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Big Business

Die Verbraucher haben das Wort. Seit Freitag läuft offiziell in den USA die erste groß angelegte Feldstudie zum Thema: Wie weit reicht die Finanzkrise? Die Studie trägt den Namen: Weihnachtsgeschäft.

BÖRSE am Sonntag

„Es wird eines der härtesten, das wir je hatten“, unkt schon ein Kaufhausmanager, ehe der Ansturm auf die Geschäfte überhaupt begonnen hat. Der erhoffte Ansturm. Am Freitag, Tag nach Thanksgiving in den USA, beginnt traditionell der Countdown zum Weihnachtsfest, und bei dieser Sportart spielt die Disziplin „Shopping“ eine Hauptrolle. Deshalb darf man auch frühzeitig an den Start: Einige Shopping Malls rund um New York öffnen am Freitag genau um 0.00 Uhr früh und werben damit in großformatigen Anzeigen. Um 4.00 Uhr früh folgen die Nächsten, und so weiter. Allen gemeinsam ist diesmal, dass die Rabatte früher auftauchen und massiver sind als in den Vorjahren. Weshalb eine Einschätzung, ob sich die Finanzkrise direkt im Konsum niederschlägt, nicht ganz einfach ist: Viele Verbraucher orientieren sich vermutlich an den gesenkten Preisen, und kaufen am Ende vielleicht genauso viel wie im Vorjahr, allerdings sind damit die Dollarumsätze der Geschäfte auf jeden Fall geringer als vor der Krise. Zudem haben die Händler offenbar deutlich weniger bestellt als bisher üblich, sodass ein Ausverkauf durchaus wahrscheinlich ist – nur eben das Ausmaß geringer. All diese Umstände bestätigen bereits an diesem Wochenende die Auguren der Konsumforschungsinstitute in ihren düsteren Prognosen. Die Verbraucherstimmung ist so schlecht wie seit vielen Jahren nicht mehr, den Geschäftserwartungen geht es ähnlich. Das sind im Übrigen weltweit zu beobachtende Trends, wie unlängst der ifo-Geschäftsklimaindex genauso offenbarte wie der Weltwirtschaftsindex des gleichen Instituts. Was folgert man daraus? Für endgültige Annahmen ist es wohl noch zu früh; fest steht jedoch schon, dass alle Hilfsmaßnahmen der Regierungen nicht rechtzeitig beim Verbraucher angekommen sind oder noch ankommen werden. Das ist für die USA besonders schmerzlich, denn vom Verhalten des Konsumenten hängt hier erheblich mehr ab als im Exportland Deutschland. Rund sechzig Prozent der Wirtschaftsleistung in Amerika stützt sich auf privaten Verbrauch, und wenn man bedenkt, dass die Spielwarenindustrie um die Weihnachtszeit rund achtzig Prozent ihres Jahresumsatzes zu machen gewohnt ist, dann kann man die Bedeutung eines schlechten Weihnachtsgeschäftes verstehen. Es ist wirklich Big Business. Mit schuld daran sind allerdings auch Regierung und Banken. So steht die amerikanische Regierung immer noch auf dem Standpunkt, es sei besser, die Wirtschaft und da vor allem die Finanzwirtschaft massiv zu stützen -  was ja gerade mit einem neuen 800-Milliarden- Programm geschehen soll. Der Erfolg dieser Maßnahmen werde anschließend schon zum Verbraucher oder Hauskäufer „durchsickern“. Doch das ist zweifelhaft. Zum einen würde dies, so es denn geschieht, recht lange dauern. Zum anderen ist schon absehbar, dass die Kreditinstitute gern auch neue Mittel in Anspruch nehmen, ohne jedoch ihren Kunden entweder mehr Kredit einzuräumen oder ihre Zinsen zu senken. Das merkt der amerikanische Normalbürger zum Beispiel daran, dass seine Kreditkartenlimits gesenkt wurden, sie nun aber trotz der Regierungsstützung seiner Bank nicht wieder heraufgesetzt werden. Was den mathematisch erklärbaren Nebeneffekt hat, dass der Schuldner den Rahmen seines Kredits in höherem Maße nutzt als zuvor, auch wenn sich die Summe gar nicht geändert hat. Damit aber sinkt seine Kreditwürdigkeit (wenn jemand 80 Prozent seines Kreditrahmens nutzt, statt zum Beispiel 60 Prozent, lässt das seinen Score abrutschen). Sehr missliche Folgen einer vielleicht zu optimistischen Politik. Derlei Detailkritik hat immerhin die Bundesregierung nicht zu fürchten: Wer so gut wie nichts tut, muss auch nicht mit großen Fehlschlägen rechnen. Auch das lässt sich mathematisch recht einfach belegen.