vor allem auch damit neue Geschäftsfelder auszutesten. Eines davon war das der Cloud-Dienste. Nadella pochte auf dessen Ausbau und wird nun belohnt. Im ersten Quartal 2018 erwirtschaftete Microsoft in der Sparte einen Umsatz von 7,9 Milliarden Dollar. Zum Gewinn machen die Amerikaner keine Angaben, dass er allerdings um  über 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stieg, dürfte Ansage genug sein. Inzwischen ist der Cloud-Bereich fast so groß wie die anderen klassischeren Geschäftsfelder des Konzerns. Aktionäre freut’s. Innerhalb von drei Jahren hat sich der Wert der Microsoft-Aktie mehr als verdoppelt und steht inzwischen bei 101 Dollar.

3.) SAP

Die Deutschen, sind sie auf Wolke Sieben? Auch wenn die Amerikaner den Cloud-Markt deutlich dominieren, mit SAP gibt es auch einen deutschen Tech-Konzern, der sich frühzeitig für Investitionen in die „Wolke“ entscheid. Über Miet-Software haben die Walldorfer in den ersten drei Monaten 2018 1,07 Milliarden Euro umgesetzt und damit 31 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Darüber hinaus haben sie erstmals die Milliardenmarke geknackt. Bei einem Gesamtumsatz von 5,2 Milliarden Euro liegt der Anteil des cloudbasierten Geschäfts inzwischen schon bei fast 20 Prozent. Überhaupt läuft es rund bei Europas größtem Tech-Konzern, der inzwischen auf einen Börsenwert von über 110 Milliarden Dollar kommt. Im ersten Quartal stieg das Betriebsergebnis um 14 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.

Im Zuge der Callidus-Übernahme, eines auf Kundenmanagement-Software spezialisiertes US-Unternehmen, hob SAP zudem die Prognose für das laufende Jahr an. Das beflügelte die Aktie. Im Februar noch auf ein Zwischentief bei 82,80 Euro gefallen, notiert sie inzwischen bei ziemlich genau 101 Euro. Kurz zuvor markierte sie mit einem Kurs von 103,70 Euro ein neues Rekordhoch. Die Analystengemeinde traut dem Papier darüber hinaus noch einiges zu. Nicht zuletzt dank des Cloud-Geschäfts raten 23 von 33 Experten zum Kauf der Aktie. Die restlichen zehn, dazu sie zu halten. Nord-LB Analyst Wolfgang Donie hob sein Kursziel jüngst von 102 auf 115 Euro an. Die operative Entwicklung dürfte beeindruckend bleiben, Währungsbelastungen gleichzeitig zurückgehen, schrieb Donie.

4.) Salesforce

Wenn es um die Erfolgsgeschichte „Cloud“ geht darf ein Blick auf den US-Konzern Salesforce nicht fehlen. Die Amerikaner sind sozusagen Cloud-Pioniere, seit 1999 schon sind sie in dem Feld aktiv. Zu einer Zeit also zu der – salopp formuliert – viele Konkurrenten womöglich noch nicht einmal wussten, was eine „Cloud“ überhaupt ist. Nun aber ist mächtige Konkurrenz erwachsen, die teils schneller wächst als der Konzern mit Sitz in San Francisco. Der steht nun also unter Druck, kann damit aber bislang erstaunlich gut umgehen. Im ersten Quartal 2018 stieg der Umsatz um 25 Prozent auf drei Milliarden Dollar, der Gewinn kletterte auf 344 Millionen Dollar. Für das Gesamtjahr hoben die Amerikaner jüngst sogar die eigene Prognose an. In Sachen Umsatz peilt man nun 13,13 Milliarden Dollar an, ist damit optimistischer als der Analysten-Durchschnitt.

Pessimistisch sind die aber auch nicht. Wie die meisten seiner Kollegen rät Credit Suisse-Analyst Brad Zelnick mit einem Kursziel von 155 Dollar zum Kauf der Aktie. Die Zahlen seien einmal mehr stark ausgefallen, zudem gewinne der Konzern immer noch Marktanteile hinzu und habe darüber hinaus seine Kosten im Griff, schrieb er in einer Studie. Mit dem jüngsten Zukauf des ebenfalls in San Francisco ansässigen Unternehmens Mulesoft für 5,9 Milliarden Dollar dürften die Kalifornier zudem ihre Marktposition gestärkt haben, was angesichts der namhaften Konkurrenz wohl immer wichtiger wird.

Anleger scheinen zumindest weiter an erfolgreiche Jahre zu glauben. Innerhalb der letzten zwölf Monate stieg der Kurs der Salesforce-Aktie um fast 60 Prozent. Auf Fünf-Jahressicht sind es 260 Prozent. Seit Anfang 2017 befindet sich die Aktie in einem mustergültigen Aufwärtstrend, stieg erst im Juni auf ein neues Rekordhoch bei 139,80 Dollar. Und der Markt für Cloud-Software scheint ja schließlich gerade erst heiß zu laufen.

5.) IBM

Ein Minus von 20 Prozent auf Fünf-Jahressicht, eines von fünf Prozent in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres. Der Kursverlauf der IBM-Aktie liest sich im Vergleich ziemlich ernüchternd. Ähnlich Microsoft hat der IT-Riese nach der Jahrtausendwende viele Entwicklungen verschlafen und dann auch noch die Neuaufstellung ziemlich spät in die Wege geleitet. Immerhin aber hat er sie in die Wege geleitet. Das Computer-Kerngeschäft ist inzwischen in den Hintergrund gerückt, Entwicklungen mit Blick auf die Blockchain, Daten-Analyse, Sicherheits-Software und nicht zuletzt Cloud-Dienste in den Vordergrund.

Das scheint sich nun offenbar endlich auszuzahlen. Im ersten Quartal 2018 stiegen die Umsätze von IBM zum zweiten Mal in Folge und um fünf Prozent auf insgesamt 19,1 Milliarden Dollar. Der Gewinn allerdings leidet weiter unter dem teuren Konzernumbau und sank um vier Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar. So bleibt IBM auch weiter vorsichtig mit Blick auf zu optimistische Prognosen. Das wiederum drückt auf die Stimmung der Anleger. Letztlich wird es am Ende auf Cloud und Co. ankommen, ob IBM am Aktienmarkt zurück in die Erfolgsspur fährt. Ein Durchbruch in einem der neuen Geschäftsfelder wird wohl nötig sein, um den Kurs nachhaltig wieder nach oben zu treiben.

Fazit

Das globale Cloud-Geschäft boomt. An dieser Feststellung lässt sich auch nach dem Blick auf die fünf Konzerne, die den Trend maßgeblich mit beeinflussen, festhalten. Amazon, Microsoft, SAP, Salesforce und IBM sind in Teilen zu modernen, digitalen Infrastrukturanbietern geworden und dürften den Zahlen und Prognosen nach in Zukunft weiter und noch mehr von ihren Cloud-Angeboten profitieren. Diese versprechen darüber hinaus wiederkehrende Einnahmen und fördern die Bindung des Kunden. Reich werden mit der „Wolke“, das scheint tatsächlich für immer mehr Unternehmen Realität zu werden. Und mit dem richtigen Riecher vielleicht auch für Anleger.

Oliver Götz