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Der ehemalige Computerhersteller und heutige Unterhaltungskonzern Apple hat in der vergangenen Woche zweimal die Schlagzeilen der Fachwelt beherrscht: Zum einen kam am Freitag in Deutschland das neue Computer-Tablett iPad in den Handel - mit mehrwöchiger Verspätung und erstaunlich vielen begleitenden Erwähnungen in fast allen Medienformaten, viele davon ziemlich kritisch - und zum anderen überholte das Unternehmen aus dem kalifornischen Cupertino den Softwaregiganten Microsoft an der Börse in puncto Firmenwert: Apple ist nun der wertvollste Technologiekonzern der Welt. Das ist mehr als erstaunlich, denn noch vor gut zehn Jahren sah sich Apple Computer Inc. dicht am Abgrund und musste von Microsoft mit einer Beteiligung von 150 Mio. US-Dollar vor dem Untergang gerettet werden.

BÖRSE am Sonntag

Der ehemalige Computerhersteller und heutige Unterhaltungskonzern Apple hat in der vergangenen Woche zweimal die Schlagzeilen der Fachwelt beherrscht: Zum einen kam am Freitag in Deutschland das neue Computer-Tablett „iPad“ in den Handel – mit mehrwöchiger Verspätung und erstaunlich vielen begleitenden Erwähnungen in fast allen Medienformaten, viele davon ziemlich kritisch – und zum anderen überholte das Unternehmen aus dem kalifornischen Cupertino den Softwaregiganten Microsoft an der Börse in puncto Firmenwert: Apple ist nun der wertvollste Technologiekonzern der Welt. Das ist mehr als erstaunlich, denn noch vor gut zehn Jahren sah sich Apple Computer Inc. dicht am Abgrund – und musste von Microsoft mit einer Beteiligung von 150 Mio. US-Dollar vor dem Untergang gerettet werden.

Das Geld war vermutlich das am besten angelegte der Gates-Company seit Jahren, besser jedenfalls als das in erfolglose Nachahmerprodukte wie den Musikspieler Zune investierte oder das mit dem glücklosen Tablet-PC versenkte. Der Aktienkurs von Apple hat sich seitdem verzwanzigfacht, die Firma zahlt Dividende und wird mittlerweile von manchen als marktbeherrschend in den Sektoren Internet-Musik und -Filme angesehen. Seit der einst geschasste Firmengründer, Steve Jobs, an die Spitze des Unternehmens zurückkehrte, gab es immer neue Meilensteine: Zunächst das revolutionäre Computer-Betriebssystem „MacOS X“, das Anfang des Jahrtausends vieles vorwegnahm, was eine solche Software heute können muss, dann der Musikspieler „iPod“, der zusammen mit einem Musikverkaufssystem über das Internet schnell Kultstatus erlangte und nebenbei die Musikindustrie vor dem Untergang bewahrte (die stand angesichts illegaler Downloads kurz vor dem Wahnsinn), und nun zuletzt das iPad, das offenbar dazu angetan ist, den Kids wieder das Lesen beizubringen, denn dazu ist es bestens gerüstet. Das Verlagswesen jedenfalls springt auf das neue Apple-Produkt und überbietet sich mit schnellen Angeboten. Dazwischen erledigte Apple mal eben Nokia und Sony mit der Telefon-Computer-Musik-Kombi namens iPhone, das heute rundum nachgemacht wird.

Bei so viel Erfolg ist natürlich das Image vom sympathischen David extrem in Gefahr, und man sieht an Google, wie schnell ein Aufsteiger zum Buhmann werden kann.

Das ist insbesondere gefährlich, weil Steve Jobs zwar genial, aber kein Chef zum Liebhaben ist. Seine Ideen halten den Laden am Laufen, aber seine Marotten sind angsteinflößend. Echte und vermeintliche Gegner werden gnadenlos verklagt und verfolgt, Blogger im Internet büßen furchtbar, wenn sie „Betriebsgeheimnisse“ verraten, und um den Abriss seiner alten denkmalgeschützten Villa stritt sich Jobs jahrelang mit den Behörden – er, der sich locker einen kompletten Vorort kaufen könnte. Für Anleger muss es weiter heißen: Vorsicht. Zwar wächst mit jedem Tag die Annahme, dass Jobs in seinem Konzern auch für seine Nachfolge vorgesorgt haben wird – noch aber hängt, zumindest nach außen, das Wohl und Wehe von Apple vorwiegend an seiner Person. Und entscheidend für den Fortgang der Erfolgsgeschichte sind nicht nur weiterhin „coole“ Produkte, sondern auch der Fortbestand des positiven Image in der Öffentlichkeit – das kann schnell gefährdet sein, und sei es nur dadurch, dass es Microsoft oder Google gelingen könnte, sich überraschend beliebt zu machen. Auch wenn letztere Gefahr eher gering scheint.