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Nichts wie weg

Die Hypo Real Estate kommt nicht zur Ruhe. Das Bankinstitut, noch vor zwei Jahren dem Durchschnittsbürger praktisch nicht bekannt, wirbelt seit dem Ausbruch der Finanzkrise das gesamte deutsche Kreditwesen durcheinander – und das ist beileibe kein Kompliment. Mal ganz abgesehen davon, dass der Laden rund Hundert Milliarden Euro Staatsgeld zu seiner spontanen Rettung benötigte, macht er auch weiterhin Verlust: 2,2 Milliarden waren es 2009, so die Kennzahl auf der am Freitag veranstalteten Bilanz-Pressekonferenz. Einen Tag zuvor war dem Münchener Institut Knall auf Fall der Chef abhanden gekommen, unter weitgehend ungeklärten Umständen. Denn die offiziell zu hörenden Begründungen für den Rücktritt erscheinen wenig glaubhaft. Axel Wieandt, fluchtartig auf dem Rückweg nach Frankfurt, soll angeblich mit der Gehaltsbegrenzung auf 500.000 Euro jährlich unzufrieden gewesen sein, zudem habe man seinen Wunsch blockiert, verdienten Mitarbeitern einen Bonus zu gönnen. Axel Wieandt, der nicht nur einer hoch angesehenen Bankiersfamilie entstammt, sondern über Geschwister und Schwager über die besten Drähte ins deutsche Bankwesen verfügt, ist mit Sicherheit zu klug, um wegen solcher vergleichsweise läppischer Themen ein langfristig angelegtes Werk zu torpedieren und seinen Ruf zu riskieren.

BÖRSE am Sonntag

Die Hypo Real Estate kommt nicht zur Ruhe. Das Bankinstitut, noch vor zwei Jahren dem Durchschnittsbürger praktisch nicht bekannt, wirbelt seit dem Ausbruch der Finanzkrise das gesamte deutsche Kreditwesen durcheinander – und das ist beileibe kein Kompliment. Mal ganz abgesehen davon, dass der Laden rund Hundert Milliarden Euro Staatsgeld zu seiner spontanen Rettung benötigte, macht er auch weiterhin Verlust: 2,2 Milliarden waren es 2009, so die Kennzahl auf der am Freitag veranstalteten Bilanz-Pressekonferenz. Einen Tag zuvor war dem Münchener Institut Knall auf Fall der Chef abhanden gekommen, unter weitgehend ungeklärten Umständen. Denn die offiziell zu hörenden Begründungen für den Rücktritt erscheinen wenig glaubhaft. Axel Wieandt, fluchtartig auf dem Rückweg nach Frankfurt, soll angeblich mit der Gehaltsbegrenzung auf 500.000 Euro jährlich unzufrieden gewesen sein, zudem habe man seinen Wunsch blockiert, verdienten Mitarbeitern einen Bonus zu gönnen. Axel Wieandt, der nicht nur einer hoch angesehenen Bankiersfamilie entstammt, sondern über Geschwister und Schwager über die besten Drähte ins deutsche Bankwesen verfügt, ist mit Sicherheit zu klug, um wegen solcher vergleichsweise läppischer Themen ein langfristig angelegtes Werk zu torpedieren und seinen Ruf zu riskieren.

Da Wieandt traditionell die Öffentlichkeit meidet, und wenn überhaupt, dann nur äußerst vorsichtig und umsichtig Bewertungen abgibt und Pläne erläutert, läuft er nun natürlich Gefahr, dass andere die Meinungshoheit gewinnen. Man darf aber mit Fug und Recht annehmen, dass die Gründe für seinen plötzlichen Abgang erheblich tiefer liegen, als nun zu hören ist. Zum einen hatte er vor 17 Monaten, aus einer wichtigen Position bei der Deutschen Bank kommend, das Himmelfahrtskommando HRE sehenden Auges übernommen – da mag der Geist von Pflichterfüllung gegenüber seinem Vorstandsvorsitzenden, Josef Ackermann, der ihn gern nach München gehen sah, ebenso eine Rolle gespielt haben, wie die Chance, einen festgefahrenen Karren entgegen allen Unkenrufen wieder flott zu bekommen. Dass ihm das als Angestelltem des Steuerzahlers nicht mehr als eine halbe Million im Jahr einbringen würde, wusste er vorher. Dass er mit dem staatlichen SOFFIN, der Rettungsverwaltung des Bundes, als Aufsicht würde leben müssen, war auch klar. Alles kein Grund, am 25. März 2010 plötzlich festzustellen, dass das alles nicht zum Aushalten ist. Denn immerhin hatte er schon zuvor einiges mitgemacht: Abbau hunderter Arbeitsplätze, Verkleinerung der Bank und Auslagerung schlechter Risiken in Menge, und nicht zuletzt die unverdiente Rolle als Prügelknabe der Privataktionäre, als diese gegen eine minimale Abfindung aus dem Unternehmen gedrängt wurden, und dieses verstaatlicht wurde. Vergleichsweise laut und uneinsichtig zeigten sich derweil diejenigen, die das Desaster hauptsächlich verursacht hatten, allen voran sein Vorgänger, Georg Funke, der vor Gericht um seinen vermeintlich verdienten Lohn streitet. Sehr wahrscheinlich hatte Wieandt Zukunftspläne für die Bank, mit denen sich die staatlichen Verwalter nicht anfreunden mochten – sei es, dass sie eine weitere geordnete Schrumpfung vorziehen, sei es, dass sie das Risiko einer Neuausrichtung scheuten. Man wird spätestens mit der Benennung eines Nachfolgers für Wieandt sehen, was sich am Konzept ändern wird – und damit auch, was wohl die Pläne des ausgeschiedenen Chefs gewesen wären.