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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Wird die EZB noch einmal nachlegen? EZB-Chef Mario Draghi hat es derzeit alles andere als leicht. Das selbstgesteckte Inflationsziel von 2% liegt noch immer in weiter Ferne und dürfte damit das dritte Jahr in Folge verfehlt werden. Darüber hinaus schwächen sich die Wachstumsperspektiven in der Eurozone ab. Die Stimmung bei den Unternehmen trübt sich stärker als erwartet ein und lässt die aktuellen Prognosen der EZB allzu optimistisch erscheinen. Entsprechend wächst im Vorfeld der März-Sitzung der Druck, die Wachstums- und Inflationsprognosen deutlich nach unten zu revidieren. Gleichzeitig hofft der Markt, dass die EZB das Gaspedal noch einmal kräftig durchdrücken wird und diesmal mehr beschließt als nur eine nochmalige Absenkung des Einlagenzinses. Ölpreis, Nahrungsmittel und mehr: Kehrt die Deflation zurück? Minus 0,2% - So schwach hatte kaum ein Experte die Inflation in der Eurozone im Februar erwartet. Natürlich ist ein Teil des starken Inflationsrückgangs auf den neuerlichen Preisrutsch beim Öl zurückzuführen. Auch die Lebensmittelpreise haben leicht nachgegeben. Doch wäre es zu einfach, die niedrige Inflationsrate nur auf diese beiden, bekannt volatilen Komponenten zu schieben. Denn auch die Kernrate ist im Februar spürbar gefallen. Mit 0,7% liegt sie auf einem 10-Monatstief und signalisiert damit, dass es auch in der Breite keinen inflationären Druck in den 19 Eurostaaten gibt. Das EZB-seitige Ziel von knapp 2% Inflation bleibt damit wohl auch im weiteren Jahresverlauf unerreichbar. Und auch die mittelfristigen Inflationsprojektionen der europäischen Währungshüter dürften bei der März-Sitzung kräftig nach unten revidiert werden. Wachstumsperspektiven trüben sich ein Doch nicht nur von der Inflationsseite droht der EZB Ungemach. Auch die Wachstumsperspektiven trüben sich zunehmend ein. So haben die deutschen Stimmungsindikatoren in der vergangenen Woche beispielsweise ein neues Abwärtssignal generiert. Der gleitende Durchschnitt beim ifo-Geschäftsklimaindex ist nach unten gekippt. Und auch die Frühindikatoren in den meisten anderen Eurostaaten können derzeit nicht wirklich überzeugen. Zwar signalisieren stimmungsbasierte Konjunkturindikatoren manchmal zu Unrecht einen Abschwung – etwa 2014, als sich die Konjunktur nicht merklich abschwächte. Aber anders als damals hat sich das konjunkturelle Umfeld in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert. Dies zeigt der Commerzbank Frühindikator für die deutsche Wirtschaft (Early Bird), der mit der Geldpolitik, der Weltwirtschaft und der Entwicklung am Devisenmarkt die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Konjunktur in Deutschland zusammenfasst. Während der Early Bird ab Frühjahr 2014 wieder nach oben wies und damit ein besseres Umfeld für die Konjunktur signalisierte, ist er seit dem Frühjahr des vergangenen Jahres deutlich gefallen. Von Chris-Oliver Schickentanz 16 BÖRSE am Sonntag · 09/1 6 Kolumne


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