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Ist die Luft raus?

Der DAX hat beachtlich zugelegt in den letzten Monaten – doch jetzt, wo die Unternehmen glänzende Ergebnisse vorlegen, scheint die Luft raus zu sein. Dass der Index sich ins Minus bewegt, wenn gute bis sehr gute Zahlen veröffentlicht werden, ist schon vorgekommen. Aber die Massierung von Erfolgsmeldungen bei gleichzeitig scharfem Kursknick ist doch schon sehr auffällig. In der abgelaufenen Woche traf es die „Dickschiffe“ der deutschen Wirtschaft: Daimler, MAN, Volkswagen oder auch BASF. MAN konnte seinen Gewinn knapp verdoppeln, BASF gar mehr als verdreifachen. VW legte zweimal so hohe operative Ergebnisse vor wie im Vorjahreszeitraum.

BÖRSE am Sonntag

Der DAX hat beachtlich zugelegt in den letzten Monaten – doch jetzt, wo die Unternehmen glänzende Ergebnisse vorlegen, scheint die Luft raus zu sein. Dass der Index sich ins Minus bewegt, wenn gute bis sehr gute Zahlen veröffentlicht werden, ist schon vorgekommen. Aber die Massierung von Erfolgsmeldungen bei gleichzeitig scharfem Kursknick ist doch schon sehr auffällig. In der abgelaufenen Woche traf es die „Dickschiffe“ der deutschen Wirtschaft: Daimler, MAN, Volkswagen oder auch BASF. MAN konnte seinen Gewinn knapp verdoppeln, BASF gar mehr als verdreifachen. VW legte zweimal so hohe operative Ergebnisse vor wie im Vorjahreszeitraum.

Der Lohn der Börse: Angst. Amerikanische Konjunkturdaten zählen momentan mehr als gediegene Arbeit in den Unternehmen. Dafür gibt es allerdings auch gute Gründe. In Deutschland sind die Unternehmen am erfolgreichsten, die ihre Produkte ins Ausland verkaufen: Ohne die enorme Nachfrage aus China, Indien oder auch Lateinamerika sähe es düster aus in der deutschen Wirtschaft, so ist manches Rekordergebnis aufgrund der Exporte zustande gekommen. Der im zweiten Quartal niedrige Eurokurs hat dabei geholfen – inzwischen aber steigt der Euro wieder, was eine Wiederholung der phänomenalen Exportzuwächse zumindest nicht wahrscheinlicher macht. Hinzu kommt, dass zum Beispiel Unternehmen wie Siemens vor allem von Sparmaßnahmen profitieren, nicht einmal so sehr vom wirtschaftlichen Aufschwung: Man hat in der Krise seine Hausaufgaben gemacht und kann jetzt mit schlanken Strukturen und verbesserter Effizienz durchstarten. Wenn denn die wirtschaftliche Umwelt mitspielt: Und das ist keineswegs sicher. Der Blick nach Amerika zeigt den Anlegern eben, wo die Risiken lauern. Die Verbraucherstimmung ist schlecht in den USA. Die Leute haben Angst um ihre Arbeitsplätze, denn der Weg aus der Wirtschaftskrise erweist sich dort als steiniger denn ursprünglich gedacht. Mit größeren Ausgaben wollen sich die meisten US-Bürger zurückhalten, dabei ist dieser Sektor, der Konsum, seit jeher die tragende Säule der amerikanischen Wirtschaft. Ein Wirtschaftswachstum um 2,4 Prozent, wie am Freitagnachmittag für das zweite Quartal gemeldet, reicht zunächst einmal nicht aus, um die Folgen der Krise schnell zu überwinden. Wenn es denn anhalten würde: Viele meinen, dass in den USA nun der schon fast überwunden geglaubte „Double Dip“ noch bevorsteht, also das neuerliche Abgleiten in die Rezession. China und Indien wären dann allein nicht mehr ausreichend, um die Weltwirtschaft zu stützen, ohne die Amerikaner geht (noch) nichts. Und wenn sich das negative Szenario als real erweisen sollte, hilft den Deutschen und ihrem DAX auch das Jobwunder oder der Exporterfolg nichts: Die Erholung steht bisher auf tönernen Füßen, und es könnte sich herausstellen, dass der Aktienmarkt der Wirklichkeit doch schon viel zu weit und zu schnell vorausgelaufen ist. Dann würden bald auch wieder jene Themen im Vordergrund stehen, die momentan etwas an Brisanz verloren haben: Die Schuldenkrise der südeuropäischen Länder, die hohen Rohstoffpreise und eine drohende Deflation in Europa. Angesichts dieser Szenarien kann man, und muss man, mit dem zurückhaltenden DAX noch recht zufrieden sein.