Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Analysen >

Das muss doch nicht sein

Was treibt Josef Ackermann? Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank stellt im Fernsehen so allerlei Mutmaßungen an – über dies und jenes, dies und das, und auch über Griechenland. „Wird schwer“, so sagte er in etwa, dass die ihre Schulden so schnell zurückzahlen. Und die anderen Schwerenöter auch, wo wir schon mal dabei sind. Am Ende könnte tatsächlich noch eine Umschuldung stehen. Wenn die Kraft der Griechen halt doch nicht reicht. Und so.

BÖRSE am Sonntag

Was treibt Josef Ackermann? Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank stellt im Fernsehen so allerlei Mutmaßungen an – über dies und jenes, dies und das, und auch über Griechenland. „Wird schwer“, so sagte er in etwa, dass die ihre Schulden so schnell zurückzahlen. Und die anderen Schwerenöter auch, wo wir schon mal dabei sind. Am Ende könnte tatsächlich noch eine Umschuldung stehen. Wenn die Kraft der Griechen halt doch nicht reicht. Und so.

Es ist kaum anzunehmen, dass der Banker so mal eben spontan beim Plauderstündchen auf dem Fernsehsessel ein wenig den Conferencier gibt. Ist er einfach nur eine ehrliche Haut und will aus seinem Herzen keine Mördergrube machen? Oder sollte das indirekt demonstrieren, dass die Deutsche Bank zusammen mit anderen trotz des enormen Risikos ihren Teil zur Rettung beiträgt und einige hundert Millionen Euro locker macht? Was immer es war, es ist – unter anderem - der Deutsche-Bank-Aktie nicht gut bekommen. Und anderen Aktien auch nicht. Und dem Euro sowieso schon nicht, der bewegte sich auf 1,24 Dollar zu. Dabei wusste Ackermann zum Euro ja auch Tröstliches zu berichten: Der Start bei 1,18; dann ging es auf 90 US-Cent, und wieder bergauf, und wieder bergab – ein lustiges Hin und Her eben, wie das so ist im Leben. Wenn man sich nun die Märkte betrachtet, fällt einem zu alledem nur ein: Das hätte wirklich nicht sein müssen. Dass Griechenland in einer schwierigen Lage ist, weiß man; dass es anstrengend wird, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, auch; dass Portugal auf der Kippe stehen könnte – klar; aber muss man all das mit einem negativen Ausblick noch einmal ausbreiten? Niemand erwartet vom Chef einer der größten Banken Schönfärberei. Aber leichthin mal das künftige Schicksal Südeuropas dunkelgrau zu skizzieren, ehe man überhaupt in Ansätzen sehen kann, zu was die betroffenen Länder bereit und in der Lage sind, das ist Öl ins Feuer gießen. Nun haben die Aktienmärkte natürlich keine reine Ackermann-Delle gesehen, die Lage ist auch so unerfreulich und Gründe für einen Kursabschwung vor dem Wochenende gab es sicherlich zur Genüge. Nur - zwischen Düsternis und rosaroter Brille gibt es eine breite Schneise und eine Menge solider Möglichkeiten, sich zu äußern. Etwas wohlerwogene Skepsis mit einem Schuss Hoffnung wäre wohl vertretbar. Dass dergleichen aus den USA nicht zu erwarten ist, dürfte erklärlich sein: Der Sonderberater des Präsidenten und früherer Notenbankchef, Paul Volcker, sinnierte ebenfalls darüber, dass die Eurozone wohl auseinanderbrechen könnte. Wer an der Wall Street Ackermann verpasst hatte, konnte die Botschaft auf diese Weise dennoch vernehmen.

Wie sich all das auf das reale Europa auswirken wird, bleibt abzuwarten. Kein Wunder, dass die Nerven in Politikerkreisen extrem angespannt sind, da soll es angeblich Wutausbrüche geben und Drohungen zwischen Regierungschefs. Das allerdings ist genau das, was man nicht braucht momentan. Wenn die ausgelobten 750 Milliarden Rettungs-Euro nicht in den Wind geschossen sein sollen, muss Europa wenigstens jetzt einmal entschlossen auftreten. Nur dieses eine Mal, bitte! Und die heimlich grinsenden Angelsachsen dezent daran erinnern, dass sie über den beitragsfinanzierten IWF und dessen 250 Milliarden an der Rettung der Griechen selbst beteiligt sind.