Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Analysen >

Indianer, schmerzfrei

Warum erinnern bloß die wüsten Auseinandersetzungen bei Porsche und Co. an Clankriege in fernen Ländern? Nun gut, unsere Teilnehmer hier sind besser angezogen. Aber grausam ist es doch. Männlicher Wahn herrscht allerorten. Sehr bezeichnend, dass Ministerpräsident Wulff vor Kurzem zum Häuptling „Offenes Wort“ ernannt wurde – von den Veranstaltern der Karl-May-Festspiele. Die müssen ja wissen, was sie tun. Eher gepasst aber hätte wohl: „Der mit dem Fuchs tanzt“, denn als solcher sieht sich sicherlich Ex-VW-Chef Piëch, der sein Lebenswerk mit einer wiedervereinigten Volks-Porsche-Wagen-Firma krönen möchte: Alles unter einem Dach.

BÖRSE am Sonntag

Warum erinnern bloß die wüsten Auseinandersetzungen bei Porsche und Co. an Clankriege in fernen Ländern? Nun gut, unsere Teilnehmer hier sind besser angezogen. Aber grausam ist es doch. Männlicher Wahn herrscht allerorten. Sehr bezeichnend, dass Ministerpräsident Wulff vor Kurzem zum Häuptling „Offenes Wort“ ernannt wurde – von den Veranstaltern der Karl-May-Festspiele. Die müssen ja wissen, was sie tun. Eher gepasst aber hätte wohl: „Der mit dem Fuchs tanzt“, denn als solcher sieht sich sicherlich Ex-VW-Chef Piëch, der sein Lebenswerk mit einer wiedervereinigten Volks-Porsche-Wagen-Firma krönen möchte: Alles unter einem Dach.

„Wie viele Steaks kann ich am Tag essen?“, fragte einst Michael Bloomberg, als er über die Auswirkungen seines Reichtums gefragt wurde. Darum aber geht es erkennbar nicht. Es geht um Fantasien, um Macht, um „Besser-sein-als der-da“. Um 18 gegen 12 Zylinder. Um Nachruhm. Darum muss sich momentan Häuptling Wulff weniger sorgen als um die Indianer, pardon, die Industrie in Niedersachsen, von denen fast 50 eine staatliche Beteiligung aufweisen und hin und wieder auch mal verteidigt werden müssen. Aber gegen seinen Kollegen Oettinger in Stuttgart hat er schon einige Totems gewonnen – der hat nämlich nicht alle seine Wigwams ordentlich bewacht. Daher instrumentalisiert man nun alles, was man hat, darunter den robusten Arbeiterführer Hück aus Stuttgart- Zuffenhausen, der mit dem Cayenne in die Schlacht fahren würde, ließe man ihn denn. Klingt doch fast wie „Cheyenne“, oder? Waren das nun die Guten? Jedenfalls kann er nur – ohnmächtige – Wut artikulieren angesichts der Niedertracht der Niedersachsen. Derweil munitionieren die Schlachtenlenker jeweils die naheliegenden Medien, die dann, je nach Standort, schon den Rücktritt des einstigen Porsche-Retters Wiedeking verkünden oder auch die Tatsache, dass der rettende Scheich aus dem Morgenland vor der Tür stehe – und zwar vor der in Zuffenhausen. Mit sieben Milliarden in der Tasche seines brokatbestickten Gewandes. Für Porsche. Das walte Manitou! Wollen wir doch mal sehen, und zwar bei den Aufsichtsratssitzungen von VW und Porsche – beide am 23. Juli. In Stuttgart. Da soll Unterhäuptling Oettinger zur Niederlage noch die Schmach hinzugefügt bekommen. Vielleicht, ganz vielleicht, haben die Krieger des Ferdinand Piëch, seinerseits nicht für diplomatische Feinheit bekannt, den Bogen etwas überspannt und sowieso die falschen Pfeile aufgelegt. Dem Stuttgarter wird noch etwas einfallen, und sowieso: Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Und Piëch-Vetter Wolfgang Porsche mit seinem erzürnten Wiedeking hat wohl auch noch was im Köcher, denn Deutschlands schnellster Manager wird den Vorsitz seiner angeschlagenen Investmentbank mit angeschlossener Autowerkstatt nicht kampflos aufgeben. Vetternwirtschaft also, wohin man blickt, und in ganz neuer Bedeutung.

Jedenfalls: Die Show geht weiter! Und das nächste Mal befassen wir uns dann mit dem Niedergang einer traditionsreichen Familie von Autoherstellern, denen der Fanatismus den Blick auf das verstellt hat, was not tut: gute Produkte herstellen. Ruft den Medizinmann!