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Die Wette gilt

Es ist schwer, auf ein perfektes Geschäft zu verzichten. Und die CD aus der Schweizer Unter- oder Bankenwelt (man weiß nicht, wo genau die Grenze zwischen beiden verläuft) bietet fast perfekte Konditionen: Der Staat kann mit dem Ankauf der Daten aus zweieinhalb Millionen Euro spielend leicht mehrere hundert Millionen machen. Das ist eine Rendite, die sogar Schweizer Banken neidisch machen müsste.

BÖRSE am Sonntag

Natürlich ist es einerseits problematisch, wenn ein Rechtsstaat kriminell erworbene Daten ankauft. Das Wort vom „Dealer“ oder „Hehler“ ist da schnell bei der Hand. Andererseits – wie sollte man einen Staat beurteilen, der den Zugriff auf eine Vielzahl von Straftätern unterlässt, obwohl er ihn problemlos unternehmen könnte? Das wäre jedenfalls nicht vermittelbar. Am Ende steht die Verpflichtung des Staates, alle Bürger gleich zu behandeln. Mithin auch dafür zu sorgen, dass Steuern gezahlt werden. Wer meint, nur durch Steuerhinterziehung ein auskömmliches Leben führen zu können, setzt definitiv auf den falschen Dampfer. Der krasse Eigennutz mag vielleicht volkswirtschaftlich keinen so großen Schaden anrichten – als ein Signal jedenfalls ist der fatal. Die Botschaft, die von solchen Steuerparadies-Anlagen ausgeht, ist für den gewöhnlichen Angestellten eine Katastrophe. Da wird nicht nur Geld vor dem Fiskus versteckt, nein: Die Trickser sind dann auch noch gerade jene, die man sonst als Stützen der Gesellschaft bezeichnet. Fast scheint es, als sei unter den Vermögenden dieses Landes eine Art Wette im Gange: Wer versteckt das Geld am besten? Das wirft auch ein seltsames Licht auf die Schweizer Banken und ihre Kundenberater. Wobei, mit Verlaub gesagt, die Kunden selbst nicht unbedingt zu den Klügsten im Lande gehören. Denn schließlich ist die erwirtschaftete Rendite (unter Umgehung der Steuern) immer noch nicht so berauschend. Die betroffenen Banken werden in Zukunft ein bisschen mehr Mühe and den Tag legen müssen – schließlich verschärft sich die Konkurrenz, wenn man ehrlich wirtschaftet statt unehrlich. Das führt dann noch zu einem weiteren Punkt. Das Geschäftsmodell vieler Banken, und beileibe nicht nur in der Schweiz, beruht auf Ertrag aus Provisionen. Hier wäre neue Transparenz hilfreich. Und um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen, sollte in Sachen Quellensteuer ein neuer Anlauf genommen werden. Es geht einfach nicht, dass mitten in Europa Schwarzgelder gewaschen werden als sei man in Kreisen von Drogenkartellen. Und es darf sich so mancher Staat auch mal an die eigene Nase fassen – wenn Steuern als konfiskatorisch begriffen werden, läuft etwas falsch. Wer den Eindruck hat, mit seinem Geld werde sorgfältig umgegangen und Nützliches geschaffen, der wird im Zweifel auch zahlen, was er dem Staat schuldet.