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Kommt nun doch ein ruhiger Börsenherbst?

Eine Kombination aus einer verbesserten Anlegerstimmung, niedrigen Positionierungen und einer positiven Preisdynamik macht eine größere Korrektur an den Aktienmärkten von mehr als zehn Prozent relativ unwahrscheinlich. Auch wenn Facebook und Co. stark Volatilität zeigen.

BÖRSE am Sonntag

Eine Kombination aus einer verbesserten Anlegerstimmung, niedrigen Positionierungen und einer positiven Preisdynamik macht eine größere Korrektur an den Aktienmärkten von mehr als zehn Prozent relativ unwahrscheinlich. Auch wenn Facebook und Co. stark Volatilität zeigen.

Von Patrick Moonen

Ein erster und wichtiger Grund für die derzeit erkennbare Robustheit der Märkte liegt darin, dass die Fundamentaldaten der Unternehmen stark sind. Das hat die zurückliegende Berichtssaison für das zweite Quartal 2018 in den USA wieder eindrucksvoll bewiesen. Die Makrodaten deuten zudem auf eine Konsolidierung auf einem gesunden Niveau hin, die Politik der großen Zentralbanken ist graduell und vorhersehbar und China trifft Maßnahmen, um den Rückgang des Wirtschaftswachstums sowie die negativen Folgen der US-Handelspolitik auszugleichen.

Deutliche Kursschwankungen, die kürzlich durch Verkäufe der sogenannten FAANG-Aktien wie Facebook und Netflix ausgelöst wurden, waren gleichwohl nicht relevant genug, um den Gesamtmarkt aus dem Gleichgewicht zu bringen. Zumal sie gezeigt haben, dass Anleger ihre Hausaufgaben gemacht haben, um die relative Qualität dieser Unternehmen richtig einzuschätzen.

Einige Marktbeobachter sehen die aktuellen Ereignisse rund um die FAANG-Aktien als Auftakt einer größeren und breiteren Marktkorrektur. Das sehen wir nicht so, denn in den vergangenen Wochen haben wir hauptsächlich eine Verbesserung der Marktdynamik gesehen. Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass in bestimmten Marktsegmenten wie den FAANG-Aktien, in der die Positionierung extrem hoch ist, größere Korrekturen auftreten können und werden, wenn sich die Anlegereinschätzung ihnen gegenüber ändert.

Auf absehbare Zeit sehe ich jedoch keine Auswirkungen auf andere Marktsegmente. Dennoch haben wir unsere Allokation in US-Aktien zugunsten von Aktien aus Schwellenländern reduziert. Mit anderen Worten haben wir unsere Allokation teilweise von einer relativ teuren in eine relativ günstige Region verlagert. Europäische Aktien haben wir weiter neutral gewichtet.

Insgesamt halten wir eine breite Korrektur bei riskanten Anlageklassen für unwahrscheinlich. Aber natürlich werden wir geringere Wachstumserwartungen und damit einhergehend eine Schwäche riskanter Anlagen sehen, wenn sich der Handelskonflikt zwischen den USA und den großen Handelspartnern verschärft. Die jüngsten Zahlen der Auftragseingänge der deutschen Industrie waren schwach. Andererseits hat das Treffen zwischen Trump und Juncker gezeigt, dass die Entwicklung der Handelsspannungen in beide Richtungen gehen kann. Eine Eskalation der Handelsbeziehungen ist jedenfalls nicht unser Hauptszenario.

Dennoch kann es in einigen überfüllten und vom derzeitigen Momentum getriebenen Marktsegmenten zu deutlichen Korrekturen kommen. Diese Segmente versuchen wir zu umgehen, indem wir unsere Fundamentalanalyse um eine Analyse des Anlegerverhaltens ergänzen und so den quantitativen Ansatz mit qualitativen Erkenntnissen ergänzen.”

Patrick Moonen ist Chefstratege Multi Asset bei NN Investment Partners.