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UNTERNEHMEN  Trading  Fonds  ZERTIFIKAT E  ro hstofe  Lebensart  AKTIEN & MÄRKTE Kolumne Aktien Europa: Einstieg mit Perspektive Geht es um das langfristige Kurspotenzial einer Aktie, geht es in erster Linie um die Bewertung und damit auch um die Gewinnerwartung des Unternehmens. Sie sind das Salz in der Suppe für Anleger. An den europäischen Aktienmärkten ging es in dieser Beziehung zuletzt eher fad zu: Starteten die Analysten noch mit einigen Hoffnungen ins Jahr 2014, mussten sie ihre Prognosen Monat für Monat nach unten korrigieren – negative Gewinnrevisionen waren in den vergangenen vier Jahren die Regel. Nun aber könnte ein Ende dieses negativen Trends bevorstehen. Hinweise darauf gibt zum Beispiel der globale Einkaufsmanagerindex (PMI): Nach unseren Analysen deutete in der Vergangenheit ein PMI-Wert ab 54 auf einen Wechsel von Abwärts- zu Aufwärtsrevisionen der Gewinnerwartungen europäischer Unternehmen hin. Im September überschritt der PMI nun mit einem Wert von 54,9 Punkten erstmals seit dem zweiten Quartal 2010 wieder diese Schwelle. Für die Weltwirtschaft bedeutet das: Wachstumsraten um 4,0 Prozent erscheinen wieder möglich. In diesem Umfeld könnten sich die Gewinnerwartungen der europäischen Unternehmen auch langfristig aufwärts entwickeln – zumal die von uns erwartete weitere Schwächung des Euro exportorientierte Unternehmen aus der Eurozone bereits mittelfristig zusätzlich stärken könnte. Interessante Anlagemöglichkeiten am europäischen Aktienmarkt zu finden ist allerdings nicht ganz einfach. Denn die vier größten Volkswirtschaften der Eurozone – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien – stellen allein knapp 90 Prozent der Marktkapitalisierung des europäischen Aktienindex Euro Stoxx 50. Irland zum Beispiel kann zwar Fortschritte bei der Krisenbewältigung vorweisen, doch ist der irische Aktienmarkt auch aufgrund seiner geringen Marktkapitalisierung kaum investierbar. Italienische Aktien verfügen dagegen derzeit nur über begrenztes Potenzial: Die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der italienischen Wirtschaft leiden darunter, dass kaum strukturelle Fortschritte erzielt werden.Ähnlich wie Italien hat auch Frankreich mit der im Inland geringen Akzeptanz seiner Reformpläne zu kämpfen. Schon die zaghaften Versuche der Regierung treffen derzeit auf massive Widerstände der Gewerkschaften. Spanien hingegen scheint seine Hausaufgaben gemacht zu haben: Die starke Exportorientierung der spanischen Wirtschaft sowie die Initiierung und Umsetzung struktureller Reformen haben das einstige Krisenland konjunkturell stabilisiert. Der schwache Euro könnte diesen Trend unterstützen. Die deutsche Wirtschaft leidet aufgrund ihrer engen Handelsbeziehungen mit Osteuropa aktuell zwar besonders stark unter dem schwelenden Ukraine-Konflikt. Die sinkenden Auftrags- und Produktionsdaten aus dem Spätsommer sollten aber lediglich saisonal bedingt sein und dürften sich schon kurzfristig wieder erholen. Zudem wird der deutsche Leitindex derzeit mit einem Bewertungsabschlag zum europäischen Euro Stoxx 50 gehandelt, was die Attraktivität deutscher Aktien in meinen Augen unterstreicht. Anleger sollten ihren Anlagefokus daher vorrangig auf die Aktienmärkte in Deutschland und Spanien legen – beiden Ländern schreibe ich aufgrund ihres hohen globalen Umsatzanteils ein interessantes Anlagepotenzial zu. Der deutsche Aktienmarkt dürfte aufgrund seiner konjunktursensiblen Ausrichtung von einer anziehenden Weltwirtschaft in besonderem Maße profitieren. Mit einem Engagement im spanischen Aktienmarkt erhalten Anleger zudem die Chance, an den positiven Effekten der voranschreitenden Strukturreformen zu partizipieren. Dr. Ulrich Stephan Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank BÖRSE 19 am Sonntag · 50 | 201 4


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