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Madrid ist nicht Rom

Die spanischen Risiken sind nicht mit den politischen Turbulenzen der vergangenen Woche in Italien vergleichbar. Dieses Bild zeigt Rom, und das aus gutem Grund. Ein Großteil der Marktpanik in dieser Woche bezieht sich auf Italien, und zwar speziell auf die weitere Mitgliedschaft des Landes zwischen Brenner und Brindisi im Euro-Währungsraum. Wichtigster Unterschied: Im Gegensatz zu Italien unterstützen alle großen Parteien in Spanien die einheitliche Währung. Seema Shah kommentiert.

BÖRSE am Sonntag

Die spanischen Risiken sind nicht mit den politischen Turbulenzen der vergangenen Woche in Italien vergleichbar. Ein Großteil der Marktpanik in dieser woche bezieht sich auf Italien, und zwar speziell auf die weitere Mitgliedschaft im Euro-Währungsraum. Im Gegensatz zu Italien unterstützen alle großen Parteien in Spanien die einheitliche Währung.

Von Seema Shah

Die politische Zerrüttung in Spanien kam zu einem unglücklichen Zeitpunkt. Die Märkte waren bereits durch die sich entfaltenden Turbulenzen in der italienischen Politik erschüttert worden und haben dies zusammen mit der spanischen Politik sofort in einen Topf geworfen.

Doch es bleiben Risiken. Die Sozialistische Partei wird mit einer schwachen Basis regieren, und Pedro Sánchez hat deutlich seinen Machtwillen erkennen lassen. Ich gehe nicht davon aus, dass diese politischen Entwicklungen eine existenzielle Bedrohung für den Euroraum darstellen werden. Da die baskischen nationalistischen Abgeordneten jedoch als Gegenleistung für ihre Stimmen gegen Mariano Rajoy ein Versprechen forderten, das von diesem erst letzte Woche durchgesetzte Haushaltsbudget nicht zu ändern, ist es unwahrscheinlich, dass Sánchez umfassende Änderungen am Haushalt vornehmen wird. Es ist daher auch unwahrscheinlich, dass die Änderung in der Regierung die Wirtschaft negativ beeinflussen könnte. Das ist positiv. Und sollte Pedro Sanchez nicht versuchen, an der Macht zu bleiben, könnte es in Spanien in diesem Jahr Neuwahlen geben, aus denen mit einiger Wahrscheinlichkeit eine marktfreundliche, pro-europäische Regierung hervorgehen würde.

In den letzten Jahren wurden in Spanien wesentliche wirtschaftliche Fortschritte erzielt: Die Haushaltslage Spaniens hat sich verbessert, die Arbeitslosenraten ist gesunken und das Bankensystem wurde gestärkt. Im ersten Quartal 2018 verzeichnete Spanien von den vier größten Volkswirtschaften des Euroraums die höchste Wachstumsrate. Die Bank of Spain rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum von 2,7 Prozent – und aktuell deutet nichts auf eine Herabstufung der Prognose hin.

Politische Unsicherheiten sind selbstverständlich nie willkommen. Aber die Märkte haben verstanden, dass Madrid nicht Rom ist. Das zeigt sich daran, dass die spanischen Anleiherenditen heute wieder gefallen sind. Ein Großteil der Marktpanik rund um Italien bezieht sich auf die weitere Mitgliedschaft im Euro-Währungsraum. Im Gegensatz zu Italien unterstützen alle großen Parteien in Spanien die einheitliche Währung. So scheint es, als sei die italienische Politik wichtiger für den spanischen Markt als die spanische Politik.

Seema Shah ist Global Investment Strategist bei Principal Global Investors.