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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Durch Ruhe und Gelassenheit sind Frauen die besseren Anleger Sie schichten weniger häufig die Depots um, bleiben länger bei einer Strategie und gehen sehr strukturiert vor. Deshalb erzielen Frauen häufig bessere Anlageerfolge: Die US-Tradingseite SigFig hat mehr als 2,5 Mil-lionen Aktienportfolios mit einem Gesamtwert von über 350 Milliarden Dollar analysiert. Dieser Auswertung zufolge Anlagestrategie: Mit weiblicher Taktik zum Anlageerfolg Thomas Buckard Vorstand der Michael Pintarelli Finanzdienstleistungen AG, Wuppertal haben Frauen 2014 durchschnittlich mehr Gewinne eingefahren als Männer, nämlich 4,7 Prozent im Vergleich zu 4,1 Prozent, also rund 15 Prozent mehr. Warum ist das so? Die Praxis hat gezeigt, dass die Damen Dinge vielmehr hinterfragen als Herren und länger brauchen, um Vertrauen in einen Berater und eine Strategie zu fassen. Das bringt ihnen aber einen maßgeblichen Vorteil bei ihren Investment-Entscheidungen: Sind sie von einer Anlagestrategie wirklich überzeugt, bleiben sie auch dabei. Sie sind deutlich ruhiger und gelassener – auch in Extremsituationen. Frauen neigen weder zu Panikreaktionen, wenn die Kurse einmal sinken, noch verfallen sie in Gier und wollen bei aufwärts tendierenden Märkte immer mehr an der Renditeschraube drehen. Ein entscheidender Vorteil gegenüber männlichen Anlegern scheint die Tatsache zu sein, dass Frauen eher „loslassen“. Die Auswahl von Einzeltiteln spielt für sie keine echte Rolle, sie lassen sich nicht von Trends leiten und orientieren sich in der Regel auch nicht an Börsenbriefen etc.. Haben Frauen ihre In-vestment-Entscheidung einmal gemeinsam mit dem Berater getroffen, wird eine Markttendenz oder ein Thema, das viel diskutiert wird, sie nicht von ihrer Haltung abbringen. Anlegerinnen sind viel weniger beeinflussbar als ihre männlichen Pendants. Diese versuchen häufig, viele Informationen zu bekommen und entwickeln einen „Jagdtrieb“ bei der Geldanlage. Auch, um im Gespräch mit anderen Männer in gewisser Hinsicht mit ihren Anlageerfolgen auftrumpfen zu können. Frauen neigen hingegen nicht dazu, ihre Investments in größerer Runde zur Schau zu stellen. Das alles führt dazu, dass Frauen ihr Depot viel seltener umschichten als Männer, wie die SigFig-Studie ergeben hat. Auf diese Weise werden Frauen tatsächlich zu den erfolgreicheren Anlegern. Pro & Contra Die Niedrigzinsphase wird zeigen wer die erfolgreicheren Anleger sind Die Frage, ob Frauen oder Männer die besseren Anle-ger sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. In der Anlagestruktur von Männern spiegeln sich, genauso wie bei Frauen, letztlich Motive wieder. Frauen fühlen sich häufig in Anlagethemen wohler, mit denen sie Motive der Existenzsicherung oder Sascha Anspichler Geschäftsführender Gesellschafter der FP Asset Management GmbH in Freiburg die der Familien- und Altersvorsorge zielgerichteter erreichen. Daher bevorzugten sie bisher vor allem Festzinsanlagen und Immobilien. In Zeiten von Börsencrashs konnten Frauen mit diesem Ansatz hervorragend punkten. Zusätzlich profitierten Frauen vom Phänomen steigender Anleihe- und Immobilienpreise, die insbesondere durch die Zinssenkungspolitik der Zentralbanken ausgelöst wurden. Spannend wird sein, wie Frauen nun auf die veränderten Märkte beziehungsweise Perspektiven reagieren. Im heutigen Null-Zins-Umfeld sind mit heimischen Festanlagen tendenziell Vermögensverluste auf Raten zu erwarten. Hinzu kommt, dass haussierende Immobilienmärkte automatisch eine höhere Verschul-dung bei Neuinvestitionen auslösen – Schulden machen gehört sicher nicht zu den klassischen Motiven der Frau. Die Frage nach den besseren Anlegern würde ich gerne nochmals in fünf Jahren aufnehmen - denn Geld gut anlegen heißt auch, auf geänderte Marktbedingungen zu reagieren. Unabhängig vom Geschlecht: Es ist nicht derjenige automatisch der bessere Anleger, der „zufällig“ im richtigen Markt investiert ist. Wie Männer und Frauen auf die geänderten Marktbedingungen reagieren bzw. sie für sich nutzen sollten: Immobilienfinanzierungen, die vor mindestens zehn Jahren abgeschlossen wurden, können unter Einhal-tung einer sechsmonatigen Frist gekündigt und die Zinskonditionen neu verhandelt werden. Wer sein Vermögen vor Verlust durch Null-Zinsen schützen möchte, muss seinen Blick auf die internationalen Zinsmärkte weiten und die Dividende bei Aktien als Ertragsalternative akzeptieren. 06 BÖRSE am Sonntag · 17/1 5


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