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Fantasia: Der nächste Immobilienriese Chinas wankt

Mit dem Evergrande-Konzern erlebt China die erste Mega-Immobilienpleite. Nun schockt der Immobilienentwickler Fantasia mit einer zweiten Schieflage die Börsen. Analysten werden nervös und fürchten eine Kettenreaktion.

(Bild: Shutterstock)

Mit dem Evergrande-Konzern erlebt China die erste Mega-Immobilienpleite. Nun schockt der Immobilienentwickler Fantasia mit einer zweiten Schieflage die Börsen. Analysten werden nervös und fürchten eine Kettenreaktion.

Nach dem Evergrande-Konzern ist nun ein zweiter chinesischer Bauträger in Schwierigkeiten geraten. Die Fantasia Holdings Group Co. hat eine am Montag fällige Anleihe in Höhe von 205,7 Millionen Dollar nicht zurückgezahlt. Das Unternehmen erklärte, es habe 2016 eine Anleihe von 500 Millionen Dollar aufgenommen, die 2021 fällig werden, nun aber könne man die hälftige Rückzahlung nicht bedienen. "Das Unternehmen hat die Zahlung an diesem Tag nicht geleistet", hieß es in einer Erklärung an die Hongkonger Börse.

Damit verschärfen sich Chinas Probleme im Immobiliensektor dramatisch. Die Ratingagentur Fitch setzt die Kreditwürdigkeit von Fantasia Holdings schlagartig um vier Stufen herab - von „B“ auf „CCC“. Fitch warnt außerdem, dass aufgrund der Unsicherheit über die Finanzen des Unternehmens ein „erhebliches“ Risiko bestehe, dass das Unternehmen kommende Zahlungen für seine bekannteren internationalen Anleihen nicht leisten könne. Fitch schätzt, dass Fantasia bis Ende nächsten Jahres internationale Anleihezahlungen in Höhe von fast 2 Milliarden Dollar sowie Anleihezahlungen für den lokalen Markt in Höhe von fast 1 Milliarde Dollar (6,4 Mrd. Yuan) zu leisten hat.

Die 1998 gegründete Fantasia Holdings Group Co., Ltd. wurde im November 2009 unter dem Aktiencode 1777 am Main Board der Börse von Hongkong notiert und hat ihren Hauptsitz in Shenzhen. Fantasia baut in vielen großen Städten und Ballungsgebieten Chinas, etwa in der Guangdong-Hong Kong-Macao Greater Bay Area, in der Chengdu-Chongqing Metropolitan Area, in der Central China Metropolitan Area, in der Yangtze River Delta Metropolitan Area und in der Bohai Rim Metropolitan Area. Gleichzeitig hat Fantasia zum Ziel gesetzt, über eine börsennotierte Tochtergesellschaft, nämlich Colour Life Services Group, zum weltweit größten Anbieter von Gemeinschaftsdienstleistungen aufzusteigen. Das dürfte nun sehr infrage stehen.

Fantasia ist nach China Evergrande die zweite schwere Schieflage im Immobiliensektor Chinas. Asiatische Analysten warnen seit Tagen davor, dass die Insolvenz des Immobilienkonzerns Evergrande an der Börse einen Dominoeffekt auslösen könnte. Das wird zur Lehman-Krise Chinas!“, warnen Analysten aus Hongkong. Der Immobiliengigant Evergrande ist in Zahlungsschwierigkeiten und warnt die Weltöffentlichkeit vor „beispiellosen Problemen“. Schulden von umgerechnet mehr als 300 Milliarden US-Dollar lasten auf dem chinesischen Immobilienkonzern - es wächst die Furcht vor einer Kettenreaktion an den Finanzmärkten, da nun gewaltige Kreditausfälle im Bankensystem drohen. Denn Evergrande ist nicht alleine - die chinesische Immobilienblase droht nach Jahren des Megabooms zu platzen. „Für Chinas Immobilien- und Kreditwirtschaft hat sich der perfekte Sturm zusammengebraut“, warnen die Experten der Ratingagenturen.

Wie bei anderen chinesischen Großkonzernen sind die Beteiligungen Evergrandes an mehr als 200 Tochterunternehmen verschachtelt - tief hinein auch in die Autoindustrie. Die Kredite und gegenseitigen finanziellen Verpflichtungen sind schwer durchschaubar, aber klar ist, dass der Zusammenbruch des Konzerns viele andere Unternehmen des Verbunds mitreißen würde. Auch zehntausende von Kleinanlegern und Wohnungskäufern sind betroffen. Viele Kleininvestoren und Wohnungskäufer haben - wie in China üblich -, bereits Vorkasse für Wohnungen geleistet, die nun nicht fertiggebaut werden. Kein geringerer als der Star-Investor George Soros warnt in der „Financial Times“, dass die Immobilien-Branche der „verletzlichste“ Sektor Chinas seie. Die Umstände „könnten einen Crash auslösen“. „Die Gefahr einer Überhitzung des chinesischen Immobilienmarktes ist nicht von der Hand zu weisen“, warnt auch der besonnene Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. „Die deutschen Unternehmen sind besorgt, dass dort eine Blase platzten könnte.“

Ein ungewöhnlich wichtiger Warner ist Guo Shuqing, Leiter der chinesischen Aufsichtsbehörde für Banken und Versicherungen. Anfang März sagte er, er sei sehr besorgt über entstehende Blasen an den globalen Finanzmärkten und im Immobiliensektor in China. Insbesondere für die westlichen Handelsplätze ist er pessimistisch: „Die Blasen an den US-amerikanischen und europäischen Märkten könnten platzen, weil sich die Aktienkurse in die entgegengesetzte Richtung ihrer zugrundeliegenden Volkswirtschaften entwickeln.“

WW

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