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Delivery Hero wächst kräftig und lockt Anleger

Delivery Hero ist dank deutlich gestiegener Bestellungen kräftig gewachsen. Der Umsatz kletterte 2018 ohne das Deutschland-Geschäft um 65 Prozent auf 687 Millionen Euro. Kann aus dem Essenlieferanten ein deutscher Technologie-Spitzenreiter werden?

BÖRSE am Sonntag

Delivery Hero ist dank deutlich gestiegener Bestellungen kräftig gewachsen. Der Umsatz kletterte 2018 ohne das Deutschland-Geschäft um 65 Prozent auf 687 Millionen Euro. Kann aus dem Essenlieferanten ein deutscher Technologie-Spitzenreiter werden?

To take away, bitte. Immer mehr Menschen bestellen ihr Essen nach Hause. Delivery Hero freut sich und vermeldet saftige Umsatzzahlen. Ohne das Deutschlandgeschäft, das im ersten Halbjahr 2019 den Besitzer wechseln soll, kletterte der Umsatz 2018 um 65 Prozent auf 687 Millionen Euro – bereinigt um den Währungseffekt lag das Plus bei 77 Prozent. Einschließlich des Deutschlandgeschäfts erreichten die Erlöse 782 Millionen Euro. Die bereinigte operative Marge liegt bei minus 18 Prozent. Das teilte das seit Juni im MDax notierte Unternehmen am Mittwoch in Berlin mit und übertraf damit die eigene Prognose und die Erwartungen der Experten. Anleger freuen sich und schicken die Anteilsscheine kurzum rund fünf Prozent in die Höhe. Derzeit ist die Aktie für etwa 35 Euro zu haben.

Bereits im Dezember hatte das Berliner Unternehmen mitgeteilt, sein Deutschland-Geschäft für rund 930 Millionen Euro an den niederländischen Konkurrenten Takeaway.com – die Muttergesellschaft des deutschen Wettbewerbers Lieferando – zu verkaufen. Konkret geht es dabei um das operative Geschäft der Marken Foodora, Pizza.de und Lieferheld. Den Hauptsitz des Unternehmens wolle Konzernchef Niklas Östberg weiterhin in Berlin belassen, teilte er am Mittwoch mit: „Wir bleiben in Berlin. Das ist ein deutsches Unternehmen.“

Laut Östberg liegen die wichtigsten Märkte für Delivery Hero künftig in Nahost und Nordafrika. Neben der Türkei, Saudi-Arabien und Kuweit machte der Essenlieferant auch in Südkorea gute Geschäfte. Ein Einstieg in neue Märkte sei vorerst nicht geplant, auch der Kauf weiterer Starups nicht. Ziel sei es, so der Konzern-Chef, den Essenslieferanten zu einem „deutschen Technologie-Spitzenreiter“ zu machen. Berlin biete die Chance, talentierte Mitarbeiter zu gewinnen.

Finanzielle Gewinne sind derzeit bei Delivery Hero noch nicht absehbar. So rechnen Experten bis einschließlich 2019 mit steigenden Verlusten je Aktie. 2020 soll sich das ändern. Mit einer Marktkapitalisierung von 6,7 Milliarden ist das Unternehmen mit rund dem Zehnfachen seines Umsatzes von 2018 und dem Sechsfachem des Umsatzes von 2019 bewertet. Für das laufende Jahr erwartet Delivery Hero Erlöse in Höhe von 1,08 bis 1,15 Milliarden Euro. Inklusive der geplanten Investitionen von bis zu 250 Millionen Euro soll der bereinigte operative Verlust zwischen 270 und 320 Millionen Euro liegen

Laut Analyst Marcus Diebel von der Bank JP Morgan sei der Essenlieferant sehr solide aufgestellt.. Auch der Ausblick auf das Jahr 2019 sei bekräftigt worden. Ähnlich sieht es Christoph Bast, Analyst vom Bankhaus Lampe. Delivery Hero habe seine Schätzungen und die Umsatzerwartungen übertroffen. „Dies wurde durch ein stärker als erwartetes Wachstum in der Region/Nordafrika (MENA) sowie auf dem amerikanischen Kontinent, wohingegen Asien und Europa leicht hinter unserer und der Kostenschätzung bleib“, so Bast.

Entscheidend wird sein, ob es dem Unternehmen gelingt, einerseits zu einer führenden Adresse für Essensbestellungen zu werden und andererseits eine kritische Größe zu erreichen, damit Investitionen in das Wachstum verringert und über die Verteilung der Margen bestimmt werden. Für Anleger sind das jedenfalls sehr verlockende Aussichten – nicht zuletzt, weil ein Umsatzrückgang bei den Berlinern unwahrscheinlich scheint. An den Börsen heißt es in diesen Tagen: Delivery Hero Aktien, to take away, bitte.

Florian Spichalsky