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Apple durchbricht die Schallmauer

Der kalifornische Technologiegigant Apple hat vergangene Woche als erstes Unternehmen weltweit einen Börsenwert von 700 Milliarden Dollar überschritten. Die Applemania erreicht (erneut) ein nie gekanntes Ausmaß, denn die Gerüchte über Autos, die von Apple gebaut werden sollen, verdichten sich. Der Konzern freut sich über den historischen Aktienhöchststand, und die Anleger fragen sich: Geht es etwa noch weiter bergauf? Es sieht ganz danach aus, denn ein Aktienrückkauf steht auch noch ins Haus.

BÖRSE am Sonntag

Der kalifornische Technologiegigant Apple hat vergangene Woche als erstes Unternehmen weltweit einen Börsenwert von 700 Milliarden Dollar überschritten. Die Applemania erreicht (erneut) ein nie gekanntes Ausmaß, denn die Gerüchte über Autos, die von Apple gebaut werden sollen, verdichten sich. Der Konzern freut sich über den historischen Aktienhöchststand, und die Anleger fragen sich: Geht es etwa noch weiter bergauf? Es sieht ganz danach aus, denn ein Aktienrückkauf steht auch noch ins Haus.
 
Der Entdecker Amerikas? Christoph Kolumbus, das weiß doch jedes Kind. Der erste Mensch auf dem Mond? Na klar, Neil Armstrong. Der erste CEO, der mit dem Wert seines Unternehmens die 700-Milliarden-Dollar-Marke geknackt hat? Seit vergangener Woche gibt es auch auf diese Frage eine Antwort. Womöglich sind die Verdienste der Herren Kolumbus und Armstrong für die Menschheitsgeschichte ein wenig höher anzurechnen als der Erfolg, den Tim Cook derzeit feiert. Doch diese Summe Geldes ist einfach gigantisch, und der Nachfolger des Konzerngründers und als Galionsfigur von Presse, Kunden und Fans verehrten Steve Jobs hat sie erreicht. Trotz gewaltigen Erfolgsdrucks. Damit ist Apple fast doppelt so viel wert wie der derzeit zweitplazierte US-Konzern, der Öl-Titan Exxon Mobil.

Allein im vergangenen Quartal verdiente die kalifornische Kultmarke mit dem angebissenen Apfel dank des iPhone 6 unglaubliche 18 Milliarden US-Dollar und verfügt nun über Bargeldreserven in Höhe von rund von 178 Milliarden Dollar. Das hatte den Großinvestors Carl Icahn auf den Plan gerufen. Apple ist die wertvollste Marke weltweit, und der Investor forderte massiv einen Aktienrückkauf. Cook hat lange gezögert – bis jetzt. Auf einer Investorenkonferenz äußerte er die Meinung, dass Apple seiner Meinung nach „überschüssige“ Barbestände an die Aktionäre zurückgeben solle. Das freut alle Anteilseigner – zuerst Icahn.
 
Cook kann sich das Rückkaufprogramm leisten. Dabei ruhen seine Hoffnungen vorerst auf der Apple Watch, von der sich das wertvollste Unternehmen weltweit nicht weniger als eine Revolution erhofft. „Das Aussehen ist fantastisch. Die Vielfalt ist unglaublich. Die Individualisierbarkeit ist unglaublich", schwärmt Cook von der Uhr. Diese kommt beim Apple-CEO vor allem aus gesundheitlichen Gründen zum Einsatz. „Ich nutze meine die ganze Zeit im Fitnessstudio, um meinen Aktivitätslevel zu erfassen. Wenn ich zu lange herumsitze, dann klopft sie bei mir an, damit ich aufstehe und mich bewege. Denn viele Ärzte glauben, dass Sitzen der neue Krebs ist“, erklärt Cook. Darüber hinaus kann man mit der Apple Watch auch telefonieren oder Kurznachrichten schreiben, letzteres sogar mit handgemalten Strichzeichnungen.

Apple will das Leben der Menschen verändern

Neben ihrer herausragenden Technik soll die Uhr durch ihr Design zum beliebten modischen Accessoire werden. Die Bedienung erfolgt über Sprachsteuerung, über einen Touchscreen, der Druckstärke registrieren kann, sowie über eine digitale Krone, die zum Scrollen und Zoomen verwendet werden kann. Dass Apple mit seiner Apple Watch vergleichsweise spät den Smartwatch-Markt betritt, sieht Cook dabei nicht als Nachteil. „Das Tablet-Geschäft verlief ähnlich. Als das iPad herauskam, gab es bereits einige Tablet-Anbieter, aber nichts Weltbewegendes. Ich sehe die sogenannte Smartwatch-Kategorie sehr ähnlich. Sie können bisher nichts, was das Leben verändert hätte. Das ist aber unser Ziel. Wir wollen ändern, wie Sie Ihr Leben leben", verkündet der Apple-CEO erwartungsfroh.

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Durch das Zahlungssystem Apple Pay soll es iPhone- und Apple-Watch-Kunden möglich sein, per Smartphone zu bezahlen – im Internet genauso wie an der Landetheke. Durch einen Funkchip in den Geräten können die neuen Apple-Produkte mit der Kasse des Händlers kommunizieren. Statt mit Bargeld oder der Kreditkarte zu zahlen, reicht bei Apple Pay ein Druck auf den Fingerabdrucksensor, der ein Zeichen an das herkömmliche Kreditkartenkonto des Kunden sendet. Falls Kunden neue Kreditkartendaten beim kalifornischen Weltkonzern hinterlegen möchten, müssen sie lediglich ihre herkömmliche Kreditkarte abfotografieren. Dies ebnet den Weg der analogen in die digitale Bezahlwelt. Zwar ist die Funkchip-Technik, auch als Near Field Communication (NFC) bekannt, die das Bezahlen mit hinterlegten Kreditkartendaten ermöglicht, keine Revolution- Apple Kunden nutzen Kreditkartendaten beispielsweise schon seit geraumer Zeit um Musik über iTunes herunterzuladen.

Dennoch beeinflusst Apple diese Entwicklung durch sein neues Bezahlsystem und vergrößert den Anwendungsraum. Das komplette Bezahlsystem könnte in wenigen Jahren völlig verändert sein. „Die technischen Möglichkeiten entwickeln sich rasant. Auf Basis der aktuellen Technologien und Trends bin ich überzeugt, dass das kontaktlose Bezahlen Münzen und Scheine in 15 bis 20 Jahren weitgehend abgelöst haben wird", sagt Ulrich Dietz von GFT Technologies. Allen Skeptikern und Datenschützern versichert Apple, dass beim Hinzufügen einer Kredit-oder Bankkarte zu Apple Pay die aktuell Kartennummern weder auf dem Gerät noch auf Apple-Servern gespeichert werden.

Kommt „Titan“, das selbstfahrende Apple-Auto?

Doch das ist noch nicht alles. Das größte Ass im Ärmel scheint „Titan“ zu sein, ein selbstfahrender Mini-Van, gespickt mit Apple-Technik. In San Francisco wurde jüngst ein mit Kameras gespickter Mini-Van gesichtet, der auf Apple zugelassen war. Damit bekommen seit einem Jahr immer wieder aufkommenden Spekulationen um ein iCar neue Nahrung – und natürlich würde es von Kameras und Sensoren durch den Straßenverkehr gelotst. Der Apfel-Konzern aus Cupertino soll an einem Projekt arbeiten, mit dem vor allem den Elektroautohersteller Tesla angegriffen werde – das deutet natürlich auf ein selbstfahrendes Auto hin. Außerdem scheint es so zu sein, dass Apple gezielt Tesla-Angestellte anwerben würde. Als Begründung wird genannt, Apples neuestes Projekt sei „einfach zu spannend, um es sich entgehen zu lassen“.

Rund 50 ehemalige Tesla-Mitarbeiter sollen inzwischen ihre Gehälter von Apple beziehen. Auch Namen werden genannt: Johann Jungwirth leitete bis vor kurzem das Daimler-Forschungszentrum im Silicon Valley - nun arbeitet er bei Apple. Leiter des iCar-Projektes könnte Steve Zadesky sein, der sein Handwerk bei Ford lernte.  Es irritiert auch kaum, dass Apple nicht – wie etwa Google – eine Linzenz für die Entwicklung selbstfahrender Automobile besitzt. Mit Geld lassen sich Partner für alles finden, auch für Autos. Im vergangenen Jahr hatte Apple-Vorstandsmitglied Mickey Drexler bereits erklärt: „Wenn Steve Jobs noch leben würde, würde er ein iCar designen.“ Und wer 178 Milliarden US-Dollar auf der hohen Kante hat, kann mit Fug und Recht an den Einstieg in die Auto-Produktion denken. Apple ist, so gesehen, ein heißerer Kandidat in puncto Mobilität der Zukunft als Tesla und Google.

Es deutet vieles weiter darauf hin, dass Apple noch genügend Asse im Ärmel hat, um auch weiterhin auf Rekordjagd zu gehen. Tim Cook versteht es dabei diese geschickt zu positionieren. Er verfügt zudem über die Gabe, den Aktionären schlüssig darzustellen, warum Apple trotz des jüngsten Quartalsumsatzrekords von 74 Milliarden Dollar seinen Zenit noch nicht überschritten hat. Zwar ist nicht bekannt, ob Cook auch eine Mondfahrt plant, um auf den Spuren Armstrongs zu wandeln. Aber wenn es ein neues Mond-Auto geben sollte, eines Tages, dann wird es wohl eines von Apple sein.