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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstofe   Denkzeit  Lebensart Auf zum nächsten Akt (Teil 3 von X) Reinhard Schlieker ZDF Wirtschaftskorrespondent Sonntag , 23. August 2015 AKTIEN & MÄRKTE Schliekers Woche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Tops und Flops-, Zahl der Woche, Termine der Woche . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Kopf der Woche: Jeff Bezos, Aphorismus der Woche . . . . . . . . . . . . . . . 4 Pro & Contra: Goldlust oder Goldfrust?. . . . . . . . . . . . . . 5 Märkte im Überblick: S&P 500, DAX, STOXX Europe 600 Automobile & Parts . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Kolumne: Dr. Ulrich Stephan . . . . . . . . . . 7 Spezial: China . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Aktie der Woche: RWE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 UNTERNEHMEN Unternehmen der Woche: Coca-Cola. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Unternehmens-News. . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Aktuell: Rohöl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Gastbeitrag: LARAcompanion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Lebensart Kunstmarkt: Colnaghi . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Produkt der Woche: American Express . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Sommerfrische der Woche: District of Columbia. . . . . . . . . . . . . . . . . .34 Impressum/Disclaimer . . . . . . . . . . . . . . 40 Griechenland kann, muss jedem leidtun, der die Überzeugung vertritt, dass Menschen, und auch Länder, eine faire Chance haben sollten. Der Bundestag, der – neben anderen Parlamenten des Euroraums – einem neuen Rettungspaket zugestimmt hat, scheint diese Überzeugung mehrheitlich nicht zu besitzen. Denn das Beschlossene dient weder der Eurozone noch dem europäischen Gedanken oder dem Frieden noch Griechenland selbst. Man hat – Verzeihung –im Bereich der Entwicklungshilfe mittlerweile fest verankerte Erkenntnisse nicht beherzigt: dass nur Hilfe zur Selbsthilfe eine gewisse Aussicht auf Erfolg hat, zumindest in der Dritten Welt. Die vielen Milliarden haben Griechenland nicht geholfen, im Gegenteil: Die Geldgeber hätten sich darüber klar sein müssen, dass zunächst ein vollständiger Schuldenerlass und anschließend eine fest vereinbarte monatliche Unterhaltszahlung den gleichen Effekt gehabt hätten. Nur mit weniger Zirkus drumherum. Schon das zweite Hilfspaket hielt damals Finanzminister Schäuble für völlig undenkbar – gerade diese Woche warb er mit sensationellem Erfolg im Parlament für das dritte. Griechenland sah sich mit der ersten Auszahlung von 13 Milliarden Euro in der Lage, seine fällige Kreditrate an die EZB pünktlich zum 20. August zu überweisen. 26 Milliarden sind freigegeben, mindestens 86 sollen es werden (wohl eher mehr). Gekoppelt an Reformbeschlüsse, die der nun zurückgetretene Ministerpräsident noch durchs Parlament brachte – Alexis Tsipras will sich dafür in vier Wochen wiederwählen lassen. Man weiß nicht, ob Tsipras inzwischen an einen Reformerfolg glaubt oder darauf setzt, dass, wie bisher, jede zaghafte Anstrengung spätestens in der zweiten Beamtenebene hängenbleibt. Es sei die Prognose erlaubt, dass das so nichts wird und das vierte Hilfspaket schon mal konzipiert werden sollte. Oder tatsächlich das einzig Hilfreiche stattdessen: Griechenland braucht eine Stundung seiner Schulden, was die Eurozone sofort unternehmen könnte, wenn das Land aus dem Euro ausscheidet. Und letzteres ist die einzige Chance, in Einklang mit den heimischen Wirtschaftsstrukturen einen Neuanfang zu machen – die Reformen wären aber auch dazu notwendig. Bereits Beschlossenes übungshalber auch mal umzusetzen, schadet also nichts. Mit der eigenen Währung wettbewerbsfähig zu werden: das wäre ein Ziel für ein Jahrzehnt, denn Grundlagen sind da – und beileibe nicht nur Landwirtschaft. Pharma, Schiffbau und dergleichen liegen auch deshalb am Boden, weil der Euro es so erzwingt. Der Tourismus wäre die Cash Cow des Drachmenlandes. Der Austritt, den man leicht ermöglichen könnte, würde außerdem die Institutionen der Eurozone aus dem permanenten, immer offensichtlicher werdenden Rechtsbruch erlösen: EZB, ESM, EU-Kommission und auch die nationalen Parlamente dürften sich befreit fühlen. Dem europäischen Gedanken stünden nicht mehr die unsägliche Laviererei und all die Ressentiments im Wege. Griechenland stünde es frei, sich – wie andere auch, von Litauen bis zur Slowakei – dem Beitrittsverfahren für die Währungsunion zu stellen, mitsamt einem funktionierenden Statistikamt. Ist es nicht traumhaft? Dann wird es wohl eher nichts. Was denken Sie über dieses Thema? Schreiben Sie gerne direkt an den Autor Reinhard Schlieker unter schlieker@boerse-am-sonntag.de 02 BÖRSE am Sonntag · 34/1 5 Schliekers Woche


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