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Moment mal!

Bei Daimler lief es jüngst nicht mehr rund – anders kann man das desaströse Ergebnis des Jahres 2009 nicht bewerten: 2,6 Milliarden Verlust, das ist happig. Die meisten Analysten hatten mit weniger gerechnet, aber dass das Ergebnis tiefrot sein würde, war schon klar. Dass die Aktie dann am Tag der Jahrespressekonferenz um bis zu neun Prozent abstürzte und am Ende des Handelstages noch mit einem Minus von knapp fünf Prozent aus dem Markt ging, das ist für ein Schwergewicht im DAX schon blamabel.

BÖRSE am Sonntag

Immerhin macht die Aktie knapp sechs Prozent im DAX aus. Zu dem Kurssturz trug sicherlich in erster Linie der Ausfall der Dividende bei – damit liegt die Dividendenrendite nun bei null. Dies führt dazu, dass große Fonds wohl verkaufen werden, zumal solche, die ihr Portfolio an dividendenstarken Titeln ausrichten. Die laufen auf lange Sicht besser als andere, so die Theorie. Da werden die Fondsmanager, ganz abgesehen von Daimler, echte Schwierigkeiten haben, reichlich Auswahl zu finden – nach dem Krisenjahr 2009 ist bei vielen Titeln Schmalhans Küchenmeister.

Was bei dem Autobauer aus Stuttgart die Experten zusätzlich verwirrte, waren die allgemein als konservativ beschriebenen Ziele für 2010. Vorstand Dieter Zetsche kündigte natürlich die Rückkehr in die Gewinnzone an: „Wir kommen mit hohem Drehmoment aus der Krise“, meinte er – das Publikum dachte sich eher: Moment mal, das allein kann es ja wohl nicht sein! Viele Dinge, so Analysten, seien noch nicht geklärt: Zum Beispiel die angestrebte Zusammenarbeit mit anderen Herstellern, die nun wohl nicht vor Jahresmitte entschieden wird. Kostenvorteile aus solchen Partnerschaften wären damit in diesem Jahr sicher nicht mehr zu erwarten. Allgemein wird davon ausgegangen, dass man bei Komponenten BMW mit ins Boot holen könnte; bei den kleineren Modellen und beim Smart soll Renault der Wunschpartner sein. Positives gab es immerhin auch: Weil Daimler im vergangenen Jahr keinen Vorteil aus der staatlichen Abwrackprämie ziehen konnte, droht von daher vermutlich auch kein Umsatzeinbruch. Diese staatlichen Prämien hatten vor allem die Hersteller kleinerer Autos begünstigt – kaum vorstellbar, dass Fahrer eines Mercedes diesen in fast schrottreifem Zustand noch bewegen und dann 2.500 Euro brauchen, um sich einen neuen zu finanzieren. Dieses Dilemma galt natürlich nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Industriestaaten, die mit einer Prämie die Wirtschaft ankurbeln wollten. Von besonderer Bedeutung ist für Daimler auch die Wirtschaftsentwicklung insgesamt. In der Krise hatten vor allem Unternehmen ihre Dienstwagenpolitik umgestellt. Es wurde an Ausstattung und Modellgröße gespart, und die Laufzeiten wurden vielfach verlängert. Alles Dinge, die sich nun aus Sicht der Hersteller verbessern könnten. Unter dem Strich wird es aber auf die Modellpolitik ankommen, und auf die Zuverlässigkeit der Mercedes-Modelle. Wie man bei Toyota sieht, kann ein Fehler dort den guten Ruf komplett ruinieren. Aber dies ist eine Unsicherheit, mit der Anleger bei jedem Autohersteller einfach leben müssen.