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Saudi Aramco: Verdienen mit den Ölprinzen

Das Öl-Unternehmen kommt auf einen Nettogewinn von 110 Milliarden US-Dollar für 2021, eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr. Außerdem könnte es zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufsteigen und damit Apple überholen. Ist die Aktie deshalb ein Kauf?

(Bild: Shutterstock)

Das Öl-Unternehmen kommt auf einen Nettogewinn von 110 Milliarden US-Dollar für 2021, eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr. Außerdem könnte es zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufsteigen und damit Apple überholen. Ist die Aktie deshalb ein Kauf?

Von Reinhard Schlieker

Der Schmierstoff der Welt ist so ungleich verteilt wie alle anderen (Boden-)Schätze. Da die weltweite Wirtschaft auf Erdöl und Gas angewiesen ist, wird sich das nicht in absehbarer Zeit ändern, denn beide Rohstoffe dienen wahrhaftig nicht nur manchen in schlechtem Ruf stehenden Zwecken, etwa dem Vorankommen einer aggressiven Armee. Es gibt kaum ein Produkt in den Industrieländern, das völlig ohne Erdöleinsatz hergestellt werden kann – von der Bade-Ente bis zum Roboter.

Anleger kommen bei der Diversifizierung ihres Depots kaum um diesen Wirtschaftszweig herum, denn Rohstoffaktien sind gerade in krisenhaften Zeiten der Zweig eines Fonds oder ETF, der die Stabilität fördert – des Kurses, natürlich. Die arabische Halbinsel bleibt, allen gegenteiligen Prophezeiungen zum Trotz, gut und sicher im Geschäft. Saudi Aramco, größter Erdölkonzern der Welt, schickt sich gerade an, zum wertvollsten Unternehmen des Globus zu werden – noch hält Apple diesen Weltmeistertitel.

Die Entwicklung Saudi-Arabiens spiegelt etwa der ETF Invesco MSCI Saudi Arabia. Seit 2020 legt der Fonds zu, in geradezu dramatischer Schräglage nach oben. Wobei bei diesem Beispiel-ETF der Schwerpunkt auf der arabischen Finanzindustrie liegt, dicht gefolgt jedoch von der Erdölförderung und -Veredelung. Und die Diversifizierung der Ölförderer insbesondere in Arabien schreitet schnell voran. Die OPEC, Stimme der Förderländer, rechnet für den Fall, dass russisches Öl und Gas demnächst umfassend boykottiert werden sollten, mit Knappheit vor allem auch wegen der Verarbeitungsengpässe.

Damit rücken auch Ausrüster wie der amerikanische Konzern Halliburton ins Blickfeld der Anleger. Seit Dezember 2021 hat sich der Wert auf derzeit um die 34 Euro glatt verdoppelt; die Nachfrage nach Dienstleistungen und technischer Ausrüstung nimmt vor allem auch in den heimischen USA deutlich zu. Wer ein Problem mit Anlage in nicht-demokratischen Staaten hat, ist also keineswegs ohne Optionen. Schwierig und politisch wird es im Umfeld des Ölthemas aber zwangsläufig.

Neben den arabischen Diktaturen richtet sich das politische Interesse inzwischen wieder auf andere Parias der Weltgemeinschaft: „So bettelt die amerikanische Regierung beim wenig beliebten Herrscher Saudi-Arabiens um eine höhere Förderung; diplomatische Kontakte zu der seltsamen Regierung Venezuelas oder die Hoffnung auf eine Einigung mit Iran über die Kontrolle der nuklearen Fazilitäten haben dasselbe Ziel…“ (Neue Zürcher Zeitung).

Gleichzeitig wird in den USA verstärkt wieder Fracking betrieben. Im Schiefergestein Nord-Dakotas lauern große Mengen eingeschlossenen Öls, und die Technologie ist inzwischen so weit vorangeschritten, dass befürchtete Schäden und negative Folgeerscheinungen weitgehend ausbleiben. Mit dem neuen Aufschwung dürften auch hier die Kosten pro Barrel deutlich sinken, aber natürlich kaum in der kurzen Spanne, die bleibt, um nach Auswegen aus dem russischen Dilemma zu suchen.

Bleibt dann eben noch die Saudi Aramco. Vor wenigen Tagen berichtete der Konzern einen Nettogewinn von 110 Milliarden US-Dollar für 2021, eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr. Das Unternehmen löste übrigens Russland als größten Versorger der Volksrepublik China wieder ab und lieferte allein im Januar und Februar 1,81 Millionen Fass pro Tag. Mit der Liquiditätsschwemme will Aramco nach den Worten seines CEO Amin Nasser vor allem in die Herstellung chemischer Produkte auf Ölbasis, in Wasserstoffherstellung und das Abscheiden und Speichern von CO2 (carbon capture) investieren.

Langfristig, sehr langfristig, könnte sich das Unternehmen mit dem größten fossilen Fußabdruck der Welt zum grünen Energielieferanten wandeln. Einen ganz so weiten Anlagehorizont dürfte der durchschnittliche Privatanleger wohl allerdings nicht haben.

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