boerse am sonntag - headline

Schliekers Woche

Alte Sünden

Die Ölpest im Golf von Mexiko wird für den britischen BP-Konzern zu einer traumatischen Erfahrung. Nur, dass man sich diese allein selbst zuzuschreiben hat. Die wütende Schuldzuweisung an andere Beteiligte wie etwa den Ausrüster Halliburton oder den Plattform-Betreiber Transocean, hat man unter der Last der Fakten einstellen müssen. Es ist unwahrscheinlich, dass BP von dieser Seite einen Teil der immensen Kosten des Desasters wird eintreiben können. [mehr]

iBoom

Der ehemalige Computerhersteller und heutige Unterhaltungskonzern Apple hat in der vergangenen Woche zweimal die Schlagzeilen der Fachwelt beherrscht: Zum einen kam am Freitag in Deutschland das neue Computer-Tablett iPad in den Handel - mit mehrwöchiger Verspätung und erstaunlich vielen begleitenden Erwähnungen in fast allen Medienformaten, viele davon ziemlich kritisch - und zum anderen überholte das Unternehmen aus dem kalifornischen Cupertino den Softwaregiganten Microsoft an der Börse in puncto Firmenwert: Apple ist nun der wertvollste Technologiekonzern der Welt. Das ist mehr als erstaunlich, denn noch vor gut zehn Jahren sah sich Apple Computer Inc. dicht am Abgrund und musste von Microsoft mit einer Beteiligung von 150 Mio. US-Dollar vor dem Untergang gerettet werden. [mehr]

Rette sich, wer kann

Was wären die möglichen Alternativen zur Griechenland-Hilfe? Das fragt man sich, nachdem nun die insgesamt 750 Milliarden Euro auf dem Tisch des Hauses liegen, um schwächelnden Ländern der Eurozone zu helfen. So allmählich beginnen die Regierungen nämlich über die Folgen nachzudenken: Für ihre Haushalte, für die Bürger, für den Eurokurs. Die Märkte jedenfalls haben sich nicht gerade beruhigt, an den Börsen geht es munter hin und her, und die Volatilität nimmt eher noch zu. Es herrscht Unsicherheit rund um den Globus, und dies natürlich auch, weil eigentlich kein Land sicher davor ist, nächstes Opfer der Finanzkrise zu werden. Die nämlich greift nun erbarmungslos vom privaten Sektor auf den staatlichen über. [mehr]

Das muss doch nicht sein

Was treibt Josef Ackermann? Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank stellt im Fernsehen so allerlei Mutmaßungen an – über dies und jenes, dies und das, und auch über Griechenland. „Wird schwer“, so sagte er in etwa, dass die ihre Schulden so schnell zurückzahlen. Und die anderen Schwerenöter auch, wo wir schon mal dabei sind. Am Ende könnte tatsächlich noch eine Umschuldung stehen. Wenn die Kraft der Griechen halt doch nicht reicht. Und so. [mehr]

Chaos in Amerika

Manchmal versteht man die Welt nicht mehr und wenn man sie dann wieder versteht, ist sie rätselhaft. So etwa am Donnerstagnachmittag, Ortszeit New York, als die Kurse der im Dow Jones wie auch in der NASDAQ vertretenen Wertpapiere plötzlich durchschnittlich 10 Prozent ihres Wertes verloren. Was um Himmels willen hatten denn Procter & Gamble oder Apple in dieser Sekunde simultan falsch gemacht? [mehr]

Gegenwind für Goldmänner

Goldman Sachs steht in der Kritik. Das ist der harmlose Ausdruck für eine Entwicklung, die der erfolgsgewohnten und entsprechend auftretenden amerikanischen Investmentbank diesmal wirklich gefährlich werden könnte. Denn Kritik an einem weltweit auf allen Feldern des Handels und der Beratung um Firmenübernahmen, Investments und Strategien tätigen Bankhaus dürfte eher Alltag als Ausnahme sein. [mehr]

Himmelshochzeiten

Während die Autoindustrie sich müht, Allianzen zu schmieden, die in dem ein oder anderen Fall mehr oder weniger smart erscheinen mögen, tobt am Himmel ein Kampf ganz anderen Kalibers, von der Öffentlichkeit weit weniger beachtet, aber nichtsdestotrotz erheblich bedeutsamer für die neue Weltordnung: Die Luftfahrtbranche sortiert sich neu. Konsolidierung heißt ohnehin das Zauberwort am Ausgang einer jeden Krise. Was da aber im Luftraum vor sich geht, ist mitnichten ein Symptom aktueller Ereignisse. Wenn Daimler meint, mit dem Massenhersteller Renault sein Glück zu finden – nun gut. Immerhin sind beide nicht pleite, nicht vom Untergang bedroht oder sonst wie auf dem absteigenden Ast. [mehr]

