Page 14

BaS_23-15

UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Denkzeit  Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE unter 96 Euro. In den letzten drei Monaten zeigte der Trendpfeil für das Siemens-Papier deutlich nach unten. Mitte März kostete eine Siemens-Aktie noch rund 105 Euro. Das derart niedrige Preisniveau der Aktie veranlasst einige Analysten, Kaufempfehlungen auszusprechen. So schrieb Analyst Gael de Bray von der französischen Societe Generale in dieser Woche, dass der Industriekonzern von einer Erholung in Europa stark profitieren würde. Politische Unterstützung könnte der Technologiekonzern aus Brüssel bekommen: Aus dem Investitionsplan der Europäischen Kommission könnten wohl ein paar Aufträge für die Münchener resultieren, so de Bray. Ebenso kann auch General Electric in Europa profitieren. Das US-amerikanische Unternehmen macht in vielerlei Hinsicht einen moderneren, agileren und schnelleren Eindruck als das deutsche Traditionsunternehmen. Dort hat sich inzwischen fast eine erfrischende Start-Up-Kultur im Riesenkonzern entwickelt, von der Siemens selbst nach der Umstrukturierung weit entfernt ist. In Europa gibt sich GE gern arrogant und hält die „Münchener Kollegen“ in allen Belangen für weit rückständig. Trotz der großen Worte hat GE auf dem alten Kontinent mitunter massive Probleme. Gerade in Deutschland bekommt Siemens oftmals den Zuschlag. Vor der englischen Norfolk-Küste hat der britische Versorger Scottish Power in dieser Woche einen Auftrag vergeben. Reuters berichtet von einem Ordervolumen zwischen 750 bis 850 Millionen Pfund. Siemens und andere deutsche Unternehmen wie E.On hatten in letzter Zeit vermehrt Aufträge für Offshore-Projekte von Großbritannien zugesagt bekommen. Siemens baut aktuell an einer Offshore-Windkraft-Fabrik in Hull. Dort sollen später auch die Rotorblätter und Turbinen für das Norfolk-Projekt gefertigt werden. Rund 3.000 Arbeitsplätze werden dort durch die Windfarm geschaffen. Weitere 4.500 Stellen werden gestrichen In der restlichen Siemens-Welt geht der Stellenabbau aber munter weiter. Noch 4.500 Stellen werden weltweit gestrichen. In Deutschland wird es noch weitere 2.200 Mitarbeiter treffen. Insgesamt will das Unternehmen global 13.100 Jobs abbauen. Die Energiewende habe Siemens „dauerhaft jede Basis entzogen, in Deutschland unsere Produkte und Lösungen im Bereich der fossilen Energie zu verkaufen“, so CEO Kaeser. Daher müssten hierzulande einige Stellen abgebaut und in Wachstumsmärkten neu aufgebaut werden. Bei all der Umstrukturierung, Neuausrichtung und Entbürokratisierung fehlen bislang allein die Erfolge. Eine Bestätigung, dass die Kaeser-Maßnahmen sinnvoll sind, blieb bisher aus. Doch im nächsten Jahr soll alles besser werden, vertröstet das Unternehmen seine Stakeholder. „2016 wird das Jahr der Optimierung“, proklamiert der Vorstandsvorsitzende. Dann sollen sich die Umbaumaßnahmen auch in der Bilanz widerspiegeln. Von den Aktionären wird also ein langer Atem abverlangt. Branchenexperten wissen: Technologie ist ein schnelllebiges Geschäft. Täglich werden im Hause Siemens über 30 Erfindungen gemeldet. Wieso kann sich also die Struktur eines Technologiekonzerns nicht schnell verändern oder neu erfinden? Kaeser sitzt bereits seit 2013 in der sechsten Etage der Münchener Zentrale. Wo bleiben die bahnbrechenden Fortschritte? Physiker wissen: Masse ist träge. Ein großer Konzern braucht also seine Zeit im Veränderungsprozess. Bis dahin müssen sich wohl auch die Anteilseigner mit einer eher trägen Aktienentwicklung zufrieden geben. WCW 2016 wird das Jahr der Optimierung. 14 BÖRSE am Sonntag · 23/1 5 Unternehmen der Woche


BaS_23-15
To see the actual publication please follow the link above