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AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN  FONDS  ZERTIFIKATE  Rohstoffe   Lebensart Problem 1: Euro-Abschwächung verliert an Schwung Im vergangenen Jahr hatte die massive Euro-Abwertung des Jahres 2014 die Wirtschaft deutlich angeschoben. Immerhin lag der reale Außenwert einer fiktiven D-Mark im Frühjahr 2015 mehr als 8% unter seinem Stand ein Jahr zuvor. Damit war der Impuls vom Devisenmarkt zeitweise so stark wie zuletzt nach der Jahrtausendwende. Seitdem hat der Euro jedoch insbesondere gegenüber den Währungen vieler Schwellenländer spürbar zugelegt, so dass der Außenwert im Februar knapp 2% höher liegen dürfte als vor einem Jahr. Damit lässt der konjunkturelle Rückenwind vom Devisenmarkt deutlich nach. Problem 2: Die Sache mit den Emerging Markets Und auch die nachlassende Wachstumsdynamik in den Emerging Markets ist ein ernstzunehmender Risikofaktor für die deutsche und die europäische Wirtschaft. Insbesondere die strukturellen Probleme in China dürften dazu führen, dass die Exporte deutscher und europäischer Unternehmen nicht mehr ganz so stark steigen werden wie in der Vergangenheit. Die EZB wird daher im März gar nicht anders können als ihre bisher sehr optimistischen Wachstumsprognosen – sie liegt mit 1,7% Wachstumserwartung für 2016 sogar knapp über dem Konsens der Volkswirte – nach unten abzusenken. Der Druck wächst Angesichts dieser Gemengelage – erneute Verfehlung des Inflationsziels UND Abwärtsrisiken beim Wachstum – verwundert es nicht, dass der Druck auf die EZB im Vorfeld der März-Sitzung wächst. Denn natürlich wird aktuell von einigen Marktteilnehmern wieder das Deflationsgespenst aus den Mottenkisten hervorgeholt. Allein die Diskussion darüber, ob es in der Eurozone analog Japan eine längere deflationäre Phase geben könnte, dürfte der EZB schon ein Dorn im Auge sein. Und so dürften es die Gegner weiterer Maßnahmen im geldpolitischen Rat zunehmend schwerer haben, sich durchzusetzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB daher im März mehr beschließt als nur eine kleine Absenkung des Einlagenzinses, steigt. Wie reagiert der Markt? Der Markt dürfte auf zusätzliche Maßnahmen der EZB nur mit verhaltener Freude reagieren. Denn je länger unkonventionelle Instrumente wie z.B. Anleihekäufe genutzt werden, desto geringer fällt ihre jeweilige Wirkung aus. Und natürlich kann man sich Chris-Oliver Schickentanz Chefanlagestratege bei der Commerzbank AG schon fragen, ob es für eine Wirtschaftsregion spricht, wenn die heimische Notenbank noch knapp acht Jahre nach dem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise zu immer neuen Maßnahmenpaketen gezwungen ist. Eine nachhaltige Trendwende mit deutlich höheren Kursen werden wir am Aktienmarkt daher wohl erst erleben, wenn sich die weltwirtschaftlichen Perspektiven stabilisieren und sukzessive verbessern. Hiermit rechnen wir frühestens im zweiten Quartal. An unserer Strategie „In Schwäche kaufen“ hat sich aber trotzdem nichts geändert. Denn das aktuelle Marktniveau preist deutlich schlechtere Szenarien ein als ein moderates Wachstum der Weltwirtschaft. Von daher sollte diese Übertreibung in den kommenden Monaten sukzessive korrigiert werden und die Kurse zum Jahresende deutlich höher stehen als heute. 17 BÖRSE am Sonntag · 09/1 6 Kolumne


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