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Abschied auf Raten?

Magna darf Opel mehrheitlich übernehmen – für zahlreiche Interessierte ist das eine gute Nachricht: für Politiker, den Opel-Betriebsrat, für Magna natürlich. Bei den Beschäftigten dürfte es gemischte Gefühle geben.

BÖRSE am Sonntag

Denn es ist keineswegs gesagt, dass der Arbeitsplatzabbau, der nun bevorsteht, irgendwie harmloser oder erträglicher ausfällt als das bei anderen Investoren der Fall gewesen wäre. Die massiven Staatshilfen, die angeblich nur bei einer Magna-Übernahme fließen, überbrücken da sicherlich manches – allerdings nicht auf Dauer. Auf Dauer kann Opel nur Erfolg haben, wenn das Unternehmen Käufer für seine Autos findet und darüber hinaus Entwicklungsleistungen am Markt verkaufen kann. Schon bisher gab es bedenklich geschüttelte Köpfe in der Bundesrepublik, die die staatlichen Garantien für nicht angebracht fanden. Und das, obwohl die Konkurrenz in Wolfsburg, Köln, München oder Stuttgart sich vornehm mit Kritik zurückhielt.

Umgekehrt haben sich die handelnden Politiker auf Bundes- und Landesebene da einen ziemlichen Klotz ans Bein gebunden. Wenn man allgemein stolz ist, dass Beharrlichkeit zum Ziel geführt habe, so könnte dies am Ende die Freude des Pyrrhussiegers sein. Man muss nicht an Philip Holzmann erinnern, um darauf hinzuweisen, dass staatliche Eingriffe in den Markt nicht immer von Erfolg gekrönt sein müssen, im Gegenteil. Wenn es ein bitteres Ende geben sollte, darf man auf die Verteilung der Verantwortung gespannt sein. Nun ist Magna zwar ein recht erfolgreicher Konzern, der eben nicht nur als Zulieferer, sondern auch als Autobauer Erfahrung mitbringt. Der BMW X3 ist nur eines der Modelle, die in Österreich in Auftragsfertigung gebaut wurden. Fragen ergeben sich aber, wenn man hinter die Kulissen blickt. Zum einen ist das Konsortium um Magna, in welchem die größte russische Staatsbank eine wichtige Rolle spielt, eine recht verschachtelte Sache, bei der die Interessenlagen undurchschaubar sind. Auch Magna selbst ist jüngst in die Kritik geraten, weil der österreichisch-kanadische Konzern des Gründers Frank Stronach eine komplizierte Struktur aufweist – so finden sich unter dem Dach der Holding unter anderem Immobilienfirmen und die inzwischen insolvente Tochtergesellschaft MEC, die sich mit Entertainment befasst – konkreter: Pferderennen und Wettgeschäfte. Das „Manager- Magazin“ hatte jüngst gemeldet, dass in Kanada Klagen anhängig sind wegen angeblicher Verschiebung von Millionengeldern zwischen den einzelnen Firmen – zum Nachteil der Magna-Aktionäre.

Die Sberbank aus Moskau schließlich steht natürlich unter dem Einfluss des russischen Staates – gut 60 Prozent gehören der russischen Zentralbank, und besonders Premierminister Putin soll da direkte Drähte unterhalten. Vorstandschef ist der deutschstämmige ehemalige russische Wirtschaftsminister German Gref. Der russische Oligarch Oleg Deripaska hat ebenfalls eine Beteiligung an Magna – dieser 17-Prozent-Anteil wurde vor knapp einem Jahr jedoch an die Sberbank als Sicherheit verpfändet. Die heutigen Verhältnisse sind unklar. Und das werden sie, so ist zu befürchten, künftig auch bei Opel sein.