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Fiat-Chrysler und Renault-Nissan – ein weltumspannender Traumvierer?

Es muss etwas geschehen, aber es darf nichts passieren: Im denkbaren Fall eine Fusion von Fiat-Chrysler und Renault melden sich die Beharrungskräfte zu Wort. Zum Beispiel die französische Regierung, die nur unter der Auflage, es dürfe keine Jobverluste in Frankreich geben, einer solchen Firmenfusion grünes Licht geben will.

BÖRSE am Sonntag

Es muss etwas geschehen, aber es darf nichts passieren: Im denkbaren Fall eine Fusion von Fiat-Chrysler und Renault melden sich die Beharrungskräfte zu Wort. Zum Beispiel die französische Regierung, die nur unter der Auflage, es dürfe keine Jobverluste in Frankreich geben, einer solchen Firmenfusion grünes Licht geben will.

von Reinhard Schlieker

Vermutlich sind die Regierenden bereits aufgeschreckt, weil von fünf Milliarden Euro Synergie-Effekten die Rede ist, falls der italienisch dominierte Konzern und das Traditionsunternehmen aus Frankreich zusammenfinden. Dass unter den prognostizierten Einsparungen auch Stellenstreichungen sein dürften, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Gleichzeitig aber haben die Unternehmen bereits angekündigt, alle neuen freiwerdenden Mittel in Forschung und Entwicklung stecken zu wollen. Doch der französische Finanzminister, der aufgrund der Staatsinteressen bei Renault glaubt mitreden zu müssen, gibt sich auch als Experte: Bruno le Maire will zur Bedingung machen, dass im neuen Konzern auch Batteriezellen entwickelt werden. Welche Farbe die haben dürfen, hat er bisher nicht festgelegt. Da bleibt unternehmerischem Elan also ein weites Entwicklungsfeld. Man sieht an diesem Wellenschlag des italienischen Vorstoßes bereits, mit welchen Verwerfungen man bei dem Vorhaben zu rechnen hätte. Denn der italienische Staat weiß seine Interessen genauso in die Waagschale zu werfen wie die westlichen Nachbarn. Dabei müssten sich die Regierenden eigentlich keine dramatischen Sorgen machen, denn in beiden Ländern gibt es Gewerkschaften, die sich gern mal in Aggressivität miteinander messen, und bei den Großkonzernen dürften sie hellwach sein.

In Frankreich wird da mitunter ein Manager drangsaliert und muss mit zerrissenem Hemd flüchten, in Italien artet auch manche Demo gern mal aus. Angesichts dieser Umstände erscheint es doch bemerkenswert, dass die Börsen die Aktien gleich beider Firmen in die Höhe katapultierten, was in der Regel halt die Ausnahme ist: Einer ist gewöhnlich der Dumme in einer Ehe, sagte Kurt Tucholsky über feste Bindungen, wenn auch beim Menschen: Nur wenn zwei Dumme heirateten, dann könne das gutgehen. Wofür es im Wirtschaftsleben bekanntlich Beispiele zuhauf gibt, eines sogar unter Beteiligung des amerikanischen Chrysler-Konzerns. Damals lobte Bräutigam Daimler diese Hochzeit im Himmel, wie es hieß. Derzeit ist Chrysler also schon in zweiter Ehe gebunden, die dritte folgt vielleicht (wenn auch die Partner nicht wechseln diesmal, sondern nur mehr werden). In den meisten Fällen gehen solche Fusionen schief, je größer, desto schlimmer, weiß die Statistik. Die Riege der europäischen Manager, die sich bei so einem Vorhaben verhoben haben, reichte locker für ein Fußballmannschaft samt Ersatzspielern und allem.