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Das Symbol

Man ist in der vergangenen Woche angetreten, die Welt zu retten. Nein, nicht die ganze natürlich. Die Welt des Automobils einfach nur. Aber die ist ja schon ganz schön groß, sodass sich nur die Besten darum kümmern sollten. So wie Akio Toyoda zum Beispiel, der momentan noch der Herr des größten Produzenten dieses Planeten ist und sich vielleicht noch mehr als „Master of the Universe“ gefühlt hat als dies zuvor, zyklisch bedingt, die Investmentbanker getan haben.

BÖRSE am Sonntag

Man ist in der vergangenen Woche angetreten, die Welt zu retten. Nein, nicht die ganze natürlich. Die Welt des Automobils einfach nur. Aber die ist ja schon ganz schön groß, sodass sich nur die Besten darum kümmern sollten. So wie Akio Toyoda zum Beispiel, der momentan noch der Herr des größten Produzenten dieses Planeten ist und sich vielleicht noch mehr als „Master of the Universe“ gefühlt hat als dies zuvor, zyklisch bedingt, die Investmentbanker getan haben.

Toyoda, Enkel des Firmengründers, hat lange gebraucht, bis er jene Geste ablieferte, die in Japan als zwingend für eine ernst gemeinte Entschuldigung durchgeht: Die Verbeugung in einem Winkel von mehr als 30 Grad, bezogen auf den Oberkörper. Nun weiß man, dass kein Investmentbanker sich je so tief verbeugt hat; allerdings hat auch kein solcher je seine Kunden mit Hilfe verklemmter Gaspedale so gegen die Wand fahren lassen wie Toyota. Aber die Parallelen sind nicht zu übersehen. Man ist unterwegs in eine Richtung, man sucht nach Größe und Ruhm und Geld, man übersieht Stoppschilder und rast in die gleiche Richtung wie die übrige Meute – es fehlt nicht viel, um vom Automanager zum Investmentbanker zu werden. Vielleicht ist man sogar schon beides zugleich – der Fall Porsche lässt ja heute noch durchaus staunen. Das Symbol für den Niedergang einer Marke allerdings ist der Blitz. Das stolze Zeichen eines Opels, dessen Lastwagen- Modell in den dreißiger Jahren sogar diesen Namen trug (statt albern Sprinter zu heißen, wie andere heute), ist in einem derartigen Niedergang begriffen, dass man kaum seinen Augen traut. Alle Rettungsbemühungen durch den amerikanischen Unternehmenseigner müssen eigentlich ins Leere laufen, wenn nicht zusammen mit den finanziellen Konzepten auch etwas Inhaltliches des Weges kommt. Das vermisst man heute sowohl bei Toyota als auch bei Opel. Die amerikanischen Masters haben einen europäischen Sanierungsplan vorgelegt, der auf alle möglichen verklemmten Dinge nicht eingeht. Das geht von der Modellpolitik bis hin zur Konzeption eines zukünftigen Daseins als weltweiter Mitspieler. Das ganze Geld, das bei Opel bis 2017 zur Wende führen soll, muss der Laden erst einmal selber verdienen: Noch nicht einmal die 600 Millionen, die General Motors von sich aus einbringt, sind echtes Geld. Sie sind bezahlte Lieferungen und Leistungen der verlängerten Werkbank der Amerikaner in Rüsselsheim. Sicher hat GM Pläne, weltweit mit neuen Modellen den Angriff zu wagen, aber ob dies gelingt, ist mehr als fraglich. Das Feld ist genau genommen besetzt. Zum Beispiel durch Toyota. Und damit schließt sich der Kreis. Wer im Automobilmarkt etwas werden oder bleiben will, muss sich tief verbeugen. Das ist den General-Motors-Managern in Detroit noch lange nicht aufgegangen. Opel hat eine Markentradition, die man nutzen könnte. Um mit einem unverwechselbaren Gesicht auf den Weltmärkten aufzutreten. Stattdessen ist GM ein Gemischtwarenladen ohne Konzept. Schade. Mehr Mut zur Marke wäre ein echter Marketing-Erfolg. Warum nicht Opel für alle? Audi hat einst die Welt erobert mit dem unaussprechlichen Slogan „Vorsprung durch Technik“. Das können Rüsselsheimer eigentlich auch.