Beruhigungsabgabe

Der Bundesregierung ist in der abgelaufenen Woche eine Einigung gelungen: Ohne viel Widerrede verabschiedete man die sogenannte Bankenabgabe – eine Art Risikovorsorge unter staatlichem Dach. Dass das Ganze mehr sein wird als eine Beruhigungspille für verärgerte Steuerzahler, ist indes kaum zu erwarten. Wenn man sich die begleitende Bürokratie ansieht, muss man zu dem Schluss kommen, dass sich das Bundeskabinett da ein ganz schönes Ei ins Nest gelegt hat. Da wäre zum einen die Summe: 1,2 Milliarden jährlich soll die Abgabe einbringen. [mehr]

Nichts wie weg

Die Hypo Real Estate kommt nicht zur Ruhe. Das Bankinstitut, noch vor zwei Jahren dem Durchschnittsbürger praktisch nicht bekannt, wirbelt seit dem Ausbruch der Finanzkrise das gesamte deutsche Kreditwesen durcheinander – und das ist beileibe kein Kompliment. Mal ganz abgesehen davon, dass der Laden rund Hundert Milliarden Euro Staatsgeld zu seiner spontanen Rettung benötigte, macht er auch weiterhin Verlust: 2,2 Milliarden waren es 2009, so die Kennzahl auf der am Freitag veranstalteten Bilanz-Pressekonferenz. Einen Tag zuvor war dem Münchener Institut Knall auf Fall der Chef abhanden gekommen, unter weitgehend ungeklärten Umständen. Denn die offiziell zu hörenden Begründungen für den Rücktritt erscheinen wenig glaubhaft. Axel Wieandt, fluchtartig auf dem Rückweg nach Frankfurt, soll angeblich mit der Gehaltsbegrenzung auf 500.000 Euro jährlich unzufrieden gewesen sein, zudem habe man seinen Wunsch blockiert, verdienten Mitarbeitern einen Bonus zu gönnen. Axel Wieandt, der nicht nur einer hoch angesehenen Bankiersfamilie entstammt, sondern über Geschwister und Schwager über die besten Drähte ins deutsche Bankwesen verfügt, ist mit Sicherheit zu klug, um wegen solcher vergleichsweise läppischer Themen ein langfristig angelegtes Werk zu torpedieren und seinen Ruf zu riskieren. [mehr]

Etwas ratlos

Die Telekommunikationsbranche ist im Umbruch, hört man. Das ist aber eine Überraschung! Soweit man das verfolgen kann, ist sie das seit rund Hundert Jahren – zugegebenermaßen jüngst aber immer stärker. Allerdings haben wir das heutige Phänomen, dass ratlos erscheinende Branchenriesen auf der Suche nach sinnvoller Beschäftigung sind, wohl wirklich erst seit Kurzem. [mehr]

Durchwachsene Bilanz

Die Volkswagen AG war schon immer ein Objekt besonderer Beobachtung und besonderen Interesses. Privatisiert, besser teilprivatisiert, führte das Unternehmen ein Dasein von teilweiser staatlicher Überwachung und Einflussnahme. Das war den Arbeitnehmern in den sechziger Jahren, und nicht nur da, sehr recht. Und solange die Aktionäre eine ordentliche Dividende erhielten, jenen auch. Zumal man auf diese ordentliche Dividende wetten konnte – schließlich braucht der Staat Geld, und weiß es sich zu verschaffen, wenn er Großaktionär ist. Man beachte das Beispiel Deutsche Telekom – kaum was verdient, aber ordentlich was ausgeschüttet. Im Windschatten des Staates segelt man komfortabel, aber auf Dauer eher nicht profitabel, das muss man hier feststellen. [mehr]

Moment mal!

Bei Daimler lief es jüngst nicht mehr rund – anders kann man das desaströse Ergebnis des Jahres 2009 nicht bewerten: 2,6 Milliarden Verlust, das ist happig. Die meisten Analysten hatten mit weniger gerechnet, aber dass das Ergebnis tiefrot sein würde, war schon klar. Dass die Aktie dann am Tag der Jahrespressekonferenz um bis zu neun Prozent abstürzte und am Ende des Handelstages noch mit einem Minus von knapp fünf Prozent aus dem Markt ging, das ist für ein Schwergewicht im DAX schon blamabel. [mehr]

Die Killer-Kartoffeln sind unter uns

Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann? – So hieß der Kinderschreck früher mal. Wer oder was der genau war, blieb geflissentlich im Dunkeln, wo ja nun Schwarze Männer auch hingehören, oder? Dabei ist der Schornsteinfeger – hat der ein Glück – häufig mal im gleißenden Sonnenlicht hoch oben auf dem Dach zu finden. Nun, die Welt ist eben schwer zu verstehen. [mehr]

Das Symbol

Man ist in der vergangenen Woche angetreten, die Welt zu retten. Nein, nicht die ganze natürlich. Die Welt des Automobils einfach nur. Aber die ist ja schon ganz schön groß, sodass sich nur die Besten darum kümmern sollten. So wie Akio Toyoda zum Beispiel, der momentan noch der Herr des größten Produzenten dieses Planeten ist und sich vielleicht noch mehr als „Master of the Universe“ gefühlt hat als dies zuvor, zyklisch bedingt, die Investmentbanker getan haben. [mehr]

Früher war alles besser!

In Griechenland hat man jeden Grund, der entfernten Vergangenheit nachzutrauern. Das einst mächtige Land der Antike ist ein Schatten seiner selbst, will das aber nicht wahrhaben. Dort, wo die größten Werke der abendländischen Philosophie entstanden, die versuchten, sich solchen Begriffen zu nähern wie Tugend, Gerechtigkeit, Demokratie – dort herrscht Korruption und Selbstsucht, Schlendrian und Vetternwirtschaft. Das sind Fakten, die nicht einmal Premier Giorgios Papandreou noch leugnet. Er hat gar keine Wahl – zu offensichtlich sind die Fakten. [mehr]

Die Wette gilt

Es ist schwer, auf ein perfektes Geschäft zu verzichten. Und die CD aus der Schweizer Unter- oder Bankenwelt (man weiß nicht, wo genau die Grenze zwischen beiden verläuft) bietet fast perfekte Konditionen: Der Staat kann mit dem Ankauf der Daten aus zweieinhalb Millionen Euro spielend leicht mehrere hundert Millionen machen. Das ist eine Rendite, die sogar Schweizer Banken neidisch machen müsste. [mehr]

Banken am Pranger

Das diesjährige Weltwirtschaftsforum in Davos hatte sein Thema schnell gefunden: Die künftige Regulierung der Banken und Finanzinstitutionen. Angeregt durch die Pläne des amerikanischen Präsidenten Obama für Sondersteuern und die Aufspaltung großer Finanzkonzerne, eröffnete der französische Staatspräsident Sarkozy die Tagung mit einer harten Kritik an den Bankern: Angesichts der Not in der Welt, der ruinösen Verschuldung ganzer Staaten in Folge der Finanzkrise müsse sich etwas ändern. „Wenn wir nichts ändern, handeln wir verantwortungslos“. [mehr]

Böse Gewinne, böse Verluste

Da waren die Aktienmärkte mal richtig entsetzt: Den Stützen der US-Wirtschaft, den Banken nämlich, soll es an den weißen Kragen gehen. Zumindest denen, die hohe Gewinne im Eigengeschäft erzielen, undurchsichtige Finanzprodukte vertreiben und mit dem Geld der Steuerzahler ihren Profit vermehren. [mehr]

Arbeit für Kassandra

Man spricht mittlerweile vom „Jobwunder“, das klingt, nach Fräuleinwunder und Wirtschaftswunder, wieder wie so eine deutsche Erfolgsgeschichte und bezeichnet doch nur einen Absturz, der nicht so stattgefunden hat wie erwartet. Mal abgesehen davon, dass vieles nicht so stattfindet wie erwartet, und damit dafür sorgt, dass das Leben und die Menschheitsentwicklung am Ende unberechenbar bleiben, wie Wetter, Klima und die ehrlich stattfindenden Begegnungen der Fußball-Bundesliga, ist das Jobwunder natürlich nur eine Momentaufnahme aus einer krisenbehafteten Wirtschaftslage. [mehr]

Giftiger Googlehupf

Die weltgrößte Suchmaschine, das innovativste, was man mit dem World Wide Web anstellen kann, Software, Cloud Computing, Super- Mobiltelefon und Weltbibliothek – es gibt kaum einen Superlativ, den Google nicht für sich in Anspruch nimmt. Es ist ein weiter Weg gewesen vom Underdog der Internetgemeinde zum Riesenkonzern, der heute an die 200 Milliarden Dollar wert ist. [mehr]

Glück muss man haben, …

… denn kaufen kann man es nicht. Trotz dieser sattsam bekannten Tatsache fühlen sich Wirtschaftswissenschaftler zur Erforschung dieses unerklärlichen Gefühlsphänomens aufgerufen. So im ganz Geheimen scheint es die Ökonomen zu fuchsen, dass sich das überschäumende Wohlbefinden bei den meisten Menschen der Vorhersagbarkeit und der Messbarkeit entzieht. [mehr]

War da was?

Man sage nur: Dubai. Jetzt kommt die nächste Welle, aus einer Richtung, die man so nicht erwartet hätte. Sind nun auch die Scheiche nur Getriebene der Krise? Obwohl Dubai als ehrgeiziger, als monumentalverliebter Staat galt, dem Größe, Höhe, Weite nie groß, hoch oder weit genug sein konnten. [mehr]

Wie elektrisiert

Alle Jahre wieder läutet gewöhnlich einer der großen Stromerzeuger und -versorger zur Preisrunde. Das gibt dann jedes Mal Schlagzeilen, es hagelt Proteste und die Politik regt sich auf. Die Verantwortung für die Erhöhungen wird, je nach Ausgangsposition, mal mehr oder weniger heftig formuliert den Großen der Branche zugewiesen, mit dem Hinweis, dies passe nicht in die Landschaft. Stimmt alles. Was wäre das für eine Landschaft, in die bis zu 16-prozentige Preiserhöhungen passen würden? [mehr]

Elefantentanz

Wer als Kleinanleger derzeit VW-Aktien hält, dies vielleicht sogar schon sehr lange und möglicherweise seit der Privatisierung in den sechziger Jahren, der erlebt im Moment eine Reihe von Achterbahnfahrten, die er niemals gebucht hätte. Wenn man ihn denn gefragt hätte. Der Konzern nährte sich redlich über die Jahrzehnte, hatte manche Erfolgsgeschichte zwischen Käfer und Golf, und bescherte immer auch eine ordentliche Dividende (die darf man generell erwarten, wenn der Staat irgendwie als Großaktionär dabei ist, denn der braucht immer Geld). [mehr]

Bankennöte

Die Commerzbank leidet weiterhin erheblich unter der Krise – im dritten Quartal verlor sie eine Milliarde nach Steuern. Und weiterhin werden Unsummen in die Risikovorsorge gesteckt, um giftige Anlagen ausgleichen zu können. Auf fast allen Gebieten brennt es – seien das nun Schiffsbeteiligungen oder Zertifikate. Rund 4,2 Milliarden an Vorsorgebedarf ist da entstanden, weit mehr, als die Experten erwartet hätten. Auch deshalb wohl ein deutlicher Knick im Aktienkurs, der sich ja schon im Laufe eines Jahres verdoppelt hatte. Zu früh gefreut? Auch bei der Postbank schlägt das Schicksal zu: Die Pleite der amerikanischen CIT Bank verhagelte der Postbank, die dort engagiert war, das jüngste Quartalsergebnis. [mehr]

Kommt die Bahnsteigkarte?

Unter allgemein gellendem Geschrei hat die Deutsche Bahn von Plänen Abstand genommen, pro Fahrkarte 2,50 Euro Schaltergebühr zu erheben (hin und zurück logischerweise das Doppelte). Das Vorhaben hätte dem Vernehmen nach 50 Millionen Euro in die Portokasse des Schienenvekehrsträgers gebracht – bei derzeit angenommenen Kosten der Bahnschalter von 100 Millionen jährlich. Peanuts, raunt es von irgendwo her aus der Bahn- Vorstandsetage. Bei 30 Milliarden Umsatz das richtige Wort, aber in Deutschland einschlägig belastet, wenn es aus dem Mund eines Unternehmensvorstands kommt. [mehr]

Alle sind schuld, und keiner

Die Staatsgläubigen haben publizistisches Oberwasser dieser Tage – es übertrifft der eine den anderen mit Vorschlägen, was man noch alles regulieren könnte, und überwachen, und verbieten. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell Politiker und auch Kommentatoren bereit sind, die Marktwirtschaft in weiten Teilen über Bord zu werfen, wenn es einmal kritisch wird. Die Krise im Bankensektor hat ganz gewiss ihre Schuldigen auch in den diversen Finanzinstituten, die sich nun entweder der Konkurrenz oder dem Staat an die Brust werfen. [mehr]

Hoher Stressfaktor, ungewisser Ausgang

Die Woche hat reichlich Dramen geliefert. Es verbietet sich, Anlegern auch nur entfernt empfehlen zu wollen, was sie nun mit ihrem Geld tun sollen. Vielleicht Steuern bezahlen? [mehr]

Alles Hypotheken

Die unselige Finanzkrise wandert um den Globus wie der Mondschatten und mutiert im Verlaufe zur Wirtschaftskrise. Letztere Umdrehung steht uns noch bevor, aber die Anzeichen sind überdeutlich: Umsonst ist so ein Desaster nicht zu haben. [mehr]

 

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18 / 2023

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