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GM - Comeback an der Börse?

General Motors ist wieder wer, so die Botschaft dieser Tage aus Detroit. Nach den Gewinnzahlen des zweiten Quartals und dem Abtritt des Interims-Chefs, Ed Whitacre, soll es nun im Parforceritt zurück an die Börse gehen, am besten noch im Laufe des Oktobers. Der Börsenprospekt ist gedruckt, und er erlaubt einen Blick in die Seele des Konzerns. Anhand der aufgezählten Risiken lässt sich gut vorstellen, was im schlimmsten Fall droht.

BÖRSE am Sonntag

General Motors ist wieder wer, so die Botschaft dieser Tage aus Detroit. Nach den Gewinnzahlen des zweiten Quartals und dem Abtritt des Interims-Chefs, Ed Whitacre, soll es nun im Parforceritt zurück an die Börse gehen, am besten noch im Laufe des Oktobers. Der Börsenprospekt ist gedruckt, und er erlaubt einen Blick in die Seele des Konzerns. Anhand der aufgezählten Risiken lässt sich gut vorstellen, was im schlimmsten Fall droht.

Nun ist es unter Juristen unzweifelhaft üblich, alles nur Erdenkliche aufzuschreiben und auszuschließen, vor allem auch im Land der unbegrenzten Klagemöglichkeiten. Interessant sind die Hinweise aber dennoch. Denn ausdrücklich erwähnt werden die Schwächen des Europageschäfts: Dort droht im schlimmsten Fall die Pleite der Tochtergesellschaften oder aber der Verkauf, falls die Sanierung nicht gelingt. In Rüsselsheim wird man das Schreckensszenario mit Interesse gelesen haben. Da tröstet es wenig, dass man als riskant auch die Tatsache vermeldet, dass das General-Motors-Management unerfahren in der Branche sei und damit ebenfalls ein Risiko darstelle – sehr feinsinnig gedacht bei einem Konzern, der immerhin lange Zeit der größte Autohersteller der Welt war und noch heute gut 17 Prozent der amerikanischen Neuwagen verkauft. Hinzu kommt bei dem geplanten Börsengang, dass eine Dividende von vornherein ausgeschlossen wird. Der Preis der Aktien ist natürlich noch offen, allerdings vermuten Insider, dass GM auf eine Marktkapitalisierung von etwa 70 Milliarden Dollar kommen will. Das ist ein stolzer Preis, der den Konzern vor den vergleichsweise boomenden Konkurrenten Volkswagen einordnet. Auch auf dem einheimischen Markt gibt es mit Ford einen Autohersteller, der eher die Zeichen der Zeit verstanden zu haben scheint. Aber so ist das eben mit Börsengängen, bei denen Regierungen ihre Anteile loswerden wollen: Teuer muss es sein, denn sonst lamentiert der Steuerzahler. Der ist einem Politiker allemal näher als ein durchschnittlicher Aktionär, zumindest wenn es darum geht, Wahlen zu gewinnen. Wenn sich die Rettungsaktion des amerikanischen Staates, der an die 50 Milliarden Dollar in die marode Detroiter Autoschmiede steckte, am Ende sogar lohnen sollte, ist die Welt in Ordnung. Vorerst wird der Staat Minderheitsaktionär bleiben, und damit dürften die Zeichner immerhin erwarten, dass GM sich baldmöglichst um eine Dividendenfähigkeit bemühen wird. Dazu dient explizit die Entwicklung verbrauchsarmer Modelle – GM ist in dieser Disziplin allerdings weit hinter anderen zurück. Die jüngst erzielten Gewinne beruhen vor allem auf Verkäufen unrentabler Einheiten, der Reduzierung der weltweiten Mitarbeiterzahl um 25 Prozent und dem Schuldenabbau. Bilder aus den amerikanischen Werken zeigen allerdings, insbesondere im Vergleich mit den modernen Fertigungsstätten von Opel, dass da noch viel an Modernisierung zu tun ist. Ob das gelingt unter dem Druck der Börse, mit weiterhin deutlichen Stimmanteilen von US-Staat, kanadischer Regierung und Autoarbeiter Gewerkschaft – diese Frage wird sich der künftige Privataktionär ernsthaft stellen müssen.