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Rette sich, wer kann

Was wären die möglichen Alternativen zur Griechenland-Hilfe? Das fragt man sich, nachdem nun die insgesamt 750 Milliarden Euro auf dem Tisch des Hauses liegen, um schwächelnden Ländern der Eurozone zu helfen. So allmählich beginnen die Regierungen nämlich über die Folgen nachzudenken: Für ihre Haushalte, für die Bürger, für den Eurokurs. Die Märkte jedenfalls haben sich nicht gerade beruhigt, an den Börsen geht es munter hin und her, und die Volatilität nimmt eher noch zu. Es herrscht Unsicherheit rund um den Globus, und dies natürlich auch, weil eigentlich kein Land sicher davor ist, nächstes Opfer der Finanzkrise zu werden. Die nämlich greift nun erbarmungslos vom privaten Sektor auf den staatlichen über.

BÖRSE am Sonntag

Was wären die möglichen Alternativen zur Griechenland-Hilfe? Das fragt man sich, nachdem nun die insgesamt 750 Milliarden Euro auf dem Tisch des Hauses liegen, um schwächelnden Ländern der Eurozone zu helfen. So allmählich beginnen die Regierungen nämlich über die Folgen nachzudenken: Für ihre Haushalte, für die Bürger, für den Eurokurs. Die Märkte jedenfalls haben sich nicht gerade beruhigt, an den Börsen geht es munter hin und her, und die Volatilität nimmt eher noch zu. Es herrscht Unsicherheit rund um den Globus, und dies natürlich auch, weil eigentlich kein Land sicher davor ist, nächstes Opfer der Finanzkrise zu werden. Die nämlich greift nun erbarmungslos vom privaten Sektor auf den staatlichen über.

Man glaubt den Rettungsstaaten nicht, dass sie die Last wirklich schultern werden – oder, dass sie darunter nicht zusammenbrechen werden. Dass der Euro mittlerweile ein Thema für Wall Street ebenso ist wie für Japan oder Schanghai, ist ein schlechtes Zeichen. Desto verwirrender, dass der tatsächliche Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung gar nicht mal so dramatisch aussieht: Er schwankt um die 1,25 Dollar und ist damit nach Erkenntnissen zum Beispiel des ifo Instituts noch deutlich über seiner Kaufkraftparität, verglichen mit den USA. Kein Grund zur Panik also? Vielleicht. Aber die Signale häufen sich, dass in der Eurozone Einschneidendes passieren muss. Der Euro geriet ja nicht unter Druck, weil sich ein paar Spekulanten einen schönen Abend machen wollten und mal eben so ein paar Wetten abschlossen. Er geriet unter Druck, weil mindestens ein Mitgliedsland seine Finanzen nicht in Ordnung hatte, und andere ein wenig lässiger mit dem Maastrichter Stabilitätspakt umgingen, als man das gern gesehen hätte in deutschen Landen. Und in finnischen zum Beispiel, damit das mal erwähnt ist – denn Deutschland ist ja keineswegs der Musterknabe, was Haushaltsdisziplin angeht. Da ist sogar Estland besser dabei, das im kommenden Jahr beitreten wird. Alles in allem herrscht eine Art von Panik, deren Zustandekommen sich der Normalbürger kaum erklären kann. Vielleicht liegt es daran, dass im Alltag so wenig zu merken ist von den Verwerfungen am Finanzmarkt. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Politik keinen reinen Wein einschenkt, was den Zustand der Eurozone angeht. Das wäre allerdings fatal: Genau in Situationen wie diesen wäre es angesagt, keinerlei Ausflüchte zu machen – will man die Euroskepsis nicht noch vergrößern. Derlei Einsichten aber scheinen nicht zum Repertoire der Politik zu gehören.