Apple – zwischen Revolution und Stagnation
Kaum ein Unternehmen polarisiert so sehr wie der kalifornische Technologiekonzern Apple. Das wertvollste Unternehmen der Welt ist überaus erfolgreich – Kauf eines Cloud Unternehmens, Revolutionierung des Bezahlens und ein neues iPhone sollen Apple auch 2016 auf der Erfolgsspur surfen lassen. Doch Gerüchte über stagnierende Verkaufszahlen beim iPhone machen die Runde – hält der Apple-Hype weiter an?
Kaum ein Unternehmen polarisiert so sehr wie der kalifornische Technologiekonzern Apple. Das wertvollste Unternehmen der Welt ist überaus erfolgreich – Kauf eines Cloud Unternehmens, Revolutionierung des Bezahlens und ein neues iPhone sollen Apple auch 2016 auf der Erfolgsspur surfen lassen. Doch Gerüchte über stagnierende Verkaufszahlen beim iPhone machen die Runde – hält der Apple-Hype weiter an?
Nummer 1. Diese Nummer scheint Apple schon langfristig überall gebucht zu haben. Zumindest laut der Rangliste des Beratungsunternehmen Boston Consulting Group (BCG). Bei den innovativsten Unternehmen konnte sich Apple mal wieder gegenüber allen anderen behaupten und den ersten Rang behaupten. Auch Ranglisten zum wertvollsten Unternehmen weltweit, und hier durchaus nicht nur der BCG, zeigen Apple – auf dem ersten Platz, wo auch sonst?
Die kalifornische Kultfirma ist nicht nur wirtschaftlich extrem erfolgreich, sondern polarisiert auch wie derzeit kein anderes Unternehmen. Oder campen vor ähnlich großen Unternehmen wie Exxon Mobil Menschen tagelang vor den Läden, um den ersten Liter Dieselöl zu bekommen? Gibt es etwa bei General Electrics um Glühbirnen oder Staubsauger einen Hype, der schon fast religiöse Ausmaße einnimmt? Nein – so etwas wie die Riesenanstürme auf die neuen iPhones oder eine Gruppierung, die sich selbst als „Apple-Jünger“ tituliert, das gibt es sonst nirgendwo. Und das ist auch irgendwie Teil des enormen Erfolgs. Und diesen können selbst Kritiker der Firma mit dem angebissenen Apfel nicht absprechen.
Alleine im vierten Quartal 2015 konnte Apple 51 Milliarden umsetzen. Das sind 22 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Auch sonst gibt es für Apples Zahlen nur eine Richtung: nach oben. Vor allem im kriselnden „greater China“ – China, Hongkong, Taiwan und Macao – legte Apple gewaltige Verkaufszahlen vor. Mit einem Umsatz von 12,5 Milliarden alleine in drei Monaten löste China Europa als zweitwichtigsten Markt ab. Noch vor einem Jahr war der Umsatz um sagenhafte 99 Prozent geringer gewesen.
Aber Apple konnte nahezu überall mehr Geld machen. So waren die Zahlen in Japan im vierten Quartal um 37 Prozent höher als noch im dritten. Aber auch der heimische, der nordamerikanische Markt: er boomt weiter. Mit 21,7 Milliarden gab es hier einen Zuwachs um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Grund dafür war wieder einmal der Erfolgsgarant Apples: Das iPhone. Vor allem bedingt durch das neue iPhone 6s schnellten die Verkaufszahlen in die Höhe und Apple verkaufte in diesen drei Monaten über 48 Millionen Stück und damit 22 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Auch das klassische iPhone scheint für das Unternehmen lukrativer zu sein, denn der Umsatz mit dem beliebten Smartphone stieg im Vorjahresvergleich sogar um 36 Prozent. Die neuen ipads scheinen dagegen ihre Wirkung zu verfehlen, Sowohl Stückverkauf als auch Umsatz stürzen um 20 Prozent ab. Doch trotzdem ist auch dieses Quartal, wie so ziemlich jedes Quartal der letzten Jahre, ein Riesenerfolg. Ein Quartalsgewinn von 11,1 Milliarden Dollar spricht für sich.
Sensationelle Zahlen für 2015
Das Jahr 2015 war auch als Ganzes mal wieder ein Erfolgsjahr: Mit einem Umsatz von 234 Milliarden Dollar konnte man sich wieder um gewaltige 28 Prozent selbst übertreffen. Insgesamt verkaufte Apple 300 Millionen Geräte – die meisten davon iPhones. Doch nun das: ausgerechnet die Gewinnmaschine iPhone verbreitet schlechte Stimmung im Unternehmen! Die Schweizer Bank Credit Suisse behauptete schon vor Wochen, Apple hätte die Produktionszahlen des iPhones für das Weihnachtsgeschäft um zehn Prozent gekürzt. Die überragenden Quartalszahlen täuschen offenbar trotzdem darüber hinweg, dass Apple sich vom 6s noch etwas mehr erwartet hätte. Die zu erwartenden Verkaufszahlen sollen ungefähr im Bereich der Vorgängermodelle liegen, aber nicht, wie von Apple erhofft, weit darüber. So sollen es im Weihnachtsgeschäft zwischen 70 und 75 Millionen verkaufte Einheiten sein. Das ist im Vergleich zum letzten iPhone mit 74,5 Millionen verkauften Geräten keinesfalls schlecht, aber auch kein Wachstum mehr. Trotzdem wird Apple im Januar 2016 mit dem Iphone 6c auf einen weiteren Hype und den damit verbundenen steigenden Umsätzen hoffen.
Um den Unternehmenserfolg trotzdem unabhängiger vom iPhone zu gestalten, versucht Apple gleich mehrere Branchen zu revolutionieren. Die erste Revolution wurde mit der Einführung von Apple Music gemacht. Der Streaming-Dienst ist innerhalb kürzester Zeit rasant gewachsen und kann nun 6,5 Millionen zahlende Kunden aufweisen. Nach nur wenigen Monaten ist Apple Music nach Spotify die Nummer zwei in der Branche. Nun hat lässt Apple aber ihre Music-Streaming App auch auf Android-Betriebssystemen laufen, die rund 80 Prozent des Marktes bestimmen. Dies könnte der letzte und entscheidende Schritt zur Revolutionierung dieser Branche sein. Bis jetzt ist „big Apple“ auf jeden Fall auch hier auf gewinnbringendem Weg.
Doch wichtig die Musik auch ist: die wohl noch viel bedeutendere Revolution hat Apple mit „Apple Pay“ ins Leben gerufen. Der Bezahldienst soll nicht nur Konkurrenten wie „Paypal“ Marktanteile abnehmen, sondern – man höre und staune – das Bargeld langfristig abschaffen. In Amerika kann man mittlerweile in mehr als 250.000 Geschäften, darunter McDonalds und Starbucks, mit Apple Pay bezahlen. Mittlerweile wurden diese Dienste auf Australien, Kanada und Großbritannien ausgeweitet und mit weltweit über 800 Banken harmoniert. Bis „Apple Pay“ auch in Deutschland ankommt, scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein. Ob sich der Dienst aber wirklich durchsetzt wird und das Bargeld langfristig obsolet macht, ist bei Betrachtung der Traditionen beim Umgang mit Geld hierzulande durchaus fraglich. Aber bei Apple scheint nichts unmöglich.
Die unerschöpflichen Ressourcen der Cloud
Eine weitere Branche, in der eine Revolution ansteht, ist das Clougeschäft. Inzwischen setzt Apple hier Milliarden um, und die Clouddienste wachsen schnell wächst wie kaum eine andere Branche. Apple hat hier zwar mit iCloud Drive ein eigenes System, doch dieses ist mit Stabilitätsproblemen und fehlerhaften Datensynchronisationen verbunden. Um auch in diesem Geschäft an die Spitze zu kommen, möchte Apple im kommenden Jahr eine spektakuläre Übernahme anpeilen. Schon 2009 versuchte Steve Jobs Dropbox zu übernehmen – es gelang ihm nicht. Dieser Fehlschlag wird Apple im Nachhinein Milliarden kosten. Sieben Jahre später wird wohl wieder eine Übernahme versucht, diesmal aber rund zehn Milliarden Dollar schwer – deutlich teuer als damals. Da Apple aber über ein Barvermögen von 205,7 Milliarden Dollar verfügt, wäre diese Übernahme locker zu meistern und ein Fuß in die Tür einer boomenden Branche. Auch aufgrund dieser Entwicklungen hat Goldman Sachs die Apple-Aktie auf ihre „Conviction Buy List“ aufgenommen. Apple solle man, so die Bank, nicht nur als Hardware-Wert wahrnehmen, sondern zunehmend als Dienstleister. Apple könne in den kommenden Jahren unter anderem stark von TV-, Musik- und Bezahlungsdienstleistungen profitieren, hieß es in einer weiteren Studie.
Trotz positiven Zahlen und vermehrt positiven Entwicklungen im Umfeld von Apple ist der „Apple-Hype“, der noch vor fünf Jahren Anleger zum Kaufen der Apfel-Aktie trieb, erloschen. Nach fünf gigantischen Jahren zwischen 2005 und 2010 mit Kursgewinnen von knapp 1.000 Prozent ging es seitdem auf den Kurstafeln immer schleichender voran. Im gesamten Jahr 2015 konnte die Aktie keine wirklichen Kursgewinne verbuchen und dümpelt bei rund 115 Dollar. Viele Experten sehen Apple einfach als zu hoch bewertet an – so könnte der „Apple-Hype“ vom Segen zum Fluch werden.
Alles in allem befindet sich Apple aber weiterhin auf einem sehr guten Weg. Sollte der Hauptumsatz durch das iPhone sich allerdings nicht verbessern oder sogar verschlechtern, wäre das allerdings ein Tiefschlag für das Unternehmen – weniger wegen der Fundamentaldaten, sondern wegen des Images und natrülich wegen des Aktienkurses. Durch neue Dienstleistungen und Branchenrevolutionen stellt sich Apple zwar immer breiter auf und scheint für die Zukunft gerüstet. Ob die Aktie aber auch für Anleger wieder ein großer Spaß wird, muss sich in 2016 zeigen. Die Nummer eins ist Apple in vielen Bereichen immer noch – doch die Konkurrenz schläft nicht. VAL