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Der Diesel sorgt im DAX für Bremsspuren

Nun also auch noch Daimler. Zwei Diesel-Baureihen sollen sich auf der Straße nicht so sauber verhalten wie auf dem Prüfstand. Schrecksekunde an der Börse: Die Daimler-Aktie verlor nach Bekanntwerden der Umstände kurzzeitig vier Prozent an Wert – fing sich aber recht schnell bei rund 65 Euro. Das ist deutlich unter den Höchstkursen des Jahres, und auch ein versöhnlicher Wochenschluss hilft der Aktie nicht wirklich. Die Stuttgarter sollten vielleicht mal in Wolfsburg anrufen – meint Reinhard Schlieker.

BÖRSE am Sonntag

Nun also auch noch Daimler. Zwei Motoren-Baureihen sollen sich auf der Straße nicht so sauber verhalten wie auf dem Prüfstand – die Dieselmotoren wurden unter anderem in Kleintransportern verbaut. Schrecksekunde an der Börse: Die Daimler-Aktie verlor nach Bekanntwerden der Umstände kurzzeitig vier Prozent an Wert – fing sich aber recht schnell bei rund 65 Euro. Das ist deutlich unter den Höchstkursen des Jahres, und auch ein versöhnlicher Wochenschluss hilft der Aktie nicht wirklich. Die Stuttgarter sollten vielleicht mal in Wolfsburg anrufen.

Von Reinhard Schlieker

Offenbar ist das wabernde Dieselthema ungesund für die Aktien fast aller Automobilhersteller. Was man natürlich auch in Kostenfaktoren ausdrücken kann: Volkswagen etwa hat bislang mehr als 22 Milliarden Euro an Strafen und Entschädigungen zahlen müssen, die im Dax notierte Vorzugsaktie bewegt sich knapp unter 145 Euro – die gut 250 aus dem Jahr 2015 liegen in weiter Ferne. Dass die deutschen Autobauer mal zu Hochrisikopapieren werden würden, hätte sich niemand träumen lassen.

Dabei hapert es nicht an den Verkaufszahlen, auch nicht am technologischen Führungsanspruch. Die zunächst bei VW bekannt gewordene Technik, im Alltagsverkehr die Abgasregulierung automatisch abschalten zu lassen bringt eine Antriebstechnik in Verruf, die zuvor stets in vielerlei Hinsicht als sauber galt, die Motoren sparsamer und langlebiger, was in eine Umweltbilanz natürlich mit einfließen sollte. Die Ingenieure mit ihrer fehlgeleiteten Erfindungskraft haben daher nicht nur Milliarden Börsenwert vernichtet, sondern auch die Werte der Autobesitzer geschmälert und am Ende der Umwelt keinen Gefallen getan. Ganz abgesehen davon, dass zahlreiche Manager der Konzerne nun am besten auf Reisen in die USA verzichten, wo in Kalifornien vor allem Verhaftungen drohen.

Den Diesel in Amerika aus der Nische zu holen dürfte nun ebenfalls vergebliche Mühe sein. Die Börse kalkuliert den möglichen Schaden recht nüchtern – im schlimmsten Fall müsste Daimler zum Beispiel eine Million Fahrzeuge umrüsten, es ist sogar die Rede davon, dass die betroffenen Autos aufgrund der Abgasproblematik gar nicht zulassungsfähig gewesen sein könnten. Bei anderen Modellen hatte Daimler bereits eine Rückrufaktion gestartet – dies betraf 250.000 Fahrzeuge. Vorsichtshalber hatten die Stuttgarter drohende Strafen, Verluste und Entschädigungszahlungen bereits in den jüngsten Quartalsbericht aufgenommen – diese denkbaren Zahlungen belasten seither den Kurs. Das Verfahren, zur Zeit beim Stuttgarter Amtsgericht anhängig, dürfte allerdings noch lange dauern.

In der Zwischenzeit können Daimler und auch VW durchaus zu Lösungen kommen, die den alten Ruf des Diesels auch ohne Manipulation wieder aufleben lässt – zu wünschen wäre es, denn die negative Publicity ist ja schon ein Schaden aus sich selbst. Zudem hängen sich Trittbrettfahrer, wie etwa der Abmahnverein „Deutsche Umwelthilfe“ und andere selbsternannte Retter der Natur an die Verfahren an und überziehen nun vor allem Kommunen mit Klagen, was die Luftreinhaltung angeht. Das beste Mittel, für Börse, Kunden und Umwelt wäre also sicherlich eine Abgasreinigung, die den Namen verdient